Für St. Georgen ist es ein herber Rückschlag: Die Stadtsanierung liegt vorerst auf Eis. Eigentlich hätten Marktplatz und Tiefgarage schon bald saniert werden sollen, doch daraus wird nichts. Zumindest nicht in diesem Jahr.
Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am Mittwoch, nach einem entsprechenden Vorschlag der Verwaltung, entschieden, den Baustart ins kommende Jahr zu verschieben. Grund ist die aktuelle Situation im Bausektor. Sie ist unkalkulierbar – und das im wahrsten Sinne des Wortes.
„Da ist ein brutales Risiko drin, dass das mit dem Preis nicht mehr machbar ist.“Michael Rieger, Bürgermeister
Materialknappheit und die Preissituation sorgen für erheblichen Druck im Bausektor. Man spreche bei den ersten Schritten über ein Zehn-Millionen-Paket, wie Bürgermeister Michael Rieger sagte.
Start jetzt im März 2023
Wohlwissend, dass das auch im Herbst nicht zwingend besser sein wird. Denn vermutlich im Oktober soll die Ausschreibung nach neustem Plan starten. Die Vergabe wäre dann im Januar, der Baustart im März.
Planung trotzdem ungewiss
Ob die Maßnahme dann umsetzbar sein wird? „Das gleicht einem Blick in die Glaskugel“, sagt Rieger. „Wir haben das Glück, dass wir noch vor der Maßnahme stehen und können uns noch entscheiden zu verschieben“, so der Bürgermeister. Verschoben, das betont Rieger, ist aber nicht aufgehoben. „Aussteigen werden wir mit Sicherheit nicht“, sagt er.

Man sei noch weit davon entfernt, handlungsunfähig zu sein. Auch wenn sich die Situation für das Bauen in nahezu jeglicher Hinsicht verschlechtert hat. Schließlich sind auch Kredite in den vergangenen Monaten erheblich teurer geworden. Und diese wird St. Georgen für Maßnahmen dieser Größenordnung in erheblichem Maße beanspruchen müssen.
Schlüsselsituation für die Entscheidung
Laut Stadtbaumeister Alexander Tröndle hat es für die Entscheidung, das Projekt zu verschieben, eine Schlüsselsituation gegeben. Die Erfordernis der Stoffpreisgleitklausel für die europaweite Ausschreibung.
Die schreibt das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen seit Kurzem vor. Dadurch hätte St. Georgen alle schon vorbereiteten Ausschreibungen neu kalkulieren müssen und viel Zeit verloren.
Die Baumaßnahme hätte durch diese Verzögerung nur noch kurz vor dem Winter beginnen können. Der Marktplatz wäre über den gesamten Winter eine brachliegende Baustelle gewesen.
Wenn aber, so erklärt Tröndle, die Maßnahme nun erst im Frühjahr 2023 beginnt, müsste man nur einen Winter überbrücken und verlöre zumindest weniger Zeit. Das wiederum macht Kalkulationen einfacher.

Zudem besteht die Hoffnung, dass zumindest die Lieferketten in einigen Monaten wieder stabiler funktionieren. Denn würden sie während der Maßnahme reißen, müsste St. Georgen im Zweifel über Monate mit einem Baustellen-Marktplatz leben.
„Es steht Herz gegen Kopf. Natürlich hätten wir den sanierten Marktplatz lieber heute als morgen. Aber ich plädiere an die Bürgerschaft, das mit uns auszuhalten.“Marc Winzer, Gemeinderat
Vielleicht, so sagte Architekt Jürgen Pfaff vom Büro Faktorgrün, sind die Preise dann wieder verlässlicher. „Wir können das aber überhaupt nicht voraussehen, ob das so sein wird“, sagte er. Ein Beispiel, wie krass die Preissprünge derzeit sind, hatte er aber parat.
Die Preise der Natursteine für den Marktplatz seien um 50 bis 100 Prozent gestiegen. Alleine das, sagte Pfaff, wären für St. Georgen Mehrkosten zwischen 300.000 und 400.000 Euro gewesen.

Der Gemeinderat war sich einig, dass nur eine Verschiebung sinnvoll ist.