Lichterketten, Tannenzweige und allerhand potenzielle Geschenke werden hier einmal im Jahr für die Donaueschinger präsentiert. Die Rede ist vom fürstlichen Marstall an der Fürstenbergstraße. Üblicherweise findet hier am ersten Adventswochenende ein ganz besonderer Weihnachtsmarkt vor unüblicher Kulisse statt.

Außerhalb der besinnlichen Zeit bekommen die Bürgerinnen und Bürger den historischen Reitstall jedoch in der Regel nicht zu sehen. Im Rahmen einer Denkmalreise zum Ende der Sommerferien von Nicole Razavi (CDU), baden-württembergische Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, hat das Fürstenhaus nun einen seltenen Blick in das Gebäude, seine Vergangenheit und auch seine Zukunft gewährt.

Ein Stück Paris auf der Baar

Im Jahr 1780 wurde der Pferdestall des Fürstenhauses an dieser Stelle ursprünglich errichtet. Etwa 100 Pferde waren in den Stallanlagen des Fürstenhauses untergebracht, erklärt Judith Platte vom Landesamt für Denkmalpflege den Gästen der Veranstaltung. In den 1870er Jahren ließ Fürst Karl Egon III. den Stall umbauen, dabei kamen auch die bunten Bemalungen der Wände hinzu.

Früher wurden hier die Kutschen eingespannt. Heute findet zur Adventszeit ein Weihnachtsmarkt im Marstall statt.
Früher wurden hier die Kutschen eingespannt. Heute findet zur Adventszeit ein Weihnachtsmarkt im Marstall statt. | Bild: Daniel Vedder

Von besonderer Bedeutung und heute einzigartig gestaltet, war dabei die Anspannhalle mit Sattelraum. Dort wurden früher die Kutschen zur Ausfahrt fertig gemacht. Im Jahr 1892 schließlich wurde die Einspannhalle an der heutigen Fürstenbergstraße so ergänzt, wie man sie auch heute kennt.

Die Sattelkammer der Anspannhalle.
Die Sattelkammer der Anspannhalle. | Bild: Daniel Vedder

Neu dazu kamen dann die Eisenkonstruktionen, die möglicherweise von einem weltberühmten Bau aus der Zeit inspiriert wurde, sagt Judith Platte: „Es hält sich die Vermutung, dass das Fürstenhaus durch die Weltausstellung 1889 in Paris zur Umgestaltung des Marstalls inspiriert wurde.“ Denn für diese Weltausstellung wurde auch der Eiffelturm eröffnet. „Damit wurde ein Stück Paris nach Donaueschingen gebracht“, sagt Platte weiter.

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Die Zeit macht auch vor Denkmälern nicht halt

Aktuell wird auch erforscht, ob Eiffelturm-Konstrukteur Gustave Eiffel auch das Fürstenhaus bei seiner Marstall-Umgestaltung beraten habe. Dazu seien im fürstlichen Archiv potenzielle Hinweise gefunden worden, berichtet Judith Platte weiter.

Eine erste Umgestaltung des Marstalls ließ bereits Fürst Karl Egon III. in den 1870er Jahren durchführen. Dabei wurde auf das Dach der Einspannhalle eine Laterne mit Umglasung gesetzt. „Diese Laterne trotzt auf dem Dach seit 150 Jahren Wind und Wetter“, sagt Judith Platte. Das gehe nicht spurlos an einem solchen Bau vorbei. Entsprechend habe man ins Auge gefasst, die Laterne möglichst zeitnah zu restaurieren.

Die Laterne auf dem Dach des Marstalls muss demnächst restauriert werden.
Die Laterne auf dem Dach des Marstalls muss demnächst restauriert werden. | Bild: Daniel Vedder

Allerdings hat das auch seine Tücken. Die Laterne müsse dafür vom Dach heruntergenommen werden. Außerdem sei es laut Platte schwierig, eine Werkstatt zu finden, die Restaurationen an historischen Eisenkonstruktionen vornehmen kann. Eventuell könne im Laufe des kommenden Jahres ein Konzept dafür ausgearbeitet werden kann.

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Wo die Donauquelle in die Brigach fließt

Im Rahmen der Vorstellung des Marstalls gewährte Christian Fürst zu Fürstenberg bei der Denkmal-Besichtigung schließlich noch weitere Blicke hinter die Kulissen der Schlossanlage. Denn nicht nur der Marstall bekam um die Jahrhundertwende der 1800er zu den 1900er Jahren ein neues Gesicht.

Im Schlossgarten (von links): Klemens Ficht (Regierungsvizepräsident Freiburg), Landrat Sven Hinterseh, der CDU-Landtagsabgeordnete ...
Im Schlossgarten (von links): Klemens Ficht (Regierungsvizepräsident Freiburg), Landrat Sven Hinterseh, der CDU-Landtagsabgeordnete Guido Wolf, Ministerin Nicole Razavi, Christian Fürst zu Fürstenberg, die Landtagsabgeordnete Martina Braun von den Grünen und OB Erik Pauly. | Bild: Daniel Vedder

Im Eingangsbereich berichtet er von den Umbau-Arbeiten in den 1890er-Jahren. „Dadurch wurde es zu einem der modernsten Schlösser zu der Zeit“, so der Fürst.

Unter dem Donautempel fließt die Donauquelle in die Brigach.
Unter dem Donautempel fließt die Donauquelle in die Brigach. | Bild: Daniel Vedder
Unter dem Dach des Donautempels.
Unter dem Dach des Donautempels. | Bild: Daniel Vedder

Im Schlossgarten führte der Hausherr dann ebenfalls an einen Ort, den Donaueschinger eigentlich nur aus der Distanz kennen. Der Donautempel, unter dem die Donauquelle in die Brigach fließt und schließlich zu einem der größten Flüsse Europas wird. Nicht so prunkvoll wie das Innere des Marstalls, dafür von immenser Bedeutung für die Identität Donaueschingens.