Schlossberg statt Arlberg, Kesselberg statt Montafon, Winterberg statt Ischgl. Seit bekannt wurde, dass fast alle Skilifte im St. Georgener Skigebiet Oberkirnach stundenweise gemietet werden können, stehen Telefon und Schlepplifte praktisch nicht mehr still. Von chaotischen Zuständen wie in anderen Wintersportorten ist man allerdings weit entfernt. Derweil bereiten die Wildrodler auf und abseits der Skipisten den Liftbetreibern Sorgen und es wird Unterstützung von der Politik gefordert.
150 Euro pro Stunde
„Wir sind bis auf wenige Termine praktisch bis Ende der Woche ausgebucht“, sagen Katrin Kopp und Dominik Weisser vom Kesselberglift. Von morgens bis abends läuft der Lift für Familien, die sich das Vergnügen leisten wollen und können. Mit 150 Euro pro Stunde ist die Corona-konforme Exklusivität, einen Skilift für sich und die Familie ganz allein zu haben, nicht gerade günstig erkauft.
Wert ist es den Skifahrern aber allemal. „Wir haben Gäste, die bereits das dritte Mal gebucht haben, weil sie so begeistert waren“, so Katrin Kopp. Für viele Skifahrer ist die Stunde an den Schleppliften in Oberkirnach ein Ersatz für den ausgefallenen Skiurlaub, der sie ein Vielfaches gekostet hätte. „Es gibt seit langem für die Kinder keine Freizeitmöglichkeiten mehr. Kein Hallenbad, nichts“, sagt Nils Rapp aus St. Georgen, der mit seinen Kindern gerade eine Stunde am Kesselberg beendet hat.

Familien sind auch das Hauptklientel an den Liften. „Extremskifahrer und Erwachsene mit Kindern sind die einzigen Gäste. Jugendliche haben davon nichts, weil sie sich das einfach nicht leisten können“, sagt Roland Fichter vom Schlossberglift. Er ist sich im Klaren darüber, dass der Stundenpreis kein Schnäppchen ist. „Aber diesen Preis müssen wir verlangen, um die Kosten zu decken.“ Auch er kann sich über mangelndes Interesse nicht beklagen. „Die Interessenten kommen teilweise aus Stuttgart angereist.“
Skepsis angesichts hoher Preise auch bei Betreiber
Auch der Obere Schlossberg setzt das Konzept inzwischen um. „Bei uns ist die Nachfrage noch verhalten“, sagt Betreiber Wilfried Müller. Er geht aber davon aus, dass die Nachfrage in den kommenden Tagen ebenfalls ansteigen wird. Müller sieht das Angebot allerdings auch skeptisch. „Es ist nicht fair, das können sich nur Leute mit Geld leisten.“
Etwas mehr Nutzer brächten familienfreundlichere Preise
Wie auch andere Betreiber und Besucher ist er der Ansicht, dass an den Lifthängen ausreichend Platz wäre, damit auch jeweils zwei oder drei Familien den Hang samt Lift gleichzeitig buchen könnten, und dass die Abstandsregeln dennoch eingehalten werden könnten. Das würde den Preis reduzieren und so wiederum mehr Familien ermöglichen, sich eine Stunde Skispaß leisten zu können.
Skiliftbetreiber unterstützen
Müller wünscht sich zudem, dass die Politik sich Gedanken mache, wie die Skiliftbetreiber in der Pandemie-Zeit unterstützt werden können. „Die Politik müsste Lösungen bereitstellen.“ Eine Lösung wie für die Gastronomie, die bis zu Dreiviertel ihres Umsatzes aus den Monaten November und Dezember erstattet bekommen, sieht Müller für die Liftbetreiber allerdings als nicht zielführend an. „Im vergangenen Jahr hatten wir in diesem Zeitraum ja gar keinen Schnee.“

Skihänge nur für Lift-Benutzer geöffnet
Ein Problem bereiten den Liftbetreibern zunehmend die Schlittenfahrer, die außerhalb und sogar während der Liftbetriebszeiten an den Hängen der Skilifte rodelten. „Für alle Personen außer denjenigen, die den Lift gebucht haben, ist der Skihang gesperrt“, betont Wilfried Müller. So sei am Sonntag am Rodelhang beim Brigachlift „die Hölle losgewesen“. Auch am Montag tummelten sich etliche Schlitten- und Rodelfahrer an dem Schlittenhang.