Die Sommerredaktion des SÜDKURIER hat sich mit dem Thema Müll beschäftigt und damit den Nerv vieler Bürger getroffen. Am Mittwoch gab es noch viele Anrufe und Redaktionsbesuche von Lesern, die am Dienstag nicht beim Stand vorbeikommen konnten. Der SÜDKURIER hat einige der Anregungen aufgegriffen und beispielsweise beim Landratsamt nachgefragt, ob es möglich sei, die Altkleidercontainer an belebtere Plätze zu stellen oder ganz abzubauen. Bei der Stadt läuft eine Anfrage, ob entlang der Brigach nicht kurzfristig mehr Mülleimer aufgestellt werden können.

Anne Forster sammelt auch Müll, wenn sie mit ihrem Hund von der Tankstelle aus die Vöhrenbacher Straße Richtung Lidl-Markt läuft. Der Grünstreifen beim Hochgericht sei übersät mit Glasscherben, Zigarettenschachteln und anderem Unrat. „Ich habe in zwei Stunden schon mal fünf Tüten Müll gesammelt.“ Dafür hat sie sich extra eine Müllzange gekauft. Ihrer Meinung nach nehmen die Leute das Thema nicht ernst, weil auch keine Strafen drohen. „Wenn man die Leute anspricht, gibt es oft aggressive Reaktionen“, schildert Forster ihre Erfahrungen. Mülleimer gäbe es auf dieser Strecke ausreichend, aber sie würden nicht genutzt.
Gerhard Schleuder ist mit konkreten Vorschlägen zur SÜDKURIER-Sommerredaktion gekommen: Seiner Meinung nach gibt es zwei Arten von Müllsündern: „Da sind einmal diejenigen, die ihren Hausmüll ablagern um Geld zu sparen und die zweite Gruppe ist einfach unachtsam und wirft alles weg.“ „Wir geben Millionen für den Eissport und den Fußball aus“, so Schleuder. Damit decke man die Belanger bestimmter Kreise ab. Es könne aber nicht sein, dass für die Sauberkeit der Stadt kein Geld da sei: „Da müssen wir halt notfalls etwas umschichten“, fordert Schleuder. Eine kleine Mini-Steuer, die ohne großen Aufwand erhoben wird, könnte auch ein gutes Mittel sein. Um die Ablagerung von Hausmüll in den Grill zu bekommen, plädiert Schleuder für Container, die an Schwerpunkten aufgestellt werden sollten. „Das ist allemal besser, als wenn einer in den Wald geht.“
Bernhard Riehle und Irmgard Stern machen auf den Müll aufmerksam, den die Schüler der Hotelfachschule und der Kaufmännischen Schulen seiner Meinung nach verursachen. Gerade der Weg zwischen dem Edeka in der Herdstraße und den Schulen sei übersät mit Müll. Dies bestätigt Irmgard Stern, die in der Herdstraße wohnt. Vor allem Becher und Packungen lägen herum. Sie schlägt vor, direkt an die Schulverwaltungen zu gehen, damit diese stärker auf die Schüler einwirken. Außerdem sollte die Stadt Plakataktionen starten: Darauf könnten mehr Kontrollen, die dann aber auch stattfinden müssten, angekündigt werden. Plakatiert werden könnte auch der Bußgeldkatalog. Bernhard Riehle hat es schon über die Schule versucht, dies bringe nichts, weil es dort heißt, das passiere ja außerhalb des Schulgeländes. Seiner Meinung nach würden mehr Kontrollen helfen, dass die Stadt sauberer wird. Auch müssten sich Erwachsene mehr trauen und Müllsünder verstärkt auf ihre Verfehlungen hinweisen.
Lisa Boulton macht dies, da „habe ich keine Hemmungen“, sagt die 86-jährige Villingerin. Man müsse die Leute einfach ansprechen, unsere Stadt sei doch so schön, es dürfe nicht sein, dass sie zunehmend vermülle. „Da müssen wir alle was dafür tun“, so ihr Appell.
Rudolf Winker sind die vielen Mülltonnen in der Innenstadt ein Dorn im Auge. Sein Vorschlag: Eine genau getaktete tägliche Abfuhr des Mülls: „Dann kann jeder seinen Müllbeutel direkt in das Müllfahrzeug werfen und braucht keine großen Tonnen mehr.“ Seiner Meinung nach biete dieses System viele Vorteile, auch finanzielle.
Andy Torres ist Soldat und in Villingen aufgewachsen. Hin und wieder kommt er noch zurück, dann stören ihn am meisten die vielen Zigarettenstummel am Bahnhof. Er hält es für gut, mehr Stadtsheriffs einzustellen. Zusätzliche Kontrollen könnten aus seiner Sicht etwas bewirken.
Elisabeth Pflüger liegt die oft verunreinigte Romäusquelle besonders am Herzen. Dort holen nicht nur viele Villinger ihr Wasser, sondern nebenan wird auch ausgiebig gegrillt, der Unrat bleibt meist an Ort und Stelle. Oft hat sie auf eigene Faust dort Müll gesammelt. Für diesen Bereich schlägt sie vor, dass die Stadtverwaltung ganz vorne eine Schranke aufstellen solle, einfahren könnten nur die, die eine Zulassungskarte haben. Durch deren Verkauf ließe sich die Pflege des Platzes finanzieren. Ohnehin spricht sie sich für empfindliche Strafen, zum Beispiel beim Wegwerfen von Zigarettenstummeln, aus.
Christa Grieshaber ist bereits seit Jahrzehnten bei der DLRG aktiv – sie ist überzeugt, dass man in den Schulen ansetzen muss: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ Den Kindern sollte schon früh klar gemacht werden, dass sie nicht auf einer Müllhalde leben wollen. Sie wohnt in der Nähe des Friedhofs, hat auch schon Schüler angesprochen, die den Abfall einfach wegwarfen. Etwas Zivilcourage gehöre dazu, findet sie, es komme immer darauf an, wie man die Jugendlichen anspreche.
Angelika Wysocki ärgert sich über die vielen alten Kaugummis, die einfach ausgespuckt werden und überall kleben. Ob das überhaupt in den Griff zu bekommen ist, fragt sie sich. Auch die weggeworfenen Zigarettenstummel seien ein Problem, das möglicherweise durch höhere Strafen in den Griff zu bekommen sei.

