Vier Monate hat die Villinger Kinderärztin Gudrun Adams in einem Flüchtlingscamp an der Grenze zwischen Tansania und Burundi gearbeitet. Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Afghanistan, über den Gudrun Adams in einem SÜDKURIER-Vortrag berichtet hat, war das ihr zweiter Einsatz für die Organisation Ärzte ohne Grenzen. Seit Februar ist sie wieder in der Doppelstadt und hat sich gefreut, als sie bei ihrer Ankunft noch etwas Schnee erlebt hat. Dass sie nach Ende ihrer Berufstätigkeit einen humanitäre Einsätze absolvieren will, hatte die 64-jährige Kinderärztin schon seit langem im Sinn. Es hat sie schon immer in ferne Länder gezogen, auf Urlaubsreisen hat sie viel erlebt und gesehen, auch in Asien. Im Ruhestand hat sie sich bei „Ärzte ohne Grenzen“ für einen humanitären Auslandseinsatz beworben. Nach Afghanistan war jetzt Afrika dran, was von Anfang an auf ihrer Wunschliste für einen möglich Einsatz weiter oben stand als das Land am Hindukusch.
Gudrun Adams war in dem Flüchtlingscamp Nduta tätig, in dem vor allem Flüchtlinge aus Burundi leben, die wegen den Unruhen und gewalttätigen Auseinandersetzungen in ihrem Land fliehen. "Als ich dort im Oktober 2016 angekommen bin, haben in dem Lager 60 000 Menschen gelebt, bei meiner Abreise waren es bereits 100 000." Aktuell liege die Zahl bei 120 000 Menschen. Es werden immer neue Zelte aufgebaut, um den Menschen Obdach zu gewähren. Für das Lager ist die UN zuständig und deren Logistiker teilen das Camp in Wohngebiete ein, suchen Wasserquellen und bauen Latrinen. Erschreckend für die Ärztin: Der Zustand der ankommenden Flüchtlinge werde immer schlechter: "Die Mangelernährung steigt, vor allem bei Kindern." Diese werden gleich in dem Krankenhaus in dem Flüchtlingscamp behandelt.
Gudrun Adams war dort mit einer Allgemeinmedizinerin von Ärzte ohne Grenzen im Einsatz, unterstützt von drei einheimischen Ärzten und und ungefähr 40 so genannten "Clinical-Officers". "Das ist so eine Art Mittelding zwischen Arzt und Krankenpfleger", erklärt Gudrun Adams deren Tätigkeit. Zu ihrer Aufgabe gehörte auch die Aus- und Fortbildung dieser Officers. "Aber dafür blieb leider oft zu wenig Zeit, da wir so viele Patienten zu versorgen hatten."
Die Kinderärztin beschreibt ihren Einsatz als sehr anstrengend: Sechs Tage Arbeit von morgens um sieben bis oft in die Abendstunden. "Wir hatten einen Tag frei, aber da haben wir meistens Personalakten gelesen und die Schulungen vorbereitet, sonst blieb da keine Zeit dazu."
Die Versorgung der Flüchtlinge und die Ausstattung des Krankenhauses bezeichnet Gudrun Adams als "recht gut": "Basisversorgung mit immer wieder auftretenden Engpässen." Deutlich besser als in Afghanistan sei die Betreuung der Schwangeren gewesen: "Jede Schwangere, die ins Camp gekommen ist, haben wir sofort untersucht und konnte so gleich auf mögliche Schwierigkeiten reagieren." Dies sei in Afghanistan zum Beispiel ganz anders gewesen, wo Adams in einem öffentlichen Krankenhaus gearbeitet hat. "Hier gab es viele Hausgeburten mit den entsprechenden Komplikationen, wo wir vorher eben nicht eingebunden waren."
Gewohnt haben die Ärzte in der nahegelegenen Stadt Kibondo in einem Gästehaus mit einfachstem Standard. Warmes Wasser zum Duschen holte sich Gudrun Adams in einem Eimer und mischte dieses dann mit dem aus dem Hahn tröpfelnden kalten Wasser. "Am Anfang war ich immer etwas klebrig, weil ich die Seife nie ganz abgespült bekommen habe", lacht sie.
Nach ihrem Einsatz betrachtet sie die Flüchtlingsdebatte mit anderen Augen: "Allerdings habe ich politisch zu wenig Ahnung, um da alles einordnen zu können." Fakt sei aber, dass die Menschen aus Burundi nicht nach Deutschland wollen: "Sie wollen alle nur zurück in ihre Heimat."
Gudrun Adams hatte von 1992 bis 2014 in Villingen eine Kinderarztpraxis. Nach ihrem Ruhestand hat sie sich bei Ärzte ohne Grenzen beworben. Die erste humanitäre Einsatz war in Afghanistan, jetzt war sie in Tansania tätig. Ab Juni will sie wieder in einer Krisenregion arbeiten, wo, erfährt sie in den nächsten Wochen.