Triberg – Eine neue Figur ist bei den Fasnetumzügen zu erleben. Sie erinnert an die Legende der schönen und stolzen Fürstin Gutta von Triberg. Die zweigeteilte Larve zeigt ihr schönes Antlitz auf der einen und die böse Fratze auf der anderen Seite.

Auf einer Sage basierend, entstand 2017 der Entschluss, die Guta-Träne zu ­erschaffen und damit der Pflege des Brauchtums in der alemannischen Fasnet gerecht zu werden. So entstand die Guta-Träne, erzählt Thilo Hoffmann aus Triberg im Gespräch. Die zweigeteilte Larve, die der heimische Holzbildhauermeister Samuel Kammerer gestaltet hat, spiegelt die zwei Gesichter der Guta, das schöne Antlitz auf der einen und die böse Fratze auf der anderen Seite.

Verbundenheit zur Heimat

Das schwarze Häs, majestätisch mit weißen Spitzen, ­blauen Tropfen und den drei Bergen von Triberg verziert, weist auf die Verbundenheit der Narren mit der Wasserfallstadt hin. Die ­Hüftkette mit rotem Tau steht für die in Stein gefangene Guta. Die Farbgestaltung zeigt die Triberger Stadtfarben mit dem Verweis auf die Wasserfälle. Der närrische Ruf lautet: „Guta – Träne“. Nicht mehr ganz klein ist die Gruppe, vier zukünftige Hästräger sind in diesem Jahr bereits dazu gestoßen – sie werden erst bei der nächsten Kampagne Larve und Häs tragen. Erstmals offiziell wird man die Guta-Träne bei den heimischen Umzügen am Schmutzigen Donnerstag und am Fasnetsonntag in der Wasserfallstadt sehen. Neben den bösen Frauen sind auch drei spezielle Männer dabei – sie sind die Hüter der Gutach.

Der Legende nach lebte vor Zeiten auf einem Felsenschloss im tiefen Wald eine schöne und stolze Fürstin, Gutta von Triberg. Majestätisch war ihre ­Gestalt, golden ihr Haar, blau ihre Augen. Wenn ihr rubinroter Mund sprach, so horchten alle Vögel. Vor ihren Füßen neigten sich die Blumen – aber die Fürstin hatte ein Herz aus Stein. Einmal verirrte sich die stolze Frau im Wald und bekam Angst. Ein junger, fröhlicher Jägersmann brachte sie in seine Hütte. Auf den Rat der Mutter, die den bösen Sinn der hartherzigen Gutta erkannte, achtete er nicht. Allzu tief sah er in die lockenden Augen der schönen Frau. Am anderen Tag brachte der Jägersmann die Fürstin auf ihr Schloss zurück.

Doch er konnte sie nicht mehr vergessen. Die Sehnsucht nach ihr verzehrte ihn. Tag und Nacht schlich er in der Nähe des Schlosses umher, in der Hoffnung, sie zu sehen. Eines Tages fassten die Schlossknechte den Jägersmann und brachten ihn vor ihre Herrin. Die erkannte ihren Retter und nahm ihn freundlich auf. Mutig bat er Gutta, ihn zum Mann zu nehmen. Gutta willigte ein, stellte aber die grausame Aufgabe, er müsse von einem Zacken des Schlossfelsens auf einen entfernten Felsen springen und wieder zurück.

Viele ritterliche Freier hatten den Sprung mit ihrem Leben bezahlt. Der Jägersmann wagte ihn. Glücklich kam er, was noch keinem gelungen war, drüben an. Jetzt noch zurück, dann konnte er die Frau umarmen. Da blitzte die Sonne auf und blendete ihn. Er stürzte und sein Körper zerschmetterte in der Tiefe. Die alte Mutter suchte nach ihrem Sohn. Kein Knecht konnte sie zurückhalten. Sie gelangte zur Fürstin und schrie: „Gib mir meinen Sohn zurück!“

Gutta suchte nach Ausflüchten, doch die Mutter durchschaute alles. Sie verfluchte die Frau: „Werde zu Stein und weine ewig über deine Freveltaten.“ Ehe Gutta wusste, wie ihr geschah, stürzte das Schloss ein, augenblicklich wurde sie zu einem Felsen. Aus diesem Gestein rann ein dünnes Bächlein, das anschwoll zum tosenden Wildbach. Donnernd stürzt er über die mächtigen Felsen in die Tiefe der Schlucht. Millionen Tropfen besprengen die Gräser und Wildblumen. Das ist die Gutach. So netzen Guttas Tränen ewig die Stelle, an welcher der Jäger in den Tod gestürzt war.