Letzte Schneereste blitzen an schattigen Stellen in den höchsten Lagen noch hervor, aber sie dürften nun rapide schmelzen. Die Skier sind ohnehin im Keller verstaut.

Die Wintersportsaison 2023/24 ist im Schwarzwald-Baar-Kreis nicht erst seit Ostern beendet, sondern schon seit Anfang März. Der Grund dafür: Zu wenig oder gar kein Schnee.

Kein Wunder: Die Monate Februar und März haben dieses Jahr Wärmerekorde gebrochen. Seit Messbeginn waren die Temperaturen im Durchschnitt noch nie so hoch wie 2024 – sehr zum Leid der Ski- und Snowboardfans.

Auch die Liftbetreiber in der Region ziehen eine durchwachsene Bilanz. Für sie war es eine kurze Saison.

Bereits zum Start in die Saison war die Zurückhaltung unter den Liftbetreibern groß. In den vergangenen Jahren wurden die schneereichen Tage, an denen überhaupt Liftbetrieb möglich war, im Durchschnitt immer weniger.

Der SÜDKURIER hat mit Betreibern gesprochen, wie sie die Saison einschätzen. Nicht alle Liftbetreiber haben auf unsere Anfrage reagiert oder wollten eine Einschätzung abgeben.

Plötzlicher und vor allem starker Schneefall am 26. November 2023 weckt schönste Hoffnungen zum vielversprechenden Start der ...
Plötzlicher und vor allem starker Schneefall am 26. November 2023 weckt schönste Hoffnungen zum vielversprechenden Start der Wintersportsaison. Die Betreiber der Rodel- und Skilifte Kalte Herberge machen den Hang sofort startklar. Doch der folgende Winter wird ernüchternd. | Bild: Winterhalder

Aufgeben ist keine Option

In Schonach betreibt die Gemeinde den Skilift Winterberg. Mit dem ersten Wintereinbruch Anfang Dezember ist die Anlage mit einem großen Skilift-Opening in die Saison gestartet. Doch die erwies sich dann als ausgesprochen kurz.

„Wir hatten acht Öffnungstage“, bilanziert Benita Hansmann vom Sport- und Kulturamt der Gemeinde Schonach. Diese waren laut Angaben alle in der ersten Dezemberwoche.

Benita Hansmann
Benita Hansmann | Bild: Börsig-Kienzler

In der zurückliegenden Saison habe das Drehkreuz am Lift mehr als 10.500 Durch- beziehungsweise Abfahrten gemessen.

Zum Vergleich: Zuvor waren es 46.000 Fahrten an 24 Tagen, in denen der Skilift in Betrieb war. Dabei wurde der Skilift Winterberg laut Benita Hansmann erst vergangenes Jahr im Januar eröffnet.

„Demnach denken wir überhaupt nicht ans Aufgeben“, so Hansmann. Für die kommende Saison wünscht sich die Gemeinde deshalb natürlich einen langen Winter mit viel Schnee.

Hoffnung auf schneereiche Winter

Auch im Nachbarort Schönwald ist der Wunsch nach besseren Schneeverhältnissen da. „Wir hoffen natürlich, dass wir künftig wieder schneereiche Winter erleben dürfen“, teilt Hauptamtsleiter Andreas Herdner mit. Den Gästen und der einheimischen Bevölkerung sollen wieder schöne Wintertage am Skilift bereitet werden.

Insgesamt sei der dortige Lift zwölf Tage in Betrieb gewesen. „Während den Öffnungszeiten hatten wir gute Verhältnisse“, so Herdner.

Die Bilanz fällt im Gesamten trotzdem mau aus, ähnlich wie in anderen Skiorten im Schwarzwald. Die Saison lief wie bei wohl jedem Skilift in der Region schlecht, wie Herdner mitteilt. Doch die Hoffnung auf bessere Winter bleibt.

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„Skigebiet wird sich nicht halten lassen“

Zum Beispiel in Oberkirnach: Dort haben die Liftbetreiber auf einen langen, strengen Winter gehofft. Aber die Tendenz gehe in die andere Richtung, so Wilfried Müller. Er betreibt den Lift Oberer Schlossberg. In der letzten Saison sei der Lift sechs Tage in Betrieb gewesen. In der vorherigen Saison seien es noch 25 bis 30 Tage gewesen.

Ans Aufgeben will Wilfried Müller noch nicht denken. Trotzdem sieht er die Situation realistisch: „Auf lange Sicht wird sich das Skigebiet hier nicht halten lassen.“ Dafür seien die Kosten zu hoch.

So könnte das Land helfen

Was in dem Fall helfen würde, wäre eine Änderung bei der TÜV-Regelung in Baden-Württemberg, meint Wilfried Müller. Diese besagt, dass Skilifte jährlich einer Prüfung unterzogen werden müssen. Eine Ausweitung auf alle zwei Jahre, wie es in Bayern der Fall sei, würde laut Müller einiges an Kosten einsparen.

Der erste Liftbetreiber macht dicht

In Oberkirnach haben die schwierigen Verhältnisse bereits erste Folgen. Hier wird es zukünftig nur noch vier statt fünf Skilifte geben. Der Betreiber des Kesselberglifts, Hartmut Haas, hat den Betrieb zum Ende der Saison endgültig eingestellt.

Nicht zuletzt haben die schneearmen Winter der vergangenen Jahre zu dem Entschluss geführt. Damit ist der älteste Lift in Oberkirnach Geschichte.

Ähnliche Sorgen plagen auch Willi Stockburger, der Betreiber des Brigachlifts in Oberkirnach. „Wir werden wahrscheinlich bald folgen“, sagt er in Bezug auf den geschlossenen Kesselberglift. Noch hat Stockburger sich nicht entschieden, ob er die nächste Saison mitmacht.

Der Brigachlift bei besten Schneeverhältnissen und regem Betrieb im Jahr 2022. Für die kommende Saison hat Willi Stockburger noch nicht ...
Der Brigachlift bei besten Schneeverhältnissen und regem Betrieb im Jahr 2022. Für die kommende Saison hat Willi Stockburger noch nicht entschieden, ob er den Lift weiterführt. | Bild: Roland Sprich (Archiv)

Insgesamt sei der Brigachlift an zwei Wochenenden und vereinzelt unter der Woche in Betrieb gewesen. Doch da diese Tage nicht in die Ferienzeit gefallen seien, sei nicht viel los gewesen.

Willi Stockburger ist mit sich selbst am Hadern. „Schließlich ist da schon auch Herzblut dabei“, sagt der Liftbetreiber. „Aber eine Existenz ist es schon lange nicht mehr.“