Dass Tennenbronn feiern kann, das weiß man schon seit längerer Zeit. Doch dass die Gemeinde ein solch beeindruckendes Fest auf die Beine stellt anlässlich der Wiederkehr des vor 100 Jahren erfolgten Zusammenschlusses von Evangelisch und Katholisch Tennenbronn, hätte kaum jemand vermutet.

Schrambergs Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr sagte denn auch: „100 Jahre vereintes Tennenbronn ist ein wahres Jubeljahr für uns“ – denn die Große Kreisstadt feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen und Waldmössingen das seiner Eingemeindung.

Die Oberbürgermeisterin erinnerte an die Zeit, als 1810 Tennenbronn auf Anordnung der badischen Regierung in zwei politisch eigenständige Gemeinden, in Evangelisch und Katholisch Tennenbronn, geteilt wurde. Bis 1922 hatte diese Trennung 122 Jahre gedauert, die Grenzen im Dorf stellten sich immer mehr als ein Hindernis dar.

Mit dem Tod des evangelischen Bürgermeisters im April 1922 und der fast zeitgleichen Kündigung des katholischen Ratsschreibers kam, wie man heute sagen würde, Bewegung in die Sache. Um die Kräfte zu bündeln, wurde im evangelischen Teil vorgeschlagen, sich zusammen zu tun. Dieser Vorschlag stieß im katholischen Teil auf offene Ohren.

Das badische Innenministerium genehmigte am 22. September 1922 den Zusammenschluss, welcher dann am 1. Oktober 1922 vollzogen wurde. „Endlich kam zusammen, was zusammengehörte“, sagte Dorothee Eisenlohr. Noch heute lassen sich Spuren der ehemaligen Teilung erkennen, vor allem in den beiden Musikvereinen Frohsinn und Harmonie. Aber: „Schön, dass die konfessionellen Zwistigkeiten längst beigelegt sind“, sagte die Oberbürgermeisterin.

Carsten Kohlmann, Stadtarchivar und Leiter des Stadtmuseums, hielt den Festvortrag zur Geschichte Tennenbronns. „Tennebrunne cum ecclesia“, gleichbedeutend mit „Tennenbronn mit Kirche“, so tritt Tennenbronn in einer Urkunde von Pabst Alexander III. zur Bestätigung von Privilegien des Benediktinerklosters St. Georgen am 26. März 1179 das erste Mal in das Licht der schriftlich überlieferten Geschichte, so Carsten Kohlmann.

Die „Geburtsurkunde“ Tennenbronns wird heute im Generalarchiv Karlsruhe verwahrt. Seine Ersterwähnung hat Tennenbronn einem der bedeutendsten Klöster seiner Zeitz zu verdanken, das im Jahr 1084 auf einem Scheitelpunkt des Schwarzwaldes gegründet wurde, so Kohlmann weiter.

Bis vor 100 Jahren gab es nur in den beiden Tennenbronns den Zusatz „Evangelisch“ und Katholisch“. Das gab es im Deutschen Reich nur hier, sagt Carsten Kohlmann. Bereits im Jahr 2000 befasste sich Carsten Kohlmann in seiner Magisterarbeit mit „Evangelisch“ und Katholisch“ Tennenbronn. Mitte des 15. Jahrhunderts wurden durch den Zerfall der Herrschaft Falkenstein Teile in den Besitz der Grafschaft Württemberg, ein anderer Besitz der von Hans von Rechberg neu gebildeten Herrschaft Schramberg zugeschlagen.

Einige Bauernhöfe blieben im Besitz des Klosters St. Georgen. In lebhaften Worten schilderte Carsten Kohlmann den wechselhaften geschichtlichen Verlauf Tennenbronns bis in die Neuzeit mit der Entwicklung zum bedeutenden Industriedorf.

Mit dem Schriener Karl alias Gerhard Merz und dem alten Löwenwirt Wilhelm Wöhrle alias Fritz Wöhrle, war der evangelische Part zum Sketch „Ein Zufall der Geschichte?“ besetzt. Den Part der katholischen Seite übernahmen der Schue-Karl alias Karl-Heinz Moosmann und der Ichbebur alias Oskar Rapp. Die gespielte Geschichte wurde zum tagesaktuellen Erlebnis, wenn es um Schramberg gegangen ist.
