Lächelnd sitzt Theresa Bail am Tisch. Doch zum Lächeln ist es der 16-jährigen bei Weitem nicht immer zumute. Vor etwas mehr als einem Jahr wurde bei ihr Knochenkrebs diagnostiziert.
Am linken Oberschenkel, kurz über dem Knie, hatte sich ein bösartiger Tumor festgesetzt. Und auch in der Lunge hatten sich bereits Metastasen gebildet.
Das Bein habe ihr schon länger wehgetan, erinnert sich Theresa. Laufen fiel ihr schwer. Das Bein war dick.
Es war dann dieser Tag Ende September 2023, als sich für Theresa die Welt veränderte. Als sie erfuhr, was die Ärzte festgestellt hatten.
Bereits kurz darauf startete die erste Chemotherapie. Theresa hatte noch die Hoffnung, dass ihr Bein erhalten werden könnte. Doch in den Folgewochen hatte sie mit ihren Eltern eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen.
Eine Alternative, die letztlich keine ist
Zur Alternative stand eine, das Bein erhaltende Operation, bei der mit der Entfernung des Tumors auch hätte ein ganz großes Stück Knochen und sehr viel Muskelmasse entfernt werden müssen. Unter anderem wäre damit die Funktion des Beines extrem eingeschränkt worden. „Das war für mich so dann doch keine Option“, erinnert sich Theresa.
Zweite Möglichkeit war die Schaffung einer Umkehrplastik. Das ist eine Sonderform einer autogenen Amputation. Dabei wird das Kniegelenk entfernt und der Fuß so operativ umgekehrt mit dem Oberschenkel verbunden, dass er die Funktion des Kniegelenks übernehmen kann.
Über Weihnachten und Silvester durfte Theresa aus dem Krankenhaus zur Familie nach Hause. Am 8. Januar erfolgte die Operation ihres linken Beines.

Ende Januar startete eine weitere Chemotherapie. In zwei Operationen wurden im Frühjahr außerdem die Metastasen aus der Lunge entfernt.
Im März war die Operationswunde so weit verheilt, dass Theresa beginnen konnte, eine Beinprothese zu tragen.
Das geht nicht von heute auf morgen. Das operierte Bein muss sich an die Prothese und die veränderte Motorik gewöhnen. Es müssen unter anderem Kraft und Gleichgewicht trainiert werden.
„Schon vor der Operation bin ich über ein halbes Jahr nicht mehr richtig gelaufen“, erinnert sich Theresa. „Zunächst ging das noch so. Irgendwann aber nur noch mit Krücken. Das Bein war sehr, sehr dick und tat bis zur ersten Chemo auch sehr weh.“
Früh ist klar, dass eine Reha Sinn macht
Früh stand fest, dass Theresa nach den Chemotherapien und Operationen eine Reha machen würde. „Drei Kliniken standen zur Auswahl."
Infrage gekommen wäre eventuell auch eine Familientherapie, berichtet sie. Doch aufgrund der langen Wartezeiten dafür, von weit über einem Jahr, fiel diese Möglichkeit aus. Theresa wollte möglichst rasch wieder auf die Beine kommen.
Letztlich fiel die Entscheidung auf Tannheim. Es waren die Pferde und der Therapiestall, die den Ausschlag gegeben haben, verrät die 16-jährige.
So helfen Sie mit Ihrer Spende
„Vor dem Krebs bin ich viel geritten. Das musste ich aber aufgeben“, erzählt Theresa. Überhaupt habe sie viel Sport gemacht. Zum Beispiel sei sie neben dem Reiten auch gerne joggen gegangen.
In der Nachsorgeklinik Tannheim kann, dank des mit Spenden gebauten Therapiestalls, die Physiotherapie auch auf dem Pferd erfolgen. „Das schult das Gleichgewicht und die Beweglichkeit des Beckens“, erklärt Theresa. Die Bewegungen des Beckens könne sie dann auf das Laufen übertragen.
Die Therapie auf dem Pferd ist für Theresa super
Training an den Geräten der medizinischen Sporttherapie, wie zum Beispiel auf dem Laufband, ergänzt erfolgreich die Therapie auf dem Pferderücken.
Die Fortschritte, die sie bis dato in der Reha gemacht habe, seien riesig, freut sich Theresa. Mittlerweile, drei Wochen nach Beginn der insgesamt vierwöchigen Reha, läuft sie mit ihrer Prothese sicherer. Gangbild und Schrittlänge haben sich sehr verbessert. Zwar muss sie sich noch bei jedem Schritt konzentrieren und lange Strecken sowie Treppen stellen eine besondere Herausforderung dar, aber Krücken und Rollstuhl sind immer seltener notwendig.
„Ich bin hier richtig happy“, sagt Theresa und strahlt bei der Frage, wie es ihr denn in Tannheim gefalle. Wenn es ginge, würde sie gerne noch ein wenig Zeit dranhängen. Doch das ist ausgeschlossen. Die Dauer der vierwöchigen Rehablöcke ist vorgegeben.

Dass Theresa in der Nachsorgeklinik Tannheim so glücklich ist, liegt nicht nur an den Pferden. In der Jungen Reha der Tannheimer Klinik kann sie mit anderen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zusammen sein. Die Gruppe versteht sich, baut sich gegenseitig auf, wenn das Leben einen der Patienten mal wieder runterzieht, bietet Möglichkeit zum Gespräch und Austausch.
Gemeinsam können die jungen Patienten neben der umfangreichen Therapie zu Unternehmungen starten, das Leben außerhalb von Kliniken und Behandlungen wieder neu entdecken. Ohne die Unterstützung der Nachsorgeklinik durch Spenden wäre das so nicht möglich.
Theresas Pferdeliebe ist ungebrochen
Zurück zu Hause möchte Theresa erst mal ihren Realschulabschluss machen. Im Anschluss daran soll vielleicht ein Freiwilliges Soziales Jahr folgen. Auch noch weiter bis zum Abi die Schulbank zu drücken, kann sich Theresa mittlerweile vorstellen. Und auf jeden Fall möchte sie auch daheim wieder mit dem Reiten anfangen. Ihre Pferdeliebe ist ungebrochen.
Natürlich gibt es bei Theresa auch die Momente und Tage, an denen sie sich fragt, warum andere vieles können und dürfen, was sie nicht mehr kann. Dann vergeht ihr das Lächeln. „Dann sehe ich vieles, was nicht mehr geht“, sagt sie.
Doch die Reha in der Nachsorgeklinik Tannheim zeigt ihr viele positive Möglichkeiten, wie die Zukunft aussehen kann. Dann weiß Theresa: „Mit dieser Hilfe werde ich es schaffen!“