St. Georgen Neue Wege ins Berufsleben hat die Stadt St Georgen mit der diesjährigen Berufs- und Ausbildungsmesse BAM eingeschlagen. Alle Aussteller hatten die gleichen Voraussetzungen, sich zu präsentieren. Das neue Konzept schien aufzugehen.

Wie Bürgermeister Michael Rieger bei der Eröffnung sagte, sei die Berufs- und Ausstellungsmesse, die die Stadt 2013 erstmals organisierte, „heute wichtiger denn je.“ Schon damals habe sich ein Mangel an Auszubildenden und Fachkräften abgezeichnet, der sich in den vergangenen Jahren noch deutlich verstärkt habe. „Früher haben sich die Azubis bei den Unternehmen beworben, heute müssen die Unternehmen bei den potenziellen Auszubildenden ihre Bewerbungsmappe abgeben“, schilderte Rieger die Situation.

Erfreut war Rieger, dass unter den 37 Ausstellern auch 17 Unternehmen aus dem näheren Umkreis die Chance ergriffen, sich und ihr Angebot vorzustellen. Darüber freute sich auch Henriette Stanley von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Schwarzwald-Baar-Kreis. „Es ist schön, dass die Stadt St. Georgen über den Tellerrand hinausschaut und auch anderen Unternehmen und Schulen die Gelegenheit bietet, sich hier vorzustellen. Wir gehen nicht einfachen Zeiten entgegen. Und da ist die interkommunale Zusammenarbeit gut und wichtig.“ Sie prognostizierte, dass sich der Fachkräftemangel „in den kommenden zehn Jahren noch verschlimmern wird.“ Umso wichtiger sei, dass die Unternehmen heute auf eine solide und qualifizierte Ausbildung setzen:. „Die duale Ausbildung ist ein Aushängeschild für Deutschland.“

Da sich in der Vergangenheit die Unternehmen bei der Präsentation auf Jobmessen gerne gegenseitig überboten, um die Aufmerksamkeit der Besucher zu erregen und sie nicht nur mit kleinen Aufmerksamkeiten, sondern mit Spielen oder Mitmachaktionen versuchten, an den Stand zu locken, setzte die Stadtverwaltung in diesem Jahr darauf, dass sich die Aussteller auf das Wesentliche, nämlich die Vorstellung ihres Unternehmens und der Ausbildungsberufe und der Berufsmöglichkeiten, konzentrieren. Neben ersten Informations- und Kennenlerngesprächen an den Ständen hatte jedes Unternehmen die Gelegenheit, sich in zehnminütigen Präsentationen vorzustellen.

Etwa 500 Schülerinnen und Schüler des Thomas-Strittmatter-Gymnasiums, der Realschule und der Robert-Gerwig-Schule haben sich – zeitlich versetzt um eine bessere Auslastung für die Aussteller zu bieten – den Tag über informiert.

Das Konzept kam bei den Ausstellern an und zeigte auch den gewünschten Effekt. „Als wir in den Vorjahren den klassischen Messestand mit einem Spieleangebot hatten, hatten wir deutlich mehr Besucher am Stand“, ist Oliver Reichert, Azubi zum Industriekaufmann im dritten Ausbildungsjahr bei der Firma Schunk im Peterzeller Hagenmoos. „Jetzt haben wir das Gefühl, dass mehr junge Menschen an den Stand kommen, die sich wirklich für unsere Firma und die Berufe interessieren. Und wir haben bei mehr Leuten das Gefühl, dass diese sich wirklich bei uns melden werden“, wie Vanessa Gniosdorz von der Personalabteilung des Unternehmens ergänzt.

Azubis auf der Messe rekrutiert

Sebastian Merkle, Geschäftsführer der Baugenossenschaft Familienheim, sieht in dem Konzept eine größere Chance, dass auch kleinere Unternehmen sich gut darstellen und präsentieren können. „Der Kampf um Talente ist riesig“, sagt er. Auf großen Jobmessen hätten kleinere Unternehmen kaum eine Chance, sich gegen große Firmen durchzusetzen, die mit aufwändigen Ständen um Aufmerksamkeit buhlen. Entsprechend „familiär“ findet Merkle die BAM in St. Georgen – die für den großen Wohnungsvermieter auch durchaus erfolgreich ist. „Wir haben in den vergangenen zwei Jahren unsere offenen Ausbildungsplätze mit Bewerbern von der Messe aus St. Georgen besetzen können.“ Merkle betont, dass der Besuch am Messestand die klassische Bewerbung und das persönliche Vorstellungsgespräch nicht ersetzen: „Das wollen wir schon noch haben.“