Am Freitag endete die Zeit der Schafskälte, die vom 4. Juni bis zum 20. Juni dauert. In Mitteleuropa gibt es während dieses Zeitraums häufig einen Kälteeinbruch. Da die Hirten traditionell zum Ende des Frühjahrs ihre Schafe scheren, kann es den frisch geschorenen Schafen ziemlich kalt werden. Bei besonders niedrigen Temperaturen ist die Situation für die Tiere sogar durchaus gefährlich.
Früher sorgte Kaltluft aus Nordeuropa für die Schafskälte
Ursache der Schafskälte in Mitteleuropa ist normalerweise ein Kaltluftvorstoß aus dem Norden. Dieser kommt zustande, weil sich Land- und Wassermassen im Frühjahr unterschiedlich stark erwärmen. Da sich die Nordsee noch nicht so sehr erwärmt hat, wie der Kontinent, werden die kalten Luftmassen aus dem Norden nicht so erwärmt wie im Sommer. Dann gleichen sich Land- und Wassertemperaturen immer mehr an und die Kaltlufteinbrüche bekommen immer geringere Ausmaße. Bei einer ausgeprägten Schafskälte ist die Temperatur im Vergleich zum langjährigen Mittel etwa 4 Grad kühler.
Wohl als Folge des Klimawandels trifft die kalte Luft immer seltener ein
Betrachtet man nun die Wetterstation Kurgebiet in Bad Säckingen, so lagen die durchschnittlichen Höchstwerte mit vier Hitzetagen (ab 30 Grad) 0,2 Grad über dem langjährigen Mittel und die durchschnittlichen Tiefstwerte sogar 1,3 Grad über der Norm. Somit ist das Kriterium einer 4 Grad unter dem langjährigen Durchschnitt liegenden Temperatur klar nicht erfüllt und die Schafskälte auch dieses Jahr ausgefallen ist. Längerfristig gesehen zeigt sich wohl als Folge des Klimawandels der Trend, dass die Schafskälte bei uns immer seltener eintrifft, die kühle Luft schafft es einfach nicht mehr bis in die Region.
Schafskälte gab es einst regelmäßig
In der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts trat die Schafskälte mit großer Regelmäßigkeit ein. In Deutschland und der Schweiz trat dieses Phänomen in den Jahren 1881 bis 1947 zu 89 Prozent auf. In den letzten rund 30 Jahren nahm die Häufigkeit durch die Klimaerwärmung aber nachweisbar ab.
Die Schafskälte verkam eher zum Mythos, ähnlich den Eisheiligen im Mai, dafür stieg die Wahrscheinlichkeit für erste Hitzewellen an. So zeigte sich der Monat Juni in den vergangenen Jahren oft von seiner hochsommerlichen Seite.
In guter Erinnerung ist die Rekordhitze vom Juni 2002, welche bereits im Jahr darauf von der Jahrhundert-Junihitze 2003 nochmals massiv übertroffen wurde und am 9. Juni 2014 hatten wir mit 36,5 Grad sogar die höchste Temperatur des Jahres 2014. Heiß waren auch die Junimonate 2005 und 2006. Bei den Hochrhein-Aufzeichnungen seit 1997 trat die Schafskälte nur in den Jahren 1998, 2001, 2008, 2010, 2011 und 2019 auf.