Nun also eine neue Berechnung zur Wirtschaftlichkeit der Zusammenfassung der auf 13 Außenstellen verteilten Stadtverwaltung am Standort Mangin in Villingen. Das macht deutlich: OB Roth will sich nicht auf Zahlen verlassen, die unter der Regie seines Vorgängers Rupert Kubon entstanden sind. Offiziell begründet wird die neue Berechnung mit der gewachsenen Stadtverwaltung, die tatsächlich einige Mitarbeiter mehr hat als zuletzt noch.
Vor allem Auflagen und Vorschriften bedingten diesen Zuwachs, etwa beim Sozialamt. Mittels Zahlen geklärt werden soll nun: Ist die Zusammenfassung der Ämter unter einem Dach in Euro und Cent ausgedrückt vertretbar? Ist es wirklich ein Unding, wie unter der Amtszeit von Rupert Kubon immer wieder verkündet, diese – von Amtsleitern geführten Abteilungen – an verschiedenen Standorten arbeiten zu lassen? Auch Roths Berechnungen werden eine Frage offen lassen: Lässt sich mit dem vielen Geld nicht etwas viel Sinnvolleres in Villingen-Schwenningen bewirken, etwa bei Kindergärten und Schulen?
Diese Fragestellung zeigt: Alle Berechnungen zur Verwaltungszusammenfassung führen nicht sonderlich weit. Ausrechnen lässt sich das Ganze sowieso in dieser und jener Form – die Frage ist, weshalb der Gemeinderat als Vertretung von 85 000 Bürgern überhaupt auf diese Zahlen wartet. Wissen muss man höchstens verlässlich, wie viele Zuschüsse es für das Vorhaben geben kann.
Was das Projekt braucht, das ist Gestaltungswille. Und eine abgewogene Antwort auf die Frage, wofür die Stadt ihr Geld ausgeben will und mit welchen Ziel. Dazu braucht es eine politische Überzeugung, eine Marschrichtung und auch eine verlässlich ausführende Hand, wie das Beispiel der Deutenberg-Sanierung in Schwenningen zeigt. Hier werden Million um Million nachgeschoben. Die Rede ist vom Fass ohne Boden. So darf das bei der Neunutzung von Mangin nicht geschehen.
Dass eine gelingende Investition auf dem tiefgründigen Geläuf der Altbausanierungen durchaus glücken kann, wird in Villingen aktuell bewiesen. An der Kirnacher Straße sind die Soldatenwohnungen fast fertig saniert, aufgestockt und ausgebaut. Das ist eine Bewerbung, wie sie für die Wohnbebauung auf dem Gebiet bei Richthofen- und Pontarlierstraße nicht besser vorgelegt werden könnte. Deshalb: Allez Villingen-Schwenningen, wie die Franzosen sagen. Vorwärts: Jedes Jahr Verzögerung macht das Bauen teurer.
Weshalb geht das nicht schneller? Eine Antwort darauf ist der Führungswechsel in der Rathausspitze. Mehr als ein Jahr darf das aber nicht kosten. Was OB Roth will, das ist das Eine. Eine rechnerisch bislang vorhandene Gestaltungsmehrheit im Gemeinderat hat er bei der Kommunalwahl im Mai 2019 verloren. Es gibt ein grundsätzliches Patt der Kräfte am Ratstisch, einfach mal durchregieren mit einer bequemen Mehrheit – das geht nicht. Deshalb müssen vor allem bei großen Themen wie Mangin alle ins Boot geholt werden. Das soll bei der Klausurtagung des neuen Rats geschehen. Spätestens dann muss der OB Farbe bekennen.