So ein Schulanfang kann ganz schön ins Geld gehen. 200 bis 300 Euro sind Familien leicht los, um die Erstausstattung für einen Erstklässler zu kaufen. Denn Schulranzen, Mäppchen, Sportkleidung, Turnbeutel haben ihren Preis – und dann sind Hefte und Zeichenblöcke noch nicht einmal dabei.
Das hat auch Jana Frank beobachtet. Ihre Tochter kommt dieses Jahr in die Schule, ihr Sohn ist in der sechsten Klasse. Sie sagt: „Ich bin alleinerziehend und dann ist der Schulanfang eine ganz andere Hürde.“ In diesem Jahr habe sie den Schulranzen über die Familie einer Freundin ihrer Tochter bekommen.
Früher habe auch die Prokids-Stiftung sie stark unterstützt, erzählt Frank – mit ein Grund dafür, dass sie heute als Ehrenamtliche im Elterncafé der Stiftung mitarbeitet. „Es ist toll, dass es die Stiftung gibt und dass so viele Eltern da sind, die sich unterstützen“, sagt sie.
Tief in die Tasche greifen für den Schulstart
Jana Frank steht für viele Eltern in der Region, die tief in die Tasche greifen müssen, um ihrem Nachwuchs einen angenehmen Start ins Schulleben zu ermöglichen. Und über deren Sorgen und Nöte weiß auch Joachim Spitz Bescheid, Gründer, Vorsitzender des Stiftungsrats und Motor von Prokids.
Die Stiftung verfolgt viele Projekte, um Kindern zu helfen, betreibt die Babyklappe im Franziskusheim und organisiert zu Weihnachten Geschenkaktionen für Kinder aus Familien, die sich Weihnachtsgeschenke nur schwer oder gar nicht leisten können.
Und für Erstklässler bietet die Stiftung eben auch Unterstützung beim Schulstart. Wie viele Familien diese Unterstützung annehmen, das sei dabei gar nicht so richtig klar. Etwa zehn bis 20 Familien seien es, die sich übers Jahr direkt bei der Stiftung melden, schätzt Melanie Winterhalter, die ehrenamtlich bei Prokids das Organisatorische und das Elterncafé leitet.
Im Brotberuf arbeitet sie als Erzieherin an der Schwenninger Gartenschule. Dort habe die Stiftung auch einen Schrank mit Schulsachen, erzählt sie. Und weil die Hilfe mitunter auch unbürokratisch direkt über die Schulen laufe, könne er eben keine genaue Zahl an gespendeten Schulranzen nennen, erklärt Joachim Spitz.
Bei gespendeten Gegenständen achtet die Stiftung auf Qualität
In der Regel finanziere die Stiftung den Kauf von neuen Gegenständen, um sie an Kinder weiterzugeben, deren Familien nicht selbst dafür aufkommen können. Schulranzen werden über den lokalen Einzelhandel beschafft, das ist Spitz wichtig.
Mitunter seien auch gespendete Gegenstände darunter, doch dabei achte die Stiftung stark auf Qualität: „Wir sind keine Sperrmüllsammlung“, sagt er unmissverständlich und erklärt auch gleich den Hintergrund: „Es geht um Kinder, die ohnehin schon benachteiligt sind. Denen können wir doch keinen kaputten Schulranzen geben, dann sind sie ja gleich wieder Außenseiter.“
Spende und Bedarf müssen dabei zusammenpassen, sagt Erzieherin Winterhalter: „Es gab auch schon Zeiten, da hatte ich viele Mädchen-Schulranzen, aber nur Jungen, die einen gebraucht hätten.“ Und manchmal brauche man die Dinge auch rasch, etwa wenn Kinder mitten im Schuljahr in eine neue Schule kommen. Da die Stiftung aber kein großes Lager habe, sei es wichtig, Spenden per E-Mail anzukündigen, ergänzt Spitz.
Zielgruppe sind die, die durchs Raster fallen
Unterstützen will die Stiftung dabei diejenigen, die durchs Raster fallen, wie der Stiftungschef sagt. Für ihn ist klar: „Wir unterstützen keinen Staat.“ Wer etwa Bürgergeld oder Wohngeld bekomme, könne die Erstausstattung für den Schulanfang beim zuständigen Amt beantragen und bekomme das dann auch gezahlt.
Durchs Raster gefallen, das sind für Spitz eher Menschen, bei denen es trotz Arbeit finanziell nicht reicht. Vor allem Alleinerziehende fallen in den seltensten Fällen weich, sagt er. Und in der Schwenninger Innenstadt gebe es bundesweit den höchsten Anteil an dieser Gruppe.
Eine große Bürokratie will Spitz bei der Hilfe durch die Stiftung aber nicht aufmachen. Die Betreuer und Familienhelfer, Lehrer und Schulsozialarbeiter, die sich an die Stiftung wenden und auf Hilfsbedarf hinweisen, würden sich auskennen, sagt er. Die Bedeutung von solchen Vermittlern erklärt Winterhalter: „Für Eltern ist es mitunter schwierig zu äußern, dass sie das Geld nicht haben.“
Und Joachim Spitz betont seine Offenheit für weitere Multiplikatoren. Regelmäßig sei er in Schulen und Kitas in der ganzen Region unterwegs, interessierte Institutionen können sich auch an ihn wenden und ihn zu sich einladen.