Am 1. Januar 2024 ist das Felchenfangverbot in Kraft getreten. Noch bis Ende 2026 ist es Fischern untersagt, den silbrigen Speisefisch aus dem See zu holen.

Im Februar war es noch zu früh, um ein endgültiges Fazit zum Fangverbot zu ziehen. Gibt es mittlerweile gute Nachrichten? „Ich denke schon“, sagt Alexander Brinker. Der Leiter der Fischereiforschungsstelle Langenargen ist aber kein Freund des Wortes Felchenfangverbot: „Offiziell heißt es Felchenschonung“, klärt er auf, „und die bringt was.“

Von der Schonung erhoffte man sich, dass die verbliebenen Felchen groß genug werden würden, um kräftige Laichtiere zu sein. „Das hat bisher gut geklappt“, sagt Brinker. In den vergangenen Jahren sei die Anzahl der Larven im See stets rückläufig gewesen, nun haben diese laut Brinker wieder zugenommen: „Das sind die Fische der Zukunft“, sagt Brinker.

Alexander Brinker ist Leiter der Fischereiforschungsstelle Langenargen. Den Ausdruck Felchenfangverbot mag er nicht, offiziell handele ...
Alexander Brinker ist Leiter der Fischereiforschungsstelle Langenargen. Den Ausdruck Felchenfangverbot mag er nicht, offiziell handele es sich dabei um eine Felchenschonung sagt er. | Bild: Marina Schölzel

Ob sich der positive Trend beim Felchen fortsetzen wird, ist fraglich. „Felchen sind langlebige Tiere. Es braucht noch Jahre, bis sich da etwas verfestigen kann“, sagt Brinker. Ein Faktor, der sich auf das Wohlbefinden der Felchen auswirkt und derzeit noch untersucht werde, sei der Klimawandel.

Die Sorge: Felchen könnten im Sommer nicht mehr in den obersten Wasserschichten Nahrung aufnehmen, weil es ihnen dort zu warm sei.

Operation an Felchen aus dem Bodensee

Um das zu untersuchen, haben die Forscher rund 40 Tiere einer Operation unterzogen und diese durch einen Schnitt in den Bauchraum mit einem Sender versehen. Antennen in 200 Metern Wassertiefe würden die Aufenthaltsorte der Felchen im See aufzeichnen und speichern. So könne nachvollzogen werden, in welcher Wassertemperatur sie sich bevorzugt aufhalten.

Für die Felchen sei der Eingriff schmerzfrei, sie werden betäubt und danach wieder in die Freiheit entlassen, erklärt Brinker. Auch werde der Fisch durch den Sender nicht beeinflusst.

Für Rückschlüsse sei es noch zu früh, der See werde aber immer wärmer und welche Wassertemperatur der Fisch toleriere, sei biologisch stark festgelegt. Was das für das Felchen bedeuten könnte? „Diese Diskussion werden wir erst führen, wenn genaue Ergebnisse vorliegen“, sagt Brinker.

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Eine Schonung könnte aber nichts mehr bringen. Eine natürliche Anpassung der Fische an neue Lebensbedingungen sei ebenso unwahrscheinlich. Dafür schreite der Klimawandel zu schnell fort. Könnte man die Fische temperaturresistenter züchten? Das sei Zukunftsmusik, erklärt Brinker.

Fangquote mache keinen Sinn

Auch sei es unklar, wie mit den Felchen nach Ablauf der dreijährigen Schonung umgegangen werde. Eine Möglichkeit sei eine Verordnung, nur noch größere Felchen fangen zu dürfen: Also jene Exemplare, die bereits ausreichend für Nachwuchs sorgen konnten. Felchen könnten immerhin bis zu 80 Zentimeter groß werden und bei der Umstellung auf größere Maschenweiten könnten Fischer eventuell vom Land gefördert werden, schätzt Brinker.

Ob denn eine Fangquote, wie bei der Meeresfischerei, funktionieren könnte? Auch davon hält Brinker nichts. „Wichtig ist, dass die Fische ausreichend groß werden“, sagt er.

Im Januar 2026 werde die Situation der Felchen neu analysiert, Empfehlungen werden dann der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) übergeben. Dann werde im Sommer 2026 entschieden, wie es nach Auslaufen der bisherigen Schonung Ende 2026 weiter geht.

Einbruch bei Zahl der Stichlinge gibt Rätsel auf

Und der Stichlingsbestand? Dieser sei im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre um 80 Prozent eingebrochen, sagt Brinker. Woran das liegt, wisse man noch immer nicht.

Ein Stichling in einem Netz. Der Bestand der räuberischen Fische hat sich im Bodensee um rund 80 Prozent reduziert. Warum das so ist, ...
Ein Stichling in einem Netz. Der Bestand der räuberischen Fische hat sich im Bodensee um rund 80 Prozent reduziert. Warum das so ist, ist für die Forscher ein Rätsel. | Bild: Felix Kästle

„Ich würde es gern untersuchen, hätte ich eine Idee. Aber aktuell gibt es für Forschungen keinen Ansatz“, sagt Brinker.