St. Georgen Wie geht es bei der Firma J.G. Weisser weiter? Im Dezember 2024 verkündete das Unternehmen, das im September Insolvenz anmelden musste, dass mehrere Investoren den weltbekannten Hersteller hochpräziser, multifunktionaler Drehmaschinen übernehmen wollen. Seither wurde es still um die Firma.
Wie Pressesprecher Alexander Görbing von der bevollmächtigten Anchor-Rechtsanwaltskanzlei auf SÜDKURIER-Nachfrage mitteilt, laufen die Gespräche mit möglichen Investoren im Hintergrund weiter. „Die Gespräche mit Kaufinteressenten laufen noch. Wir sind optimistisch, dass wir hier zu einem Ergebnis kommen werden. Es ist aber noch zu früh, einen Termin zu nennen“, teilt Görbing mit. In einer Presseinformation vom Dezember vergangenen Jahres war ein anvisierter Verkauf des Unternehmens im ersten Quartal 2025 im Gespräch.
Rückblick: am 1. Dezember 2024 wurde das Insolvenzverfahren vor dem Amtsgericht Villingen-Schwenningen im Eigenverwaltungsverfahren eröffnet, nachdem der Insolvenzantrag im September 2024 gestellt wurde. Grund für die wirtschaftliche Schieflage waren nach Unternehmensangaben die Corona-Pandemie und damit verbundenen Lieferkettenproblemen. Der Verkauf an den US-amerikanischen Hardinge-Konzern im Jahr 2021 sollte wieder Stabilität in das St. Georgener Traditionsunternehmen bringen. Doch der amerikanische Dreh- und Fräsmaschinenhersteller geriet selbst in finanzielle Schwierigkeiten und meldete im Sommer 2024 Insolvenz an. Was wiederum Auswirkungen auf J.G. Weisser hatte.
Wie in den Pressemitteilungen des Unternehmens immer deutlich herausgestellt wurde, besteht zwischen Geschäftsführung, Kunden und Lieferanten eine Vertrauensbasis, so dass der Geschäftsbetrieb trotz Insolvenz jederzeit uneingeschränkt fortgeführt werden konnte. Auch gab es bislang keine Entlassungen.
Wie Alexander Görbing mitteilt, „ist die Zahl der Mitarbeiter unverändert“. Sie liegt damit bei rund 340 Beschäftigten. Diese erhalten auch seit Jahresende wieder ihre regulären Löhne und Gehälter. Lediglich für drei Monate nach Insolvenzantragsstellung wurde den Mitarbeitern Insolvenzgeld über die Bundesagentur für Arbeit bezahlt.
Die Firma J.G. Weisser hat eine von den Grundzügen her fast 200-jährige Tradition. 1830 begann Johann Georg Weisser zusammen mit zwei Gesellen zunächst in Langenschiltach, kleine Drehbänke und Schraubstöcke für die aufstrebende Uhrenindustrie zu fertigen. 1842 richtet Weisser in der neu erbauten Poststraße eine kleine Schmiede ein, wo die Post- und Frachtpferde, die auf der Strecke vorbeikamen, neu beschlagen wurden. 1856 begann er am heutigen Standort mit der fabrikmäßigen Herstellung von Werkzeugen und Maschinen.
Ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden die ersten automatischen Drehmaschinen sowie Bohr- und Plandrehautomaten. Bis heute ist J.G. Weisser ein innovatives Maschinenbauunternehmen, das Lösungen insbesondere für die Automobilindustrie entwickelt.