Es ist ein Tag, auf den bei der Nachsorgeklinik Tannheim und anderen Orts viele hingearbeitet haben. Endlich können die Arbeiten für den Bau zusätzlicher Patientenapartments, von Büroräumen und weiteren Parkplätzen starten.
Ganz wesentlich dazu beigetragen, dass diese Erweiterung in Tannheim möglich ist, haben auch die Leser des SÜDKURIER. Mit 658.471 Euro bei der großen Weihnachtsspendenaktion haben sie den Bau unterstützt. Das zeigt: Die Nachsorgeklinik Tannheim ist ein großes Solidarprojekt.
Start mit dem Ausweichparkplatz
Am Rande des Klinikgeländes in Tannheim kamen am Mittwochnachmittag Patienten und ihre Familien sowie Vertreter der Klinik, des Aufsichtsrates, der Deutschen Kinderkrebsnachsorge und Unterstützer der Klinik zusammen. Anlass war der offizielle Spatenstich auf der Fläche des notwendigen Ausweichparkplatzes.

Die Freude darüber, dass nun die Bauarbeiten starten können, war allen anzumerken. Viele Familien warten darauf, dass es in Tannheim zusätzliche Therapieplätze gibt.
Der Bedarf an Therapieplätzen für die familienorientierte Nachsorge für Familien mit krebs-, herz- und mukoviszidosekranken Kindern, für junge Erwachsene und für verwaiste Familien ist hoch. Seit dem Bau der Klinik vor gut 25 Jahren sind deshalb mehrere Erweiterungen entstanden. Zum siebten Mal kam ein altehrwürdiger Spaten, zu dem die Verantwortlichen am Mittwoch griffen, jetzt zum Einsatz.
So viele Plätze bietet der Neubau
Mit dem jetzt begonnen Bauvorhaben will die Klinik Therapieplätze für 100 betroffene Familien mehr pro Jahr schaffen. Zudem sollen im Rahmen der Reha27plus zusätzlich 60 weitere Patienten nach Tannheim kommen können.
Gebaut werden wird ein Apartmenthaus mit zusätzlichen Apartments und Therapieräumen. Weil für die Erweiterung Parkplätze weichen müssen und für mehr Patienten zwangsläufig auch mehr Parkplätze benötigt werden, soll zudem ein Parkdeck mit über 60 Stellplätzen entstehen. Damit sich dieses in die Landschaft am Rand des Klinikgeländes einfügt, wird es teils in den Boden eingelassen.

Sie gehen an die Grenzen des Machbaren
Bei der Umsetzung der Bauvorhaben geht die Klinik in vielerlei Hinsicht einmal mehr an die Grenze des Machbaren. So werden die gegebenen Baufenster komplett ausgereizt und teilweise sogar wieder „ein wenig überschritten“, wie Geschäftsführer Roland Wehrle anlässlich des Spatenstiches eingestand.
Diese Überschreitung der Baufenster veranlasste dann auch Oberbürgermeister Jürgen Roth, durchaus mit einem Augenzwinkern, zu einem Versprechen: „Sollte die Klinik mal innerhalb eines Baufensters bauen wollen, gebe ich einen aus.“

Trotzer der ironischen Kommentierung der Bauvorhaben ist dem Rathauschef aber auch bewusst, dass die Nachsorgeklinik „eine der wichtigsten Einrichtungen der Stadt Villingen-Schwenningen“ ist.
Entsprechend sei das Vorhaben der Nachsorgeklinik auch in der Verwaltung unterstützt worden, so Jürgen Roth.
Rathaus reagiert sauschnell
Dennoch war anlässlich des Spatenstichs auch zu vernehmen, dass die Baupläne die Verwaltung durchaus vor gewisse Herausforderungen stellten. „Als keine Zeit mehr war, war die Verwaltung sauschnell“, stellte beispielsweise Geschäftsführer Thomas Müller mit einem Grinsen fest.
Mit der Planung der Erweiterungsbauten ist auch dieses Mal wieder das Bad Dürrheimer Architekturbüro Rebholz betraut. „Sie schaffen die Neubauten mit viel Fantasie und Hingabe“, freut sich Roland Wehrle. Ab 1991 habe der Vater beziehungsweise Großvater der jetzigen Architekten die Nachsorgeklinik Tannheim geplant, erinnert sich der Geschäftsführer.

Gebaut wird in vier Abschnitten
Begonnen wird mit dem Bau des Ausweichparkplatzes sowie des Parkhauses. Der Interimsparkplatz mit 1500 Quadratmetern und 50 Stellplätzen entsteht am östlichen Rand des Klinikgeländes befristet für drei Jahre. Für ihn wir der Erdaushub des Parkhausbaus verwendet.
Das Parkhaus wird eine Nutzfläche von gut 1400 Quadratmetern haben. Die Erdarbeiten hierfür sollen in vier Wochen beginnen. 70 Stellplätze sollen auf zwei Geschossen entstehen.

Im Frühjahr wird dann Baustart für die eigentliche Klinikerweiterung sein. In dem zweigeschossigen Gebäude werden auf 570 Quadratmetern neu Appartements für weitere Patienten, Büroflächen und ein Ruheraum entstehen. Die Fertigstellung ist für Ende 2026 vorgesehen.
Ebenfalls im Frühjahr, bald nach dem Baubeginn für das Apartmenthaus, werden auch die Bauarbeiten für das Stiftungsgebäude beginnen. Auf 1050 Quadratmetern in drei oberirdischen Vollgeschossen sowie einem Untergeschoss werden weitere Appartements sowie Büroflächen und Gruppenräume gebaut.
Familien warten lange auf Therapieplatz
„Der Druck der Notwendigkeit für den Bau der weiteren Appartements ist vor allem im Bereich der jungen Familien riesig“, weiß Geschäftsführer Thomas Müller. „Wir haben teils unendlich lange Wartezeiten für Therapieplätze, die wir unbedingt verkürzen wollen“, betont er.
Ursächlich sei, dass vor allem die 27-plus-Patienten immer mehr werden. Sie sind es auch, die nach der Fertigstellung hauptsächlich von den Baumaßnahmen profitieren werden.
Start mit starker Symbolik
Im Anschluss an die Grußworte war es an der Zeit tatsächlich zu den symbolischen Spaten zu greifen. Die Patienten der Nachsorgeklinik hatten aber auch noch mehr Symbolisches vorbereitet. Zum einen hatten sie passend zum Neubau ein Lied getextet, dass sie jetzt unter dem Beifall der Anwesenden zum Besten gaben.

„Für alle Kinder, auch für die, die bereits im Himmel sind“, wie es Roland Wehrle formulierte, durften dann noch viele bunte Luftballons in die Höhe schweben. Ein Moment, in dem den Anwesenden einmal mehr eindrücklich bewusst wurde, für wen die Nachsorgeklinik in Tannheim mit ihrer Arbeit so unendlich wichtig ist.