Die monatelange Hängepartie um den Festbetrieb bei der Waldshuter Chilbi hat wohl ein glückliches Ende gefunden: Luca Locher ist der neue Festwirt der Traditionsveranstaltung. Entsprechende Informationen unserer Zeitung bestätigte Locher auf Nachfrage.
Die Freude beim Chilbi-Komitee über den erfolgreichen Abschluss der Festwirtsuche ist groß, wie dessen Sprecher Tobias Bartelmess zugibt: „Mit Luca Locher haben wir einen absoluten Vollprofi gewinnen können, der genau weiß, was er tut und was auf ihn zukommt.“ Der neue Festwirt, der in Emmingen im Landkreis Tuttlingen beheimatet ist, habe eine Menge Erfahrung beim Betrieb von Festzelten auf großen Veranstaltungen. Die Chilbi habe er gerne in das Portfolio seiner Veranstaltungen aufgenommen, schildert Locher im Gespräch mit unserer Zeitung. Groß ist die Freude vor allem beim Chilbi-Komitee und der Stadt Waldshut-Tiengen, die die Festwirtssuche als Gemeinschaftsprojekt betrieben hatten.
Wer ist der neue Festwirt?
Gerade 24 Jahre alt ist Luca Locher, doch in der Veranstaltungsbranche des Landes ist er schon seit einigen Jahren eine Größe: „Beim Thema Gastronomie bin ich familiär vorbelastet“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Durch die Tätigkeit seiner Eltern sei er in dieses Metier gewissermaßen hineingewachsen. Nach einer Kfz-Mechaniker-Ausbildung sei er dann auch wieder in diesen Bereich zurückgekehrt.
„Über das Honberg Sommer-Festival bin ich dann in die Festzeltkultur hineingekommen“, so Locher weiter. Und hier ist er schnell durchgestartet. Zu den Veranstaltungen, bei denen er mit seiner Eventmanagementfirma bisher involviert ist, zählen seinen Ausführungen zufolge die Südwest-Messe in Villingen-Schwenningen, das Southside-Festival in Neuhausen ob Eck und der Mannheimer Maimarkt sowie eine Reihe weiterer Veranstaltungen.
Kurzfristige Festübernahme „mehr als sportlich“
Die Anfrage des Chilbi-Komitees habe ihn bereits vor einigen Monaten erreicht, wie Locher sagt. Auf einen Vorort-Termin mit den Verantwortlichen hin seien die weiteren Gespräche auch relativ zielstrebig verlaufen. Die Vertragsunterzeichnung sei diese Woche erfolgt, wie alle Beteiligten bestätigen.
Dennoch sei eine so kurzfristige Übernahme einer Veranstaltung nicht ganz ohne: „Wir sind jetzt schon mitten in der Saison. Dementsprechend sind meine Kapazitäten schon stark ausgelastet und ich bin viel unterwegs“, sagt Locher. Noch dazu seien knapp drei Monate ein sehr kleines Zeitfenster für die Organisation von Personal und einem attraktiven Festprogramm.

„Das ist mehr als nur sportlich. Das ist beinahe unmöglich“, bringt es Locher auf den Punkt. Aber genau an derartigen Herausforderungen habe er großen Spaß, fügt er hinzu: „Ich bin absolut überzeugt, dass wir etwas Tolles hinbekommen.“ Und die ersten Schritte in Sachen Festorganisation liefen auch ganz gut an.
„Chilbi ist gute Veranstaltung mit Potenzial“
Die Zuversicht rühre vor allem daher, dass die ersten Gespräche mit dem Chilbi-Komitee ihm gezeigt hätten, „dass die Chilbi eine gute Veranstaltung mit viel Potenzial ist“. Daher plane er auch langfristig.
Denn selbst wenn man als Festwirt eine etablierte Traditionsveranstaltung wie die Waldshuter Chilbi übernehme, dauere es mindestens zwei Jahre, „bis man Geld verdient“, schildert der Fachmann. Das habe im Übrigen nichts mit der Größe einer Veranstaltung zu tun.
„Eine Kalkulation vorab ist schwierig, denn jede Veranstaltung hat ihre Eigenheiten und jede Region ihr spezielles Klientel.“ Jahr eins stehe daher für ihn daher zunächst einmal unter dem Schwerpunkt, Leute und Veranstaltung persönlich kennenzulernen, danach gehe es ans Ableitungentreffen und Optimieren, so Locher weiter.
Chilbi-Komitee: „Glückliche Fügung“ krönt Gemeinschaftsleistung
Nach den Irrungen und Wirrungen der vergangenen Monate sei das Ergebnis aus Sicht des Chilbi-Komitee schon als „glückliche Fügung“ zu sehen, so Sprecher Tobias Bartelmess.
Nachdem Chilbi-Komitee und Kulturamt gemeinsam auf die Suche nach einem neuen Festwirt gegangen waren und sich dazu im ganzen süddeutschen Raum umgesehen hätten, seien sie schnell auf Locher aufmerksam geworden, schildert Bartelmess das Vorgehen der vergangenen Monate. „Bei einem Treffen auf dem Chilbi-Platz hatten wir gleich einen sehr guten Eindruck.“
Bei den folgenden Verhandlungen haben sich die Parteien schnell auf einem guten Weg befunden – für Bartelmess ein deutlicher Hinweis darauf, dass hier eine gute Partnerschaft entstanden sei, die ausbaufähig sei: „Prognosen sind jetzt natürlich schwierig und vom Zuspruch der Besucher abhängig. Aber wir peilen gerne eine langfristige Zusammenarbeit an.“
Stadt: „Locher war erste Wahl“
Auch die Stadtverwaltung Waldshut-Tiengen freue sich sehr, „dass wir mit Luca Locher einen jungen und gleichzeitig sehr erfahrenen Festwirt für unsere traditionsreiche Chilbi gefunden haben“, konstatiert Pressesprecherin Verena Pichler auf Nachfrage. Nach der gemeinschaftlichen Suche der beteiligten Traditionsvereine und der Stadt habe er alle Entscheidungsträger aufgrund seiner Erfahrungen und seinen Vorstellungen überzeugt. „Es gab weitere potenzielle Kandidaten, aber Herr Locher war unsere erste Wahl“, so Kulturamtsleiterin Kerstin Simon.
Besonders freue sich die Stadtverwaltung darüber, dass Luca Locher den bestehenden Bierliefervertrag „begrüßt und gegenüber der Stadtverwaltung äußerte, dass er diesen Vertrag nicht infrage stellen werde“.
Bierliefer-Konditionen aus Sicht des neuen Festwirts in Ordnung
Eben jener Vertrag zwischen der Stadt und der Privatbrauerei Waldhaus war laut Darstellung des Chilbi-Komitees in der jüngsten Gemeinderatssitzung zu einem der Knackpunkte bei der Zusammenarbeit mit den vorherigen Festwirten geworden. Damals hatten die Vereinsvertreter sogar eine Auflösung des Vertrags vorgeschlagen. Die Stadtverwaltung hatte dies aber nicht als ernsthafte Option in Erwägung gezogen, um als Vertragspartner nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren, wie Oberbürgermeister Martin Gruner damals betonte.
Luca Locher sei unterdessen froh, dass er im Festzelt Bier ausschenken könne, „welches die Menschen in der Region schätzen“, wie Kerstin Simon darstellt. „Wir freuen uns auf eine schöne Chilbi 2025 und wünschen Herrn Locher viel Erfolg“, bekräftigt auch OB Gruner.