Jürgen Roth war noch auf dem Markt. Eine Schale Johannisbeeren und ein Pfund Zwetschgen bringt er mit an den Info-Stand des SÜDKURIER in der Villinger Innenstadt. Zwei Stunden wird sich der gebürtige Villinger und jetzige Bürgermeister von Tuningen, den Fragen der Bürger der Doppelstadt stellen.
Viele, die an den Stand kommen, kennt er noch von früher. Und auch wenn er nach 15 Minuten sein Jackett auszieht, liegt das mehr an den Temperaturen, als daran, dass ihn die Fragen ins Schwitzen gebracht hätten. Roth weiß, wie man parliert. Eine fertige Antwort hat er auf kaum eine Frage. Vielmehr hört er aufmerksam zu und und verspricht, sich in die Dinge einzulesen und damit zu beschäftigten. Von den Johannisbeeren hat am Ende keiner gegessen. Dafür waren die Gespräche zu interessant.
- Hubert Oberle: Der Wirt vom Sudhaus am Münsterplatz hatte gleich zwei Anregungen im Gepäck. Als Erstes ging es ihm um den Wochenmarkt. Der sollte, ginge es nach ihm, "eine Stunde länger, bis 14 Uhr, offen haben". Viele Beschicker seien darum schon abgesprungen. "Und wir brauchen einen Marktsprecher", sagt er. Zu oft habe er schon Querelen und Probleme mitbekommen. Jürgen Roth nahm die Kritik auf. "Gut, dass sie auch gleich mit Vorschlägen kommen", sagt er. Dann wechselte Oberle den Standpunkt. Zumindest im Kopf. Das alte Tonhallenareal, sagt er, "könnte man zu einem Parkplatz machen. 450 Autos hätten dort Platz". Roth findet das "eine gute Idee", die er "gerne mitnehme". "Das Areal", sagt er, "ist ein Filetstück und ein Parkplatz ist etwas, wo man die Kosten reinvestiert bekommen würde".

- Rolf Müller: Auf die Frage von Rolf Müller, welche Pläne er habe, um aus VS wieder ein Oberzentrum zu machen, kommt die Antwort von Jürgen Roth prompt: "VS ist das Oberzentrum und wird immer das Oberzentrum sein." Zwar seien Schlüsselzentren wie die Polizei weg, aber immerhin habe man noch die Hochschule. "Das ist nicht Nichts." Müller hakt nach und fragt Roth, wie denn seine Kontakte nach Stuttgart seien. "Ich habe gute Verbindungen", sagt Roth. "Ich halte Kontakt mit den Ministern. Thomas Strobl kennt mich." Was nun das Oberzentrum angehe, sagt Roth, wolle er dafür sorgen, dass man die Strukturen befriedet und mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehe. Vor allem in Rottweil und Tuttlingen. Mit denen man aber auch Zusammenarbeiten könnte. Roth sagt: "Mein Ziel: Zu dritt eine Strategie entwickeln, damit man Stuttgart und Zürich sagen kann: 'Wir sind zurück'."
- Jürgen Roth erklärt seine Sicht auf die Wohnungsnot:
- Werner Hettich: Direkt fragt Werner Hettich: "Warum kandidieren Sie in Ihrem Alter?" Und Roth antwortet direkt. "55 ist nicht so alt. Es ist immer eine Frage, welche Einstellung man mitbringt. Ich freue mich drauf. Ich sehe da unheimliches Potenzial und da habe ich auch Lust drauf."
- Dorit Steinhäuser konfrontiert Jürgen Roth mit Problemen im Breitbandausbau:
- Gerd Laun: Die vielen parallelen Baustellen wie Richthofenstraße, Wieselsbergerstraße und Niederwiesenstraße brennen ihm unter den Nägeln. Ob und wie Roth das als OB verhindern wolle, will er wissen. "Ich würde", sagt Roth, "alle geplanten Maßnahmen in eine Zeitlinie bringen. Da sieht man dann die Verkehrsflüsse und die Überschneidungen." Manche müssten dann vielleicht mal sein, aber "vielleicht kann ich auch mal was entzerren".
- Jürgen Roth bekommt einen Vorschlag für eine Wassertretstelle:
- Margot Strittmatter: Jede Zugfahrt am Villinger Bahnhof ist für Margot Strittmatter eine Herausforderung. Nachmittags hilft ihr dort niemand mehr über die Gleise. Also könne sie nicht mehr fahren. Aktuell, sagt Jürgen Roth, streite das Bahnamt gerade um die richtige Höhe des Bahnsteigs. "Bis das nicht beigelegt ist, kann man noch nichts machen. Nichtsdestotrotz, sagt Roth, müsse "man da ran".
- Willy Griesshaber: Als Oberbürgermeister würde Jürgen Roth auch im Aufsichtsrat des Heilig-Geist-Spitals sitzen. Der 85-jährige Willy Griesshaber wollte darum von ihm wissen, was er zu den aktuellen Zuständen in dem Pflegeheim sage und wie er denn dort einzugreifen gedenke, als künftiger OB. Eine klare Antwort kann Roth nicht geben. "Da müsste ich mich erst mal reinlesen", sagt er. "Mir anschauen, was die Fakten sind."

Die OB-Wahl
VS wählt den neuen Rathaus-Chef am 7. Oktober. Erreicht dabei keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit von mindestens 50 Prozent, ist am 21. Oktober ein zweiter Wahlgang erforderlich. Gewinner ist dann derjenige Bewerber mit den meisten Stimmen. Am 10. September endet die Bewerbungsfrist um das Amt. Der SÜDKURIER lädt alle Kandidaten zum Mittwochs-Auftritt (11 bis 13 Uhr) am Villinger City-Infostand ein. Die nächsten Termine sind: 8. August: Jörg Röber. 15. August: Gaetano Cristilli. Der Kandidatenabend des SÜDKURIER ist am Donnerstag, 4. Oktober, 19 Uhr, Franziskaner. (tri)