Manchmal gibt es für eine erlittene Schmach noch späte Genugtuung, wie man es beispielsweise beim Landratsamt es Schwarzwald-Baar-Kreises gerade erleben darf.
Es war im März des Jahres 2025, als sich der Oberbürgermeister der Stadt Villingen-Schwenningen, Jürgen Roth, im Kreistag zu der Feststellung hinreißen ließ, dass es beim Landratsamt mit dem Willen zur Digitalisierung wohl nicht weit her sein könne. Dabei trat er dem Landrat Sven Hinterseh ziemlich übel auf die Zehen.
War das ein Ablenkungsmanöver?
„Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass wir noch nie was digitalisiert haben und keine Ahnung von Digitalisierung haben“, machte er seinem Unmut Luft. Damit, so der Landrat, müsse Schluss sein.
Dabei hatte der OB wohl eher von der Tatsache ablenken wollen, dass seine Verwaltung es digital selbst noch nicht so recht auf die Reihe bekommt.
Denn just zu dieser Zeit hatte das Landratsamt immer noch mit einem Tsun
ami von nicht digitalisierten Dokumenten zu kämpfen, der bei der Übernahme des städtischen Jugendamtes durch den Landkreis zwei Jahre zuvor in die Amtsstuben gespült worden war.
Jetzt ist es amtlich, genauer ausgedrückt hat das Landratsamt gar Brief und ein Siegel drauf, dass die herbe Meinungsäußerung des Oberbürgermeisters wohl an den Tatsachen vorbei ging.
Expertenjury fällt ein anderes Urteil
Eine Expertenjury der bundesweiten Nürnberger Fachmesse „Kommunale“ kam kürzlich nämlich zum Schluss, dass das – zum Landratsamt gehörende – Amt für Digitalisierung unter der Leitung von Matthias Kreutzer mit dem Aufbau eines digitalen Reifegradmodells ein exzellentes Projekt zur Digitalisierung der Verwaltung am Laufen hat.
Damit, so die Jury, könne die digitale Entwicklung der Ämter messbar gemacht, gesteuert und die richtigen Maßnahmen zur Förderung der Digitalisierung identifiziert werden.
Für Kreutzer, sein Team und nicht zuletzt den Landrat ist dies ein Grund zur freudigen Genugtuung. Auch andere Verwaltungen, so heißt es, hätten bereits ihr Interesse an dem Projekt bekundet.
Digitalprofi zeigt sich nachsichtig
Für die fiese Bemerkung des OB hingegen hat Kreutzer selbst nach wie vor Verständnis. Für nicht so mit der Materie vertraute Menschen, so der Digitalprofi nachsichtig, könne es schon mal so wirken, als ginge das mit der Digitalisierung nur im Schneckentempo voran.
Mal schauen, ob der OB demnächst Rat bei den exzellenten Digitalprofis vom Landratsamt einholt.