Dem Wald geht es schlecht. Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich immer deutlicher, auch im Schwarzwald: Kahle Flächen, wo vor nicht allzu langer Zeit noch geschlossener Wald stand. Dürre Bäume, lichte Kronen, von Schädlingen hinterlassene Baumleichen.
Was tun? Sich mit der Situation abzufinden sei keine Option, sagen die beiden Forst-Experten Thomas Emmerich und Jürgen Bauhus. Sie sind zu Gast beim VS-Forum, das der SÜDKURIER am Dienstag, 14. November, um 19.30 Uhr in der Neuen Tonhalle in Villingen-Schwenningen veranstaltet.
Die Frage lautet: Ist der Schwarzwald noch zu retten? Und wie kann das gelingen? Der Besuch der Veranstaltung ist für alle Interessierte frei. Abonnentinnen und Abonnenten des SÜDKURIER haben mit einer Anmeldung klare Vorteile.
Die Zahlen sind besorgniserregend: „Der Anteil deutlich geschädigter Waldflächen liegt mit 46 Prozent auf dem Rekordniveau des Jahres 2020“, heißt es im Waldzustandsbericht 2022 der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg. Der sogenannte mittlere Nadel-/Blattverlust der Wälder in Baden-Württemberg ist demnach mit 28,4 Prozent so hoch wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1985.
Waldsterben beschleunigt sich
„Um Villingen-Schwenningen mögen die sichtbaren Veränderungen noch nicht so deutlich sein wie in anderen Teilen des Schwarzwalds“, sagt Thomas Emmerich, der als Leiter des Forstbezirks Südschwarzwald für den dortigen Staatswald zuständig ist. Ein Blick auf die Lage dort gibt eine Vorahnung auf das, was auch in anderen Teilen des Schwarzwalds noch bevorstehen könnte. Nirgendwo im Land sterben derzeit so viele Bäume wie im Landkreis Waldshut.

Es gibt keinen Zweifel: Der menschengemachte Klimawandel hat starke Auswirkungen auf die Flora und Fauna des Waldes. Diese zu erforschen und Gegenmaßnahmen zu entwickeln ist das Metier von Jürgen Bauhus, Professor für Waldbau an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität Freiburg. Zusammen mit Thomas Emmerich wird Bauhus also der zentralen Frage beim VS-Forum nachgehen: Ist der Schwarzwald noch zu retten?

Eines scheint klar: Der Wald braucht menschliche Hilfe. Doch was genau ist zu tun, welche Maßnahmen sind notwendig? Welche Erfahrungen wurden im Schwarzwald und anderswo schon gemacht, die erfolgversprechend sind? Kurz: Wie sieht der Wald der Zukunft aus?
Darüber sprechen die beiden Experten beim VS-Forum, das von Andreas Ambrosius, Mitglied der SÜDKURIER-Chefredaktion, moderiert wird. Besucherinnen und Besucher werden die Gelegenheit haben, ihre Fragen an die Experten zu stellen.
Experten aus Praxis und Forschung
Professor Jürgen Bauhus wird beim VS-Forum eingangs einen Überblick über die wichtigsten Einflussfaktoren und Veränderungen in das komplexe Ökosystem Wald geben. Für seine Studien ist er weltweit unterwegs. Bauhus studierte Forstwissenschaften in Freiburg, Wien und Göttingen.
Nach Promotion an der Universität Göttingen verbrachte er zwei Jahre als Postdoc an der Universität von Québec in Montréal. Danach wechselte er an die Australian National University, wo er von 1996 bis 2003 Hochschuldozent für Waldbau und Baumphysiologie war und zu Naturwäldern und Plantagen forschte. Seit 2003 entwickelte er in Freiburg ein umfassendes Forschungsprogramm zu Waldstruktur und -dynamik, Mischbeständen und der Anpassung an den Klimawandel.
Jürgen Bauhus ist ein „Highly Cited Researcher“ und wurde mit dem „Scientific Achievement Award“ der International Union of Forest Research Organizations ausgezeichnet. Seit 2013 ist er Mitglied und seit 2020 Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für Waldpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

Thomas Emmerich, 59, leitet seit 2020 den Forstbezirk Südschwarzwald bei Forst Baden-Württemberg (ForstBW), den größten Forstbetrieb des Landes, der für die Bewirtschaftung von über 300.000 Hektar Staatswald verantwortlich ist.
Er studierte Forstwissenschaft in Freiburg und Zürich und übernahm nach einigen beruflichen Stationen Führungsaufgaben: 1996 bis 2004 war er stellvertretender Leiter der Waldarbeitsschule Itzelberg (Ostwürttemberg), anschließend bis 2013 Leiter des Forstlichen Bildungszentrums Königsbronn (ehem. Waldarbeitsschule Itzelberg.
2013 bis 2019 leitete er den Forstbezirk Titisee-Neustadt bei der Unteren Forstbehörde Breisgau-Hochschwarzwald (Privatwald, Gemeindewald, Staatswald) und übernahm 2020 die Leitung des Forstbezirks Südschwarzwald bei ForstBW. Dieser umfasst die Staatswälder zwischen dem Feldberg und Jestetten und umfasst eine Fläche von rund 15.000 Hektar.