Die Kündigung des Vertrages mit der Mobilen Jugendarbeit in Villingen-Schwenningen auf Ende 2020 hatte am Freitag einen Eklat zur Folge. Die Mitarbeiter der Einrichtung, die sich seit Jahren im Auftrag der Stadt als „Streetworker“ um Jugendliche in verschiedenen Stadtquartieren kümmern, starteten im Internet eine Unterschriften-Kampagne, um die Öffentlichkeit gegen die Vertragskündigung der Stadt mobil zu machen. Sie wurden am Freitag von ihrem Arbeitgeber zurückgepfiffen, die Aktion gestoppt.
Chefs erbost über Aktion
Die Geschäftsführung des Baden-Württembergischen Landesverbandes für Sucht und Prävention (blvb), bei der die sechs in Villingen-Schwenningen tätigen Mitarbeiter, meist Sozialarbeiter, angestellt sind, reagierte am Freitag ziemlich erbost über das nicht abgestimmt „eigenmächtige Vorgehen“ seiner Leute. Nach dem die Stadtverwaltung ihr Befremden über die Aktion bei der Geschäftsleitung im mittelbadischen Renchen (Ortenau) ausgesprochen hatte, reagierten die Geschäftsführer Nikolaus Lange und Klaus Brodbeck mit einer Presseerklärung und äußerten ihr Bedauern. Die Mitarbeiter wurden auf nächsten Dienstag zum Rapport nach Renchen einbestellt. Die Online-Petition, die bis Freitag Mittag von 339 Personen unterzeichnet worden war, wurde aus dem Netz genommen.
Verband akzeptiert Kündigung
Die beiden Geschäftsführer legten in der Erklärung Wert auf die Feststellung, dass es zwischen dem Bwlv und der Stadt Villingen-Schwenningen „eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit“ gegeben habe. Der Verband werde „selbstverständlich akzeptieren“, dass die Stadt sich dafür entschieden habe, die Aufgabe des Mobilen Jugendarbeit künftig in eigener Regie durchzuführen.
Jugendarbeit umkrempeln
Hintergrund der Vertragskündigung ist vermutlich ein Großreinemachen des neuen Oberbürgermeisters Jürgen Roth (CDU) mit der Jugendarbeit seines Vorgängers Kubon (SPD). Denn die Stadt hat neben dem Bwlv auch zwei entsprechende Verträge mit dem Kinderschutzbund VS und mit dem Kinder- und Familienzentrum (Kifaz) auf Ende 2019 gekündigt (wir berichteten am 5. Juli). Der Vorgang hatte für Diskussionen gesorgt. OB Jürgen Roth und sein Amtsleiter Stefan Assfalg sahen sich daher am Mittwoch im Jugendhilfeausschuss veranlasst, den beunruhigten Ausschussmitgliedern eine Erklärung abzugeben. Assfalg sagte, nach vielen Gesprächen mit den Trägern der sozialen Jugendarbeit „gehen wir davon aus, dass wir die Art der Jugendarbeit neu konzipieren werden“. Das bisherige Konzept sei nie konsequent umgesetzt worden. Um aber die Jugendarbeit auf neue Füße stellen zu können, musste man die Verträge mit den bisherigen Trägern frühzeitig kündigen. „Damit haben wir die Chance, dass wir die Jugendarbeit 2021 neu konzipieren können.“
Neue Ausschreibung
Assfalg erklärte außerdem, dass die Stadt die Leistungen der mobilen Jugendarbeit neu ausschreiben werde. Auch der bisherige Träger könne sich bewerben. Interessanter Weise weiß der Suchtverband davon nichts. Ihm wurde mitgeteilt, die Stadt werde die Jugendarbeit künftig in Eigenregie führen, sagte Geschäftsführer Klaus Brodbeck.