- VS-Unternehmer gehen bei Erfinder-Sendung an den Start
- Super-Koffer soll Vielreisenden das Leben erleichtern
- Die Idee dafür stammt aus dem Brillen-Großhandel
Talentierte Musiker aus der Doppelstadt haben wir schon im Fernsehen gesehen. Auch erfolgreiche Sportler und Köche schafften es schon vor die Kameras.
Jetzt nehmen auch zwei Erfinder von hier aus Anlauf in die TV-Welt. Unternehmer Günter Libuda (53) und Matthias Koch (36) treten bei der Sendung „Das Ding des Jahres“ mit ihrem neuen Reisekoffer in den Ring. Am 29. Januar, ab 20.15 Uhr, werden die beiden ihre Erfindung auf ProSieben vorstellen und um den Einzug in die nächste Runde kämpfen.
Aber fangen wir von vorne an. Günter Libuda hat 1986 sein Unternehmen Libuda Optik gegründet. Die Firma mit Sitz im Villinger Industriegebiet Vockenhausen beschäftigt knapp 50 Menschen. „Wir sind ein Großhandelsunternehmen in der Augenoptik-Branche“, erklärt der 53-Jährige. Verschiedenste Brillenfassungen und Marken für den Fachhandel werden vertrieben. Doch was haben Brillenfassungen mit einem Reisekoffer zu tun?

Hintergrund: „Vor zehn Jahren wurden die Kollektionen immer größer“, erinnert sich Libuda, der aus Schwenningen stammt. Damals sei er selbst häufig auf Reisen gewesen, zu Kunden und auf Messen. „Teilweise mit vier Brillenkoffern“, so der Firmeninhaber. Bis zu 1000 Brillengestelle hatten Vertreter für Präsentationen dabei. Dadurch sei die Idee zu einem speziellen Präsentationskoffer entstanden. Der Pull Up Case war geboren. Nach der Entwicklung und Patentierung dauerte es jedoch mehrere Jahre, bis der neue Koffer sich durchsetzen konnten.
„Es war nicht einfach, das Produkt am Markt zu etablieren und Kunden davon zu überzeugen“, weiß der aus Balingen stammende Matthias Koch, Geschäftsführer der Tochtergesellschaft Pull Up Case. Heute schwören viele Vertreter der Branche auf die Idee aus VS. „Das Produkt hat die Präsentation von Brillen revolutioniert“, blickt Libuda stolz zurück. Das geniale daran ist: Die Brillen sind in dem Koffer in Fächern übereinander gestapelt. Mit einem Handgriff lassen sich die Lagen nach oben hin ausziehen und bequem über Schubfächer erreichen. Der Rollkoffer muss dafür nicht bewegt oder extra aufgestellt werden. Bis zu 400 Gestelle passen hinein.
Die neue Idee: Obwohl der Brillenkoffer bereits ein tolles Ding ist, wird dieser nicht im Mittelpunkt der TV-Sendung stehen. Vielmehr stellen Libuda und Koch dort ihren Pull Up Suitcase vor, ein neuer Reisekoffer auf Rollen. „Ein Rollkoffer? Das gibt‘s doch schon!“, mögen jetzt sicher viele Menschen sagen. Doch die Erfindung aus VS kann mehr. Er funktioniert nach dem selben Prinzip, wie das Modell für Brillen, optimiert für Reisegepäck. Vor drei Jahren sei die Idee gereift. „Wer viel auf Messen in der ganzen Welt unterwegs ist, kennt das Problem“, erzählt Libuda. „Hotelzimmer werden immer kleiner, Schränke gibt es kaum noch.“ Der Entschluss, einen praktikablen und hochwertigen Reisekoffer zu entwickeln, stand fest.
So funktioniert der Reisekoffer: Mit ihrer Erfindung haben Vielreisende stets den eigenen Kleiderschrank dabei. Er ist in wenigen Sekunden zugänglich und wieder reisefertig.
Das langwierige Auspacken, Einpacken und Sortieren auf dem Bett oder dem Beistelltisch gehört der Vergangenheit an. Wie der Brillenkoffer muss auch der Pull Up Suitcase nur im Zimmer abgestellt werden. Nach dem Öffnen zweier Reißverschlüsse, lässt sich der mobile Kleiderschrank nach oben ausziehen.
Sofort hat man Zugang zur Kleidung. Mit dabei sind mehrere Aufbewahrungstaschen, zum Beispiel für Anzüge, Unterwäsche, Schuhe und Hygieneartikel.
In einem Fach zwischen dem Ausziehgriff an der Rückseite finden Laptops und andere Wertgegenstände Platz und sind dort während der Reise jederzeit griffbereit. Der Koffer wiegt 8,5 Kilogramm und bietet 90 Liter Packraum. Er ist in rot, blau und schwarz erhältlich.
Qualität: Knapp 900 Euro, so viel kostet der Koffer, sind eine stolze Summe. Doch Qualität habe ihren Preis, begründet Libuda die Kosten. Bei der Entwicklung habe man darauf geachtet, dass alle Teile und Materialien den höchsten Ansprüchen gerecht werden. Deshalb habe es von der Idee bis zum Verkaufsstart auch drei Jahre gedauert. Mehrmals seien Libuda und Koch in China gewesen, um Produzenten zu finden. „Viele Anbieter konnten unsere Ansprüche nicht erfüllen, oder das Vertrauen fehlte“, berichtet der Firmengründer. Mittlerweile arbeite man mit einem Hersteller für hochwertige Rollen und einem weiteren zuverlässigen Partner zusammen, der auch andere namenhafte Marken beliefere. Das Aussehen stamme aus der Feder eines deutschen Designers. Einen Nachteil hat die hohe Qualität aber. „Wir verkaufen weniger Produkte. Die Koffer gehen einfach nicht kaputt“, erklärt Libuda mit einem Schmunzeln.
Dreharbeiten: „Wir hab uns nicht selbst bei ProSieben beworben“, so Libuda. Vermutlich sei der Sender über das Internet auf sie gestoßen. „Wir hatten eine Kampagne bei Kickstarter“, fügt Koch hinzu. Das ist eine Internetseite zur Schwarmfinanzierung für neue Produkte und Unternehmen. Die Kampagne war erfolgreich und es kamen über 20.000 Euro Startkapital zusammen. Influencer und eine eigene Werbekampagne verbreiteten die Idee schnell weiter im Internet. Ende Dezember startete der Verkauf. Die beiden Geschäftsmänner nahmen das Angebot des TV-Senders an. Es folgte ein Drehtag in der Firma und zwei weitere Aufzeichnungstage für die Sendung in Köln. „Alles war neu für uns. Wir waren schon etwas nervös“, berichten Libuda und Koch von ihren Erlebnissen. Sie seien jedoch gut betreut worden und es herrschte eine lockere Atmosphäre.

