Normalerweise nehme sie Kassenbons ja nie mit, hat eine Kundin neulich zu Silke Lopes gesagt. Die Belege aus dem Villinger Unverpacktladen allerdings schon – auf diesen steht nämlich schwarz auf weiß, was sie als Mitglied des Unverpacktladens beim Einkauf gespart hat. „Sie hat erzählt, dass sie die Kassenzettel dann auch gerne mal ihren Kollegen zeigt“, sagt Silke Lopes lachend.
Jetzt führt der Verein Regie
Solche Anekdoten freuen die Gründerin des Villinger Unverpacktladens sehr, denn eine ganze Weile war die Zukunft des kleinen Geschäfts in der Oberen Straße alles andere als sicher. Doch drei Monate nach dem Neustart unter Regie eines Vereins läuft der Betrieb gut. Sogar besser als erwartet, sagt Silke Lopes: „Unsere Kalkulation ist mehr als aufgegangen.“

50-Stunden-Wochen als Geschäftsfrau, wenig Zeit für die Familie – im Sommer 2024 traf Silke Lopes den Entschluss, dass sich etwas ändern muss. Seit Februar läuft der Unverpacktladen nun unter Regie eines Vereins – er heißt: Villingen Unverpackt. Das Vorstandstrio besteht aus Silke Lopes, Danny Gronmaier und Uli Vogelsang. Die Monatsbeiträge der aktuell 125 Mitglieder decken die Fixkosten.
„Wir sind mit 100 Leuten gestartet und waren relativ schnell bei 120“, zieht Danny Gronmaier eine erste Bilanz. Der gebürtige Villinger ist nach 15 Jahren in Berlin mit seiner Partnerin und den beiden gemeinsamen Kindern zurück nach Villingen gekommen.

Villingen kann mit Berlin mithalten
Lange darüber nachdenken, ob er sich in der alten Heimat für das neue Geschäftsmodell des Unverpacktladens engagieren will, musste er nicht. Schon in Berlin habe die Familie viel in Unverpacktläden gekauft. Daher habe er auch einen direkten Vergleich: „Unser Laden muss sich da ganz und gar nicht verstecken.“
Ein großer Pluspunkt sei zudem, dass der Laden bereits etabliert war, als er vom inhabergeführten Geschäft zum Vereinsmodell wurde. Danny Gronmaiers Wunsch: Dass sich der Unverpacktladen ähnlich entwickelt wie das Pendant in Biberach an der Riß, das ebenfalls von einem Verein getragen wird. Dort zählte man im September 2024, ein Jahr nach der Gründung, bereits 190 Mitglieder.

Einen Laden als Verein zu organisieren, sei durchaus ein gewagtes Modell, sagt Danny Gronmaier: Schließlich baut das System darauf auf, dass die Vereinsmitglieder nicht nur Beiträge zahlen und einkaufen, sondern sich auch in verschiedenen Arbeitsgruppen einbringen, die den Betrieb erst ermöglichen: Technik, Buchhaltung und Einkauf etwa, aber auch Social Media, Eventplanung und ein Team, das sich um den Samstagsverkauf kümmert, wenn der Unverpacktladen auch für Nichtmitglieder geöffnet hat.
Technik mit Tücken
Gleichwohl habe man einige Herausforderungen meistern müssen, sagt Silke Lopes. Etwa die Anschaffung und Implementierung eines neuen EC-Lesegerätes, an dem die Mitglieder ihre Einkäufe bezahlen. Was zunächst banal klingt, sich aber in der Praxis als komplexer Prozess darstellte.
Oder auch die Programmierung der Tür, die von 7 bis 21 Uhr über eine App auf dem Smartphone geöffnet werden kann. „Dazu mussten wir erst einmal alle 120 Mitglieder in die App einpflegen, damit sie hineinkommen“, erklärt Danny Gronmaier. Ergänzend dazu wurde eine Zugangsmöglichkeit über ein Kartensystem geschaffen – schließlich hat nicht jeder ein Handy. „Gerade bei unseren Kunden gibt es auch einige, die ganz bewusst darauf verzichten“, sagt Silke Lopes.
Ihr selbst habe die Übergabe ihres Unverpackt-Babys in Vereinshände neue Freiräume gebracht, die sie als Ladeninhaberin mit 50-Stunden-Wochen schmerzlich vermisst habe. „Meine größte Sorge war anfangs, ob das Modell finanziell funktionieren würde.“ Schließlich müssen die monatlichen Fixkosten, etwa für die Pacht, gedeckt sein.
Ein Ein-Personen-Haushalt ist mit 15 Euro Mitgliedsbeitrag pro Monat dabei, ein Mehrpersonenhaushalt bezahlt 20 Euro. „Wir wollten mit unseren Preisen auch familienfreundlich bleiben“, erklärt Danny Gronmaier. „Deshalb haben wir uns dazu entschieden, den Beitrag für einen Mehrpersonenhaushalt nicht pro Person zu verlangen.“