Ralf und Ellen Claßen machen die Probe aufs Exempel. Vom Parkhaus Insel über die Bärengasse zur Sommerredaktion sammeln sie Müll. Zusammengekommen ist eine kleine Tüte, „ohne die Zigarettenstummel“, wie Ralf Claßen einräumt. Die Beiden engagieren sich seit vielen Jahren für den Vogelschutz. Wozu achtlos weggeworfener Abfall führt, macht Ellen Claßen an einem mitgebrachten Vogelnest deutlich: Dort sind Kunststoffe eingebaut – die nehmen aber kein Wasser auf und wärmen nicht, die Brut kann daher sterben. Ob härtere Strafen helfen, bezweifelt Ellen Claßen, sie setzt auf Aufklärung.

Gerd Wilde lebt in der Wöschhalde und auch er kritisiert die Zustände vor den Glas- und Kleidercontainern. Dabei müsse er die Reinigungstrupps der Stadt loben, aber am nächsten Tag stehe wieder alles voll. Er regt als mögliche Lösung eine Kameraüberwachung an.

Hans Sutermeister kritisiert, dass Hausmüll in den öffentlichen Mülleimern entsorgt werde. Er selbst hat das schon in der Innenstadt beobachtet. Er befürwortet ganz klar bei solchen Verstößen höhere Bußgelder: „Das geht nur übers Geld, sonst passiert nichts.“

Schwester Erika Staub von den Aldinger Diakonissen, die mit ihren Mitschwestern in der Tannenhöhe lebt, beklagt die zunehmende Verschmutzung des vorderen Bereichs des Germanswalds. Hier liege leider sehr viel Müll herum. Früher hätten die Diakonissen in Eigenregie den Abfall eingesammelt. Doch inzwischen würden sie immer älter. Außerdem sei das Forststück stark mit Hundekot verunreinigt. Hier könnte eine Hunde-Station mit Tüten helfen. Die Verschmutzung sei nicht nur für die Diakonissen unbefriedigend, sondern vor allem auch für den Kindergarten in der Tannenhöhe, die den Wald mitnutzen.