Immer einmal im Jahr wird das Schwenninger Neckarbad zum Ende der Schulferien für zwei Wochen geschlossen und einer gründlichen Revision unterzogen. Seit Januar 2025 haben bereits 110.000 Besucher das Bad besucht. Ein Wert, der schon seit ein paar Jahren konstant so anhält.
Dabei erwirtschaftet das Bad aber immer noch ein jährliches Minus von etwa einer Million Euro. „Wenn wir das auf Null bringen wollten. Bräuchten wir 50 Prozent mehr Badegäste oder müssten den Eintrittspreis um 10 Euro erhöhen“, erklärt SVS-Chef Gregor Gülpen. Ihm untersteht auch die Bäder VS GmbH.
Es ist aber eine bewusste Entscheidung der Stadt, die Eintrittspreise so beibehalten zu wollen und die Bäder weiterhin zu bezuschussen.
Hier lesen Sie, warum das Bäder-Defizit so hoch ist.
Wenn das neue Bad kommt, schließt das Neckarbad
Sobald das neue Hallenbad im Zentralbereich 2030 in Betrieb geht, soll das Neckarbad dann auch endgültig außer Betrieb gehen.
Was danach mit der Immobilie geschieht, stehe noch in den Sternen. Es ist aber davon auszugehen, dass sich für das Areal im Herzen des Schwenninger Industriegebiets relativ leicht eine Nachnutzung finden dürfte, meint Gülpen.
Bis dahin soll der Badebetrieb aber auch jeden Fall weiter laufen. Und damit das gewährleistet werden kann, steht jedes Jahr eine umfangreiche Revision aller Anlagen an. Dazu werden alle Wasserbecken komplett entleert.
Das Ablaufen des Wassers dauert 1,5 Tage

Wenn Betriebsleiter Timo Königsberger den Stöpsel unter dem 25 Meter Becken zieht, dauert es immerhin noch 1,5 Tage, bis die 800.000 Liter Wasser komplett bis in den Abwasserkanal abgeflossen sind.
Schneller geht es nicht, weil sonst die Wasser-Hebeanlage überfordert wäre. Der tiefste Punkt der Anlage liegt unter dem Spiegel des Abwasserkanals. Und erst dann können die Reinigungsarbeiten an den Edelstahlflächen im Becken beginnen.
Alles wird intensiv gereinigt, alle Dichtungen und Ventile werden überprüft, gesäubert und bei Bedarf ausgewechselt.
Wenn auf sechs Bahnen normalerweise die Schwimmer ihre Runden ziehen, wird die komplette Wassermenge alle zwei Stunden einmal umgewälzt und durch die riesigen Filteranlage im Keller gepumpt.
Mehrere Aktivkohle-Filter übernehmen diese Aufgabe. Säckeweise müssen die Mitarbeiter pro Jahr insgesamt bis zu einer Tonne an Aktivkohle in den Filtern nachschütten, erklärt Betriebsleiter Königsberger.
Die Filteranlagen werden täglich gereinigt
Nach Betriebsschluss werden auch jeden Tag die Filteranlagen einmal komplett durchgespült. Während der Filterung werde gleich der Chlorgehalt und der PH-Wert überprüft und gegebenenfalls nachjustiert.
Das geschehe zum Teil an vielen Stellen automatisch, werde aber auch vom Betriebsleiter manuell dreimal pro Tag nachgemessen und protokolliert.
Einmal pro Monat kommt ein externes Labor ins Neckarbad, um zusätzliche Wasserproben zu entnehmen. Schwimmbäder haben hierzulande sehr strenge Hygiene-Auflagen, die es zu erfüllen gelte, berichtet Timo Königsberger.

Die Wassertemperatur wird konstant auf 28 Grad Celsius gehalten. „Für unsere sportlich aktiven Badegäste ist das genau die richtige Wassertemperatur“, erklärt Gregor Gülpen.
Zwei gasbetriebene Blockheizkraftwerke übernehmen im Keller diese Aufgabe. Als Backup stehen parallel auch noch die zwei älteren Ölbrenner-Heizanlagen zur Verfügung, die allerdings nur noch sehr selten eingeschaltet werden müssen.

Zwei warme Whirlpools sorgen für Entspannung
Wer es wärmer will, der nutzt einen der beiden 38 Grad heißen Whirlpools oder eine der beiden 50 Grad heißen Dampfbadezellen. Das Besondere: Der Dampf wird hier Duftstoffen angereichert.
Auch die Luft im Hallenbad wird ständig umgewälzt, gefiltert und konstant auf 30 Grad gehalten. So wird die passende Wohlfühltemperatur gewährleistet und gleichzeitig ein Beschlagen der riesigen Fensterflächen wirkungsvoll verhindert.
Von Badehosen bis zum Campingkocher
Zwischen den Pumpen, Filtern und Heizungsanlagen befindet sich unter dem Bad auch ein kleines Regal mit allerlei Fundsachen. Fein säuberlich findet sich nach Monaten getrennt alles, was die Badegäste so im Bad vergessen haben.
Darunter viele Handtücher, Badehosen und Spielzeug. „Der Klassiker sind aber vor allem auch einzelne Badeschlappen in allen Farben“, weiß Betriebs- und Marketingleitern Natascha Jäger zu berichten.
Und nicht weniger kurios, sogar ein Camping-Gaskocher findet sich in einem der Körbe.

Wenn die Fundsachen lange nicht abgeholt werden, dann werden sie nach Brauchbarkeit sortiert und gespendet.
Bei der Jahresrevision kommen auch die vergessenen Badetücher noch einmal zum Einsatz, wenn im großen Becken die Dichtungen und Abdeckungen gereinigt werden müssen.

Wann ist das Bad wieder geöffnet?
Ab Montag, den 22. September, ist das Neckarbad dann wieder geöffnet. Gerade rechtzeitig, wenn sich die Freibadsaison dem Ende zuneigt und es draußen wieder kälter wird.