
Im gesamten Land haben Musiker am Sonntagabend ihre Musikinstrumente ausgepackt und gespielt. Die Initiative, die vor allem über die sozialen Netzwerke nach dem Vorbild Italiens verbreitet wurde, soll den Menschen auch in Zeiten der grassierenden Corona-Pandemie Freude und Zuversicht vermitteln.

Von der Stadtharmonie Villingen haben, wie bei manch anderen Musikvereinen in Stadt und Region, zahlreiche aktiven und jugendlichen Musiker an dieser Graswurzelaktion mitgemacht. Ein Mitglied des Vereins hatte, so berichtete Benno Kilzer, der Dirigent des Harmonie-Jugendorchester, die Noten der Beethoven-Melodie für vier Stimmen, sowie für Gesang und Schlagzeug (respektive Kochtopf) über die Vereins-App verbreitet.

Kilzer selbst hat auch mitgemacht und sich mit seinen drei Töchtern zum gemeinsamen Spiel an die Fenster seines Hauses in der Kirnacher Straße gestellt. Vierstimmig intonierten sie mit zwei Klarinetten, einer Querflöte und einem Saxofon die beliebte Beethoven-Melodie. „Kaum waren wir fertig, haben wir ein Akkordeon in der Nachbarschaft spielen gehört. Dann ertönte auch die Ode vom Hubenloch“, berichtet er.

Seine drei Töchter, erzählt er, hätten sich anfangs gesträubt, mitzumachen. „Das ist doch peinlich, Papa“, sei die erste Reaktion gewesen. Er hat sie aber überredet. Hinterher seien auch die Mädchen von dem kleinen Auftritt beseelt gewesen und hätten festgestellt. „Ach, war das schön.“ Für Benno Kilzer war gleich klar: „Das machen wir nächsten Sonntag wieder.“

„Man hat ja viele Gedanken und Gefühle in diesen Zeiten“, sagt der Dirigent der Jugendkapelle. Doch das gemeinsame Musizieren habe bei ihm „besondere Gefühle freigesetzt“. Vor allem habe ihn berührt, dass „ich endlich wieder Musik machen durfte“. Die musikalische Pause infolge der Corona-Schutzmaßnahmen, der Ausfall aller Musikproben, „das alles trifft mich hart“, gesteht er. Insofern hat ihn das kleine Konzert wieder inspiriert und beschwingt. In den Spätnachrichten hat er am Sonntag noch einmal gesehen und gehört, wie Musiker im ganzen Land die Ode an die Freude intonierten. „Anschließend bin ins Bett, habe die Melodie gesummt und mit in den Schlaf genommen“, berichtet. Sein Fazit: „Das hat Spaß gemacht.“

Auch Henry Greif, der Vorsitzende der Stadtharmonie, stand mit dem Horn am Fenster seiner Wohnung und hat die Brunnenstraße und die Webergasse beschallt. Dazu gesellte sich musikalisch eine Nachbarin von der gegenüberliegenden Straßenseite mit dem Saxofon. Daraus wurde ein Duett. „Wir hatten Riesenspaß und die Ode mindestens zehn mal gespielt“, lacht er. Zuletzt, erzählt Greif, habe er seine Ausbildung am Horn als spätberufener Musiker mangels Zeit ausgesetzt.
Nach dem sonntäglichen Fensterkonzert „habe ich wieder voll Bock“ auf das Musizieren. „Das war eine schöne Sache und ein Zeichen der Solidarität. Menschen machen was für sich und für andere“, kommentiert Greif die Aktion. Mit Musik gelinge es in diesen Zeiten des Abstandhaltens, die Menschen zu verbinden. (est)

Balkon-Konzerte in der Region
Freude schöner Götterfunken ertönte am Sonntag auch in vielen Gemeinden der Region von den Balkonen. Beispielsweise Fynn und Lasse Gerberich aus Kappel, die auf Klarinette und Saxophon spielten.
Marc Roth und Marius Müller und andere Mitglieder beteiligten sich für den Musikverein Schabenhausen.
Und in Brigachtal spielten unter anderem Elke und Bernd Duffner sowie Herrmann Eichkorn auf ihren Instrumenten.


Von der Musikaktion in Brigachtal gibt es auch ein Video:
Melanie Hofer sendete ihre musikalischen Grüße aus Tuningen in die Region.
Ganz Kappel ist voller Musik
Mit ganzer Kraft hat sich die Trachtenkapelle Kappel engagiert: Punkt 18 Uhr erklang vom ersten Balkon im Wolfacker Beethovens „Ode an die Freude“ mit Trompete und Saxophon, weitere Instrumente setzten in der Ortsmitte ein, vom Rebberg und Brestenberg her mischten sich die Tenorhörner, Posaunen und die Basstöne der Tuben dazu, sogar ein Schlagzeug fiel dann noch ein, ein Erlebnis, das wahrlich unter die Haut ging. „Ich bin so happy, dass so viele mitgemacht haben“, so freut sich im Nachhinein die 1. Vorsitzende Petra Heini. „Die Trachtenkapelle ist zwar offiziell in auferlegter Pause, aber sehr aktiv. Wir halten den Laden am Laufen, und hinterher gibt es und wieder“. (gdj)