Ding des Jahres: Erfinder und Produzent der Sendung „Das Ding des Jahres“ ist der bekannte Entertainer Stefan Raab. Moderiert wird die Sendung von Janin Ullmann. In jeder Folge präsentieren zehn Erfinder in fünf Duellen ihre „Dinge“. Eine Jury, bestehend aus Lea-Sophie Cramer, Lena Gercke, Joko Winterscheidt und Hans-Jürgen Moog nimmt die Erfindungen unter die Lupe. Das Studio-Publikum stimmt am Ende ab, wer das Duell gewinnt. Im Finale winken 100.000 Euro Preisgeld. Bei einem separaten Wettbewerb für jugendlichen Tüftler geht es um 5000 Euro Ausbildungsförderung.

So geht es weiter: Libuda und Koch rechnen damit, dass die Ausstrahlung die Verkaufszahlen ankurbeln wird, ganz gleich, ob die beiden ihr Duell gewinnen, oder nicht. Um die Nachfrage abzufangen, haben sie vorsorglich 1200 Koffer geordert. Derzeit läuft auch der Umzug der Pull Up-Tochtergesellschaft von Villingen nach Schwenningen. Und: Die Tüftler arbeiten bereits an ihrer nächsten Erfindung: Einer Transportlösung für Fotografen.
Rückblick: Im vergangenen Jahr nahm bereits der Hintschinger Erfinder Albert Keller (Kreis Tuttlingen) mit seinem „Watroprob-Helmscheibenwischer“ an der Sendung teil.