Zu Beginn des Sommers waren die Sorgenfalten heimischer Förster und Waldbesitzer recht tief, denn der heiße und trockene Juni verhieß nichts Gutes: Die Befürchtungen waren groß, dass der Borkenkäfer wieder ordentlich Raubbau im heimischen Forst betreiben könnte.

Doch dann der Umschwung: „Der Regen im Juli kam genau richtig“, sagt Tobias Kühn, Leiter des städtischen Forstamts.

Minister spricht von „Glücksfall“

Was Urlauber ärgerte, erwies sich für den Baumbestand im Wald als wahrer Segen. Die Aussicht, im Spätsommer Käferholz aus dem Wald karren zu müssen, erfüllte sich nicht.

„Das war ein absoluter Glücksfall“, sagt auch Peter Haug, baden-württembergischer Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, während seines jüngsten Besuchs in Villingen-Schwenningen. Noch dazu erwiesen sich die Regenfälle im Juli als äußerst günstig für die Landwirtschaft, die in diesem Jahr mit guten Ernten rechnen kann.

Bis zu 900.000 Euro für städtischen Haushalt

Die vorteilhaften äußeren Voraussetzungen, aber auch die Marktgesetze sorgen nun dafür, dass der heimische Wald wieder ordentlich Geld in die Stadtkasse spült.

Kühn geht aktuell davon aus, den städtischen Haushalt mit dem Beitrag des Forstes um 800.000 bis 900.000 Euro aufzubessern, nachdem es auch schon Jahre gab, in denen am Ende nur eine schwarze Null stand.

Kühn erinnert in diesem Zusammenhang an das Jahr 2020, als der Sturm Sabine die Bilanzen verhagelte.

Das Forstamt Villingen-Schwenningen plant für dieses Jahr, 70.500 Festmeter Holz zu schlagen.
Das Forstamt Villingen-Schwenningen plant für dieses Jahr, 70.500 Festmeter Holz zu schlagen. | Bild: Rüdiger Fein

Sägewerke haben spekuliert

Minister Haug sprach in Villingen-Schwenningen davon, dass der gute Verkäufermarkt beim Holz auch damit zu tun habe, dass die Sägewerke in Erwartung eines Jahrhundertsommers auf späte Käufe gesetzt hätten. Nun bestehe ein recht großer Bedarf, der entgegen der Erwartungen aber nicht mit Käferholz gedeckt werden könne.

So kann Kühn derzeit mit ordentlichen Holzpreisen kalkulieren. „Wir haben gute Preise auf breiter Front“, sagt der Förster.

Für das teuerste Segment, die furnierfähigen Nadelhölzer, liegt der Preis seinen Angaben zufolge derzeit bei 180 Euro pro Festmeter. Der Anteil dieses besonders hochwertigen Holzes mache am Verkauf aber nur etwa zwei Prozent aus.

Wichtiger, weil in ganz anderer Größenordnung verkauft, sei das Massensortiment im Bereich des Bauholzes, dessen Preis derzeit bei 120 Euro pro Festmeter liege. Minderwertigeres Holz, wie es für Verpackungen gebraucht wird, werde derzeit mit etwa 85 Euro am Markt gehandelt.

Der Stadtwald Villingen-Schwenningen

Günstige Voraussetzungen auch für 2026

Der bisher eher durchwachsene Sommer bringt dem Wald nicht nur für dieses Jahr Vorteile, reichen doch die Auswirkungen viel weiter, wie Kühn erklärt. So sei bereits jetzt klar, dass sich die Käferpopulation auf recht niedrigem Niveau bewege und daher auch deren Vermehrung in den kommenden Generationen eine flachere Verlaufskurve zeige.

So kann die Forstverwaltung bereits jetzt damit rechnen, dass die Zahl der Schädlinge im kommenden Jahr nicht explodiert. Bis zum Jahresende geht Kühn davon aus, dass gerade einmal 5000 Festmeter an Käferholz anfallen. Angesichts eines jährlich geplanten Hiebs von 70.500 Festmetern eine zu vernachlässigende Menge.

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Holz aus dem Südwesten gefragt

Günstig für den heimischen Holzmarkt wirkt sich auch die Tatsache aus, dass in anderen Waldgegenden Deutschlands die Situation längst nicht so entspannt ist. So führen dauerhaft niedrigere Holzernten im Harz oder im Westerwald dazu, dass Holz aus dem Schwarzwald deutschlandweit sehr viel mehr gefragt ist.

Lange Güterzüge mit holzbeladenen Waggons – etwa in Donaueschingen – zeugen davon, dass große Mengen Richtung Norden unterwegs sind, was die Nachfrage am heimischen Markt wiederum hochhält.

Mit dem Regenschirm im Wald – in diesem Sommer ein durchaus vertrautes Bild, wie hier beim Ortstermin mit dem Forstamt ...
Mit dem Regenschirm im Wald – in diesem Sommer ein durchaus vertrautes Bild, wie hier beim Ortstermin mit dem Forstamt Villingen-Schwenningen. | Bild: Markus Schmitz

Zur Freude des Kämmerers

Das voraussichtliche Plus in der Bilanz des städtischen Forst bedeutet für den Stadtkämmerer im übrigen ein ungeteiltes Vergnügen. Die prognostizierte Summe im hohen sechsstelligen Bereich kommt der Stadt zur Gänze zugute, weil diese Einnahmen nicht in den Verteilungsschlüssel eingerechnet werden.

An der Gewerbesteuer etwa sind Bund und Land über die Gewerbesteuerumlage beteiligt, so dass die höhere Einnahmen dort nur zu etwa 30 Prozent bei den Kommunen ankommen.