Drei Monate lang war ganz Deutschland mit dem Neun-Euro-Ticket unterwegs – zumindest fühlte es sich so an. Züge wie die Schwarzwaldbahn waren teilweise randvoll, Menschen saßen und standen dicht gedrängt in den Waggons.
Stundenlanges Stehen, gereiztes und überfordertes Bahnpersonal und Zwangsräumungen von hoffnungslos überfüllten Zügen waren keine Seltenheit. Sommerhitze und Maskenpflicht kamen noch hinzu. Entspanntes und erholsames Reisen? Oftmals Fehlanzeige.
Auch ein Verkehrsverbund zieht eine kritische Bilanz. Aber wie haben die Menschen in der Region die Zeit erlebte? Der SÜDKURIER hat sich umgehört.
29-Euro-Ticket? Aber gerne
Ingbert Hetzel genießt die letzten Tage mit dem Sparticket: „Ich habe das Neun-Euro-Ticket voll ausgenutzt und würde es gerne auch weiter nutzen. Ich habe gehört, dass jetzt ein 49-Euro-Ticket kommen soll, das halte ich für viel zu teuer, 29 Euro wären ja noch ok“, sagt er.

Obwohl ihm die Abteile oft viel zu voll gewesen seien, habe er es sich nicht nehmen lassen, mit dem Zug zu fahren: „Wenn jetzt alles wieder teurer wird, werde ich natürlich öfter das Auto nutzen, auch wenn die Benzinpreise extrem hoch sind.“
Manchmal sei er gar nicht in den Zug eingestiegen, weil das Gedränge zu groß war: „Das passiert mir beim Auto halt nicht und wenn das Zugfahren wieder teurer wird, kann ich gleich selbst fahren“, gibt Hetzel zu.
Auf Tour durch Süddeutschland
Harald Deichert aus Nürnberg nutzt das Sparticket, um sich Süddeutschland anzuschauen: „Ich fahre an den Bodensee und nutze das günstige Ticket noch aus, um so viel wie möglich zu sehen.“

Im Großen und Ganzen habe er die Zeit mit dem Neun-Euro-Ticket genossen – trotz voller Züge: „Ich bin eigentlich immer noch irgendwie mitgekommen und musste nicht aussteigen. Wenn man in den Startbahnhöfen einsteigt, hat man noch keine Probleme, das ist meine Erfahrung.“
Ob er weiter Bus und Bahn nutzen werde, hänge in erster Linie von der Regierung und deren Pläne bezüglich weiterer Spartickets ab: „Wenn es ein Nachfolgeticket gibt, bin ich gerne bereit, weiterhin auch etwas vollere Züge hinzunehmen.“
Platzmangel verhindert Reisen
Auch Christine Schmidt-Mandel hat die Zeit mit dem günstigen Ticket genossen: „Ich fand das Ticket super, mit volleren Zügen muss man einfach rechnen und abwägen, ob man damit leben kann“, sagt sie. Da sie immer mit Bus und Bahn unterwegs sei, habe das Ticket für sie nur Vorteile gehabt: „Mir waren die Züge viel zu voll, trotzdem habe ich das günstige Ticket gerne und viel genutzt.“

Manchmal habe sie eine geplante Reise allerdings gar nicht erst antreten können, weil es keinen Platz mehr im Zug gegeben habe. Im Nahverkehr sei das Ticket allerdings eine große Entlastung gewesen, da sie nicht mehr für jede Kurzstrecke ein Einzelticket gebraucht habe. Bus und Bahn werde sie auch nach Ablauf des Neun-Euro-Ticket stark nutzen: „Eigentlich ist mein Fazit eher positiv als negativ“, sagt Schmidt-Mandel.
Entlastung im Nahverkehr
„Ich empfand das Sparticket einerseits als Erleichterung, andererseits konnte ich geplante Reisen wegen den oftmals überfüllten Zügen gar nicht antreten“, sagt Fatim Toure. Im Nahverkehr sei das Ticket allerdings eine starke Entlastung gewesen, da sie für Kurzstrecken nicht jedes Mal ein Ticket lösen musste.

„Insgesamt ist mein Fazit ein durchaus positives und ich würde mir wünschen, dass es mit einem anderen Sparticket weiter geht“, meint Toure.
Und was sagt unser Kolumnist Uwe Spille zum Ende des Neun-Euro-Tickets? Lesen Sie seine ganz persönliche Abrechnung.