Wenn Alexej Zhakarine an sein bevorstehendes Abitur denkt, wird ihm ganz mulmig. Allerdings nicht wegen der Prüfungen selbst. Sondern davor, dass er es möglicherweise nicht schaffen wird, pünktlich zu den Tests in der Schule zu erscheinen.
Denn der Abiturient aus St. Georgen besucht seit drei Jahren das Deutenberg-Gymnasium in VS-Schwenningen, und da sind Fahrten mit Zügen der Schwarzwaldbahn bis nach VS-Villingen ein wichtiger Teil seines täglichen Schulwegs.
Und ausgerechnet im Zeitraum der schriftlichen Abi-Prüfungen ist die Schwarzwaldbahn-Strecke zwischen St. Georgen und VS-Villingen aufgrund von Bauarbeiten gesperrt.

Eigentlich wäre die Verbindung von St. Georgen nach Schwenningen für den Schüler ausreichend. Der Zug fährt um 6.55 Uhr in St. Georgen ab und erreicht um 7.03 Uhr Villingen.
Dann bleiben ihm gut zehn Minuten, bis der Bus Richtung Schwenningen abfährt und er um 7.35 Uhr an der Schule aussteigen kann, um pünktlich zur ersten Unterrichtsstunde im Klassenzimmer zu sein.
Warum überhaupt dieser lange Schulweg?
Doch warum nimmt Alexej Zhakarine überhaupt diesen relativ langen Schulweg auf sich? Er berichtet, dass er vor seinem Wechsel nach VS-Schwenningen zwar auf einer Privatschule in Königsfeld gewesen sei, die er aber aus verschiedenen Gründen verlassen habe.
Wäre das Thomas-Strittmatter-Gymnasium daheim in St. Georgen keine naheliegende Alternative gewesen? Zhakarine hat lieber eine andere Wahl getroffen: „Ich habe mir verschiedene Gymnasien angeschaut und das Gymnasium am Deutenberg erschien mir als das Beste.“
Schon in den vergangenen drei Jahren kam es allerdings immer wieder vor, dass Alexej Zhakarine zu spät zum Unterricht kam, weil der Zug Verspätung hatte und er somit den Bus nach Schwenningen verpasste.

Auch Zugausfälle gab es in der Vergangenheit immer wieder. „Dann muss man auf den Schienenersatzverkehr ausweichen und Glück haben, um in dem völlig überfüllten Bus einen Platz zu bekommen und mitgenommen zu werden“, beschreibt Zhakarine das morgendliche Gedränge an der Bushaltestelle.
In der Not blieb nur das Taxi
Vor Kurzem musste er, um pünktlich zu einer Prüfung zu erscheinen und der Zug wieder mal Verspätung hatte, mit dem Taxi von St. Georgen nach Schwenningen fahren. „60 Euro hat das gekostet, das macht man als Schüler auch nicht mal eben so.“ Eine Erstattung von der Bahn zu verlangen, mache nicht viel Sinn. „Das ist fraglich, ob die das erstatten.“
Dass jetzt ausgerechnet im Zeitraum der schriftlichen Abiturprüfungen, die vom 17. April bis 5. Mai dauern, die Schwarzwaldbahnstrecke zwischen St. Georgen und Villingen gesperrt ist, ist für den Abiturienten „eine Fehlplanung.“
Ob auch andere Schüler beziehungsweise Abiturienten, die morgens auf der Strecke unterwegs sind, von den Zugausfällen betroffen sind, weiß Zhakarine nicht. „Am Deutenberg bin ich jedenfalls der Einzige. Die meisten Schüler dort kommen aus Schwenningen und fahren ohnehin mit dem Fahrrad.“
Eine Alternative, um morgens nach Schwenningen zu kommen, sieht Alexej Zhakarine derzeit lediglich darin, „auf einen Platz im Bus des Ersatzverkehrs zu hoffen“.
Denn der 18-Jährige hat noch keinen Führerschein hat und niemanden aus der Familie, der ihn morgens nach Schwenningen fahren könnte. Damit er dennoch sein Abitur keinesfalls verpasst, hat er sich zudem bereits überlegt, sich für den Examenszeitraum in einem Hotel in VS-Schwenningen einzumieten. „Aber das ist die absolute Notlösung.“