St. Georgen – Ein kleines St. Georgener Unternehmen unterstützt Forscher in Afrika in der zivilen Drohnennutzung. Wie der Mini-Betrieb an den Mega-Auftrag kam und was die Drohnennutzung mit ihrer sonstigen Arbeit zu tun hat, die sich ansonsten im und unter Wasser abspielt, erläutert der Geschäftsführer des Unternehmens „I am Hydro“, das im Technologiezentrum angesiedelt ist.
Normalerweise ist die Firma „I am Hydro“ auf die Untersuchung, Datenerfassung und -Auswertung von Gewässern und Gewässersystemen spezialisiert. Hierfür setzt das Unternehmen auch selbstfliegende Kamerasysteme ein, die allgemein als Drohnen bekannt sind. Diese Fluggeräte, die im Freizeitbereich längst verbreitet sind, sind im Allgemeinen kinderleicht zu bedienen. Wozu braucht es also einen speziellen einwöchigen Workshop, und was lernten die Teilnehmer dort, was andere Drohnenpiloten nicht können?
„In der Tat geht es weniger ums Drohnen fliegen lernen als um die Anwendungen der Software und die Datenverarbeitung“, erklärt Philipp Thumser. Er ist einer von zwei Geschäftsführern des Unternehmens I am Hydro, das es seit 2013 gibt. Vor kurzem waren 14 Teilnehmer aus Ruanda und der Elfenbeinküste für eine Woche am Firmensitz im TZ, um neue Technologien und Anwendungsbereiche kennenzulernen. Die insgesamt 14 Teilnehmer, jeweils sieben aus den beiden Ländern, waren Dozenten und Professoren unter anderem von Luft- und Raumfahrtbehörden. Sie sind Multiplikatoren, um das im Schwarzwald Erlernte in ihrer Heimat weiterzugeben. Wie Thumser sagt, ist der Einsatz von zivilen Drohnen im Bereich Wissenschaft und Forschung längst angekommen: „Früher war das überwiegend Archäologen vorbehalten.“
„Die Anwendungsbereiche von Drohnen in Afrika gehen von der Forst- und Landwirtschaft bis zum Natur- und Umweltschutz“, nennt Philipp Thumser die Breite der Anwendungsmöglichkeiten. Zwar wurde den Teilnehmern auch das eigentliche Fliegen der selbstfliegenden Kameras vermittelt. „Intensiver waren aber Informationen etwa zum Drohnenrecht“, so Thumser. Die sind in jedem Land anders gelagert.
Eingesetzt werden die unbemannten Fluggeräte in Afrika etwa zur Tierzählung in Ruanda und an der Elfenbeinküste. Wenn man beispielsweise wissen möchte, wie viele Elefanten sich in einem bestimmten Gebiet aufhalten, kann die Drohne, mithilfe künstlicher Intelligenz, die Elefanten von anderen Tieren unterscheiden kann, herausfiltern. „Aber auch beispielsweise bei der Wilderersuche kann die Drohnenunterstützung helfen“; so Thumser.“ Auch bei der Gewässer-Beurteilung sind die Bilddaten aus der Luft eine wichtige Hilfe. So kann beispielsweise erkannt werden, wo durch intensive Sonneneinstrahlung besonders warme Gewässer sind. Mit Maßnahmen kann dann eine Verschattung herbeigeführt und so einem Fischsterben vorgebeugt werden. Der Vorteil der zivilen Drohneneinsätze liegt auf der Hand. Aus der Luft lassen sich große Areale deutlich besser, schneller und detaillierter absuchen.
Wie kam das aus nur drei Mitarbeitern, neben Thumser noch der zweite Geschäftsführer Christian Haas und eine Mitarbeiterin, an den Auftrag, den die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) vergab, mit der Deutschland, Ruanda in Ost- und die Elfenbeinküste in Westafrika eng zusammenarbeiten?
„Wir haben an einer Ausschreibung teilgenommen – und gewonnen“, verrät Philipp Thumser. Die Dreieckskooperation zwischen Deutschland, Ruanda und der Elfenbeinküste basiert auf dem Wissensaustausch bei der zivilen Drohnennutzung. Hier ist Ruanda bereits Vorreiter im Bereich der Drohnentechnologie. Die Elfenbeinküste sei technologisch noch nicht ganz so weit, wie Benjamin Cornils, technischer Berater bei der GIZ, der die Gruppe auf ihren Stationen in Deutschland begleitete, erläutert.
Das Unternehmen
Das Dienstleistungsunternehmen „I am Hydro“ wurde 2013 im Technologiezentrum in St. Georgen gegründet. Schwerpunkt ist die Untersuchung und Überwachung unterschiedlichster Gewässersysteme sowie Fischmonitoring. Hierfür hat I am Hydro auch ein eigenes Unterwasserkamerasystem entwickelt. Zur Gewässeruntersuchung und -auswertung setzt das Unternehmen aus St. Georgen modernste Messsysteme ein und übernimmt auch die Datenauswertung und Analyse. Das Unternehmen ist mit seinem Können weltweit im Einsatz.Das lesen Sie zusätzlich online
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