Villingen-Schwenningen Die Stiftung Lernen-Fördern-Arbeiten und ihr Kooperationspartner Pro-Kids-Stiftung haben im Rahmen eines Pressegesprächs die Neuausrichtung des Quartiersmanagements in der Doppelstadt und vor allem in VS-Schwenningen vorgestellt.

„Viele Menschen sagen mir: Ich bin Schwenninger, fühle mich hier aber nicht mehr wohl“, erläutert Oberbürgermeister Jürgen Roth gleich zu Beginn der Veranstaltung. Hier sei massiver Handlungsbedarf gegeben, um die jeweiligen Bewohner der einzelnen Quartiere enger zusammenzubringen. „Natürlich hat sich die Stadt in den letzten Jahrzehnten verändert und die Migration hat zu einem nebeneinander verschiedener Kulturen in Schwenningen geführt“ erklärt Tamer Öteles, Vorsitzender der Stiftung Lernen-Fördern-Arbeiten (LFA). Hier wolle man ein dringend benötigtes, verbindendes Element schaffen und aus dem Nebeneinander in den Stadtteilen ein Miteinander machen. Ein Raum für Begegnungen und Gespräche, auch und vor allem über unterschiedliche Kulturgrenzen hinweg soll so entstehen.

Mit einem Ausländeranteil von 46 Prozent und mit über 62 Prozent Personen mit Migrationshintergrund bilde der Stadtbezirk Schwenningen-Mitte einen regelrechten Brennpunkt in der Doppelstadt, welcher nicht selten zum Stein des Anstoßes für alt eingesessene Schwenninger werde. Hier sei es besonders wichtig, zeitnah und quasi als Testlauf für eine bessere Vernetzung der dort lebenden Menschen zu sorgen: „Wir haben uns dazu entschlossen, das Quartier Schwenningen-Mitte zu einem Musterprojekt zu machen, mit dem wir zeigen wollen, dass diese Zusammenführung von Menschen in der gesamten Doppelstadt gelingen kann“, unterstreicht Oberbürgermeister Roth.

Viele Träger sollen mithelfen

Im vergangenen Jahr habe die Stadt aus diesem Grund die Ausschreibung eines Projektträgerwettbewerbes vorgenommen. Nachdem die erste Ausschreibungsrunde ohne verwertbare Bewerbungen blieb, setzte sich im zweiten Durchgang der einzige Bewerber, die Stiftung-Lernen-Fördern-Arbeiten mit Sitz in Rottweil, durch. Ende 2024 wurde der Stiftung durch Oberbürgermeister Jürgen Roth dann offiziell der Zuschlag für die Einführung des Quartiersmanagements erteilt: „Dieses Unternehmen lässt sich nur mit vielen Trägern wirklich umsetzen. Dies sind sowohl Vereine und Institutionen als auch Privatpersonen“, unterstreicht LFA-Vorsitzender Tamer Öteles. „Für die Pro-Kids-Stiftung ist diese Kooperationspartnerschaft ein Versuchsballon auf besonders hohe Ebene. Wir wollen als neutraler Vermittler fungieren, um die Gegebenheiten vor Ort für alle dort lebenden Menschen entscheidend verbessern zu können“, erklärt Joachim Spitz, Vorsitzender des Stiftungsrats von Pro-Kids, bei dem Pressegespräch.

Man wolle im Zuge der Aktion nun zwei Vollzeitstellen besetzen: Eine fachlich-pädagogische und eine kommunikative Kraft, welche auf die Menschen vor Ort zugeht und niedrigschwellige Lösungsansätze für alle möglichen Probleme erarbeiten soll: „Wir wollen fragen, was die Stadt lebenswert macht, was die positiven Seiten des ganz persönlichen Lebensumfeldes sind und mit wem man es teilt“, erklärt Jürgen Roth.

Es sei dabei wichtig, dass sich auch genügend Ehrenamtliche finden, die eine breite und wirkungsvolle Vernetzung in den Stadtvierteln erst verwirklichen und real umsetzen könnten. Schließlich plane man ein „besuchendes“ Konzept, in dem auf die Menschen in den Stadtbereichen aktiv zugegangen werde, um ein Gefühl zu bekommen, welche Themen im Viertel denn akut sind und so auch eine bessere Selbstorganisation in den einzelnen Stadtbereichen anzuregen.

Man erhoffe sich so eine Art Schneeballsystem, welches sich nach und nach in der ganzen Stadt ausbreitet: „Wir hoffen, dass wir bis Mai die beiden festen Stellen besetzt haben und auch genügend Freiwillige sich bei uns melden, die das Projekt voranbringen wollen“, erklärt Tamer Öteles. Man brauche Erfolge, damit sich das Projekt in der gesamten Doppelstadt umsetzen lasse und durch immer bessere Vernetzung immer mehr Brücken zwischen den Menschen entstehen könnten.