Johannes Probst ist ein erfahrener Hausarzt. Der gebürtige Kölner ist 68 Jahre alt und aus St. Georgen schon lange nicht mehr wegzudenken. Gemeinsam mit seiner Frau und drei weiteren Ärzten betreibt er eine Gemeinschaftspraxis. Schon seit Beginn der Pandemie ist diese auch eine Corona-Schwerpunktpraxis. Im SÜDKURIER erzählt er wöchentlich, welche Fortschritte und Rückschläge es in der Impfkampagne gibt und was gerade im Zusammenhang mit Corona wichtig ist.

Für diese Woche wurde seiner Praxis 200 Impfdosen zugesagt: „Für die Erstimpfungen sind es allerdings nur 36 Dosen. Der Rest sind Zweitimpfungen“, sagt Probst. Geimpft werde mittlerweile fast ausschließlich mit Comirnaty, der Vakzine von Biontech. Denn: „Die Patienten, die bei uns geimpft sind, sind fast alle unter 60 Jahren. Die Älteren, die geimpft werden wollen, sind nahezu alle versorgt“, so Probst weiter.
Mit gemischten Gefühlen blickt der Hausarzt auf die große Impfaktion am Wochenende in der Roßbergsporthalle. Die Gemeinden St. Georgen und Königsfeld wollen dann zusammen 760 Menschen erstmals gegen Covid-19 impfen. St. Georgen erhält 520 Dosen von Biontech beziehungsweise Moderna. Die Anmeldungen laufen seit Montagmorgen, die Aktion wird vom Zentralen Impfzentrum in Offenburg durchgeführt.
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Probst freut sich über die Aktion. Jede Impfung, die gemacht wird, bringe die Durchimpfungsrate der Bürger wieder voran. Dennoch, so sagt er gegenüber dem SÜDKURIER, sei man in der St. Georgener Ärzteschaft auch sauer: „Wöchentlich verabreicht die Ärzteschaft im Ort im Schnitt 700 Impfungen. Und dies unter größtem organisatorischen Aufwand, um die uns vertrauten Patienten möglichst zeitnah und entsprechend ihrer gesundheitlichen Risiken vor einer Covid-Erkrankung zu schützen.“ Dabei könnte man viel mehr verimpfen, gäbe es nur genügend Dosen. Probst: „Die uns von staatlicher Seite zur Verfügung gestellten Impfstoffmengen waren im Verhältnis zu den erforderlichen Mengen so lächerlich gering, dass unsere Praxen und unsere Patienten wegen des nicht zu befriedigenden Ansturms und des gesteigerten Aufwands gelitten haben.“
Impfungen wären günstiger möglich
Woher der zusätzliche Impfstoff für die Aktion am Samstag kommt, weiß Probst, der eine von ihm verfasste Pressemitteilung mit „für die St. Georgener Ärzteschaft“ unterschreibt, nicht. Er moniert aber, dass die Aktion weitaus teurer ist, als es größere Impfstoffliefermengen für die Hausärzte vor Ort wären. Die 720 Impfungen am Wochenende wären, sagt er, zu einem Bruchteil der Kosten möglich gewesen.
Probst schließt mit den Worten: „Es muss leider so gesagt werden: Die Paradoxie dieser staatlichen Impfstrategie und Organisation offenbart, mit welcher Inkompetenz hier gearbeitet oder zumindest gedacht wird und wie leichtfertig hier die Staatsgelder verschleudert und der Impfschutz der Bevölkerung leichtfertig, da völlig unnötig, verzögert erreicht werden wird.“