Kein Gedränge auf der Piste, keiner wird angerempelt, kein Anstehen am Lift – in Oberkirnach können Alpinskifahrer jetzt ein exklusives Abfahrtsvergnügen genießen. Einige Liftbetreiber vermieten ihre Skihänge samt Schlepplifte stundenweise. Die ersten Gäste des nicht ganz billigen Vergnügens schnallten sich am Neujahrstag die Abfahrtskier an und genossen jeweils eine Stunde ungestörtes Skivergnügen.

Das ist spitze. Familie Michael, Anja und Juliane Joos aus Bad Dürrheim freut sich. Gleich dürfen sie eine Stunde lang allein am ...
Das ist spitze. Familie Michael, Anja und Juliane Joos aus Bad Dürrheim freut sich. Gleich dürfen sie eine Stunde lang allein am Winterberglift in Oberkirnach skifahren. | Bild: Sprich, Roland

Nachdem das Modell, einen Skilift stundenweise zu vermieten, bereits in anderen Orten im Schwarzwald erfolgreich ist, entschlossen sich jetzt auch bislang drei der fünf Liftbetreiber aus dem Skigebiet Oberkirnach dazu, ihre Schlepplifte unter strenger Einhaltung der Pandemie-Bedingungen zu öffnen. Denn der Betrieb von Sport- und Freizeitanlangen ist nicht verboten, sofern die Regeln, dass nur Angehörige aus einem Haushalt oder höchstens zwei Personen aus unterschiedlichen Haushalten dort zusammenkommen, eingehalten werden. Das hat wohl auch das Landratsamt erkannt, das, nachdem es den Liftbetrieb zunächst untersagte, am Tag vor Silvester die Betreiber telefonisch darüber informierte, dass die Lifte unter den genannten Voraussetzungen geöffnet werden können.

Die ersten Versuche auf Skiern am Kinderlift kann Patricia Schifferdecker mit Sohn Lukas genießen. Hinten beobachtet Papa Michael die ...
Die ersten Versuche auf Skiern am Kinderlift kann Patricia Schifferdecker mit Sohn Lukas genießen. Hinten beobachtet Papa Michael die Aktion. | Bild: Sprich, Roland

Die ersten, die sich entschlossen, ihren Skilift zu öffnen, waren die Familien Bähr und Weisser vom Winterberglift. „Wenn mir vor einem Jahr jemand gesagt hätte, dass wir unseren Lift nur für eine Familie öffnen, hätte ich das nicht geglaubt. Verrückt“, sagt Ewald Bähr, während er den ersten Gästen die Liftbügel reicht. Harald Haberer, seine Frau Steffi und Tochter Nina aus Donaueschingen-Grüningen waren die ersten Gäste, die das Angebot nutzten. „Wir haben am Vortag, als wir hier in der Nähe an einem Hang Schlitten gefahren sind, davon erfahren und haben uns spontan dazu entschlossen, das zu machen“, erklärt Harald Haberer.

Und seine Frau ergänzt; „Wir haben im vergangenen Jahr auf so vieles verzichten müssen und es gibt Unsinnigeres, als hierfür Geld auszugeben.“ Und wie war es so, 60 Minuten einen Skihang samt Schlepplift für sich ganz alleine nutzen zu dürfen? „Es war mega, das erlebt man nur einmal im Leben“, beschreibt Steffi Haberer das einzigartige Gefühl. Und was hat ihrem Mann besonders gefallen? „Dass wir am Lift nicht anstehen mussten“, lacht er. Einen Verbesserungsvorschlag hätten die begeisterten Skifahrer allerdings. „Man könnte an so einem Hang durchaus zwei oder drei Familien gleichzeitig fahren lassen. Man kann sich hier prima aus dem Weg gehen. Und es würde auch die Kosten für den Einzelnen senken.“

Ewald Bähr reicht Harald Haberer und dessen Tochter Nina den Liftbügel. Die Familie aus Grüningen kann sich eine Stunde ganz für sich ...
Ewald Bähr reicht Harald Haberer und dessen Tochter Nina den Liftbügel. Die Familie aus Grüningen kann sich eine Stunde ganz für sich allein am Winterbergskilift tummeln. Das ist besonders. | Bild: Sprich, Roland

Auch Familie Michael, Anja und Juliane Joos aus Bad Dürrheim gönnten sich das exklusive Skivergnügen. Für sie gab es gleich mehrere Gründe, weshalb sie sich die Stunde gönnten. „Wir lieben das Skifahren, unsere Kinder haben es an diesem Hang gelernt. Und wir wollen die Liftbetreiber unterstützen“, so Michael Joos. Und natürlich spielte auch der Eventcharakter eine kleine Rolle. „Wann hat man schon mal einen Lift für sich ganz alleine.“

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Seine ersten Spuren in den unberührten Schnee des Kinderskihangs ziehen konnte am Neujahrstag Lukas, der Sohn von Patricia und Michael Schifferdecker aus Mönchweiler. Sie mieteten den Kinderschlepplift, an dem Lukas ganz ungestört seine ersten Skifahrversuche starten konnte. „Man gönnt sich grade nicht viel und wir sehen das auch als Zeichen der Solidarität zu den Liftbetreibern“, so die Familie.

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Mit 150 Euro pro Stunde ist das Mieten des Skilifts kein ganz billiges Vergnügen. Wie Ewald Bähr sagt, müsse man die Summe jedoch verlangen, „um zumindest die Kosten für Wartung, TÜV und Instandhaltung zu decken.“ Von einem Verdienst mag er gar nicht sprechen. „Der Skiliftbetrieb ist schon lange kein lohnendes Geschäft mehr.“ Gerade mal wenn so wie jetzt zwischen Weihnachten und Dreikönig genügend Schnee liege, und viele Einheimische und Feriengäste die freien Tage zwischen den Jahren nutzen könnten, würde sich der Betrieb rentieren. Doch aufgeben will er das Geschäft nicht. „Man hängt halt schon dran und würde das gerne seinen Enkeln weitergeben.“ Der Winterberglift feierte just an Silvester sein 50-jähriges Bestehen und wird in zweiter Generation von den Familien Weisser und Bähr betrieben.