St. Georgen Kuppeln, schalten, Vorfahrt achten und blinken nicht vergessen – mehr als ein halbes Jahrhundert hat die Fahrschule Wagner Fahrschüler in St. Georgen in die Kunst des Auto- und Motorradfahrens eingewiesen. Jetzt geht die Ära Fahrschule Wagner nach 60 Jahren zu Ende. Wie sich das Autofahren in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat, darauf blicken die heutigen Inhaber Peter Wagner und seine Frau Gabi zurück. Und verraten, ob und wie es mit der Fahrschule weitergeht.

Früher war‘s einfacher

Als der aus Bayern stammende, ehemalige Bundeswehrfahrlehrer Wilhelm Wagner Anfang der 1960er Jahre über verschiedene Stationen, unter anderem als Busfahrer in Baiersbronn und Fahrlehrer in Schramberg, zunächst in der damaligen Fahrschule Reichert in St. Georgen mitgearbeitet und diese 1964 übernommen hat, „war das Fahren lernen noch eine vergleichsweise simple Angelegenheit“, wie sein Sohn Peter sagt, der 1986 als Fahrlehrer in die Fahrschule eingestiegen ist und diese 1988 übernommen hat.

Der theoretische Unterricht umfasste ein paar hundert Fragen, insbesondere zu Vorfahrtsregelungen. Die Fahrpraxis konnte noch in wenigen Fahrstunden nachgewiesen werden. „Und auf den Straßen war deutlich weniger Verkehr unterwegs“, erinnert sich Peter Wagner. Heutzutage müssen Fahrschüler ungleich höhere Anforderungen erfüllen, ehe sie dazu befähigt sind, eigenverantwortlich ein Fahrzeug zu steuern. „Heute besteht der Lehrstoff aus „rund 1300 Fragen“, wie seine Frau Petra ergänzt, die seit 1999 ebenfalls als Fahrlehrerin tätig ist.

Auch hat die Digitalisierung längst Einzug in die Fahrschulen gehalten. Wo früher die Fahrschüler Papierbögen mit verschiedenen Fragen ausfüllten, geht heute alles per Tablet. Die einzelnen Module werden über elektronische Tafeln angezeigt, es gibt animierte Bilder und sogar Filme, in denen die Vorfahrtsregeln erklärt oder Gefahrensituationen dargestellt werden.

Auch der praktische Fahrunterricht ist anders als früher. „Heute muss der Fahrschüler an der Prüfung bereits im fließenden Verkehr mitschwimmen. Es sollte kein Unterschied mehr zu anderen Verkehrsteilnehmern erkennbar sein. Das lässt auch das heutige Verkehrsaufkommen gar nicht mehr zu“, so Peter Wagner. Auch Themen wie vorausschauendes Fahren, Sprit sparende und umweltschonende Fahrweise werden heute deutlich höher bewertet als beispielsweise in den 1970er oder 80er Jahren.

Die Räder rollen weiter

Wenn Peter Wagner in diesem Monat in den Ruhestand geht, wird die Fahrschule unter neuem Namen und mit einem neuen Inhaber weitergeführt. Alban Musliu hat die Fahrschule übernommen. Der 33-Jährige hat bislang vor allem die Dienstleistungen angeboten, die mit dem Führerscheinerwerb zusammenhängen. „Wir haben Erste-Hilfe-Kurse und Sehtests für die Führerscheinanwärter gemacht“, erklärt Musliu. Dadurch habe er Einblick in das Fahrschulgewerbe bekommen und so sei auch der Kontakt zur Fahrschule Wagner entstanden. Als sich abzeichnete, dass die Fahrschule einen Nachfolger sucht, habe er die Gelegenheit genutzt und die Ausbildung zum Fahrlehrer gemacht. Jetzt startet er als frisch gebackener Fahrlehrer in die unternehmerische Selbstständigkeit.

Peter und Gabi Wagner sind froh, einen Nachfolger für ihr Unternehmen in St. Georgen gefunden zu haben. Gerade auch, weil es heutzutage nicht einfach ist, Fahrlehrer zu finden. „Fahrlehrer sind Mangelware“, so Petra, die weiterhin als angestellte Fahrlehrerin tätig sein wird. Mit Martin Wetzel hat Musliu zudem einen weiteren Fahrlehrer und einen erfahrenen Berufskraftfahrer an Bord, der speziell die Berufskraftfahrermodule ausbildet. „Wir bieten mit unserer Fahrschule Secure Drive ein komplettes Paket mit Erste-Hilfe-Kurs, Sehtest und Passbildservice an“, erklärt der neue Fahrschulbetreiber. Zudem bietet er spezielle Seniorenfahrtrainings an.