Der Sommer 2025 ist für Pilzfans eine wahre Achterbahn: Anfang August waren Sammler im siebten Himmel – nach dem Regen war der Boden feucht, die Temperaturen stiegen, und die Pilze schossen aus dem Boden. Dann folgt eine Hitzewelle – und die begehrten Sammelobjekte hatten mit Trockenheit und hohen Temperaturen zu kämpfen.

Dank der jüngsten Regenfront könnte es sich aber bald wieder lohnen, im Villinger Stadtwald auf Sammeltour zu gehen. Umso wertvoller sind die Tipps, die der Pilzsachverständige Edgar Riehle bei einer Tour mit dem SÜDKURIER gibt.

Welche Pilze man im Sommer findet

Welche Pilze kann man beispielsweise schon im Sommer finden – also vor der eigentlichen herbstlichen Pilzsaison? Er zeigt als Beispiel einen Fichten-Blutreizker. Das sei ein Speisepilz, aber eher neutral im Geschmack.

Ob Riehle noch leckere Exemplare sichtet? Schließlich gibt es laut dem Pilz-Kalender einige Sommer-Sorten, die gefunden werden könnten. Dazu gehören auch die beliebtesten Kandidaten: Pfifferlinge und Steinpilze, die als Delikatessen zählen.

Edgar Riehle mit einem Fichten-Blutreizker, einem Speisepilz.
Edgar Riehle mit einem Fichten-Blutreizker, einem Speisepilz. | Bild: Vivienne Joos

Doch die Chancen stehen beim Rundgang mit dem SÜDKURIER am 14. August freilich noch schlecht. Die zurückliegende Hitzewelle hat zu diesem Zeitpunkt besonders den beliebten Pfifferling wortwörtlich aus dem Rennen geschlagen, sagt Riehle zu jenem Zeitpunkt, denn der Boden sei zu trocken.

Dem September entgegen, der eigentlichen Hauptsaison, könnte es wieder einige Steinpilze geben, hofft der Experte. „Regen steht in Aussicht, also es ist durchaus denkbar, dass sich weiterhin etwas tut“, sagt er lachend.

Und in der Tat – inzwischen hat das Wetter wieder gewechselt. Wenn die Pilzfreunde Glück haben, treibt das Pilze schon wieder verstärkt aus dem Boden.

Der böse Zwilling des Steinpilzes

Er gibt Tipps, wie Pilzfreunde den guten Steinpilz nicht verwechseln. Der Gallenröhrling ist der ungenießbare Zwilling. Er wächst zu denselben Bedingungen wie der Steinpilz und ist durchaus im Villinger Stadtwald zu finden, sagt der Experte.

Jedoch lohnt sich zur Unterscheidung ein Blick auf die Unterseite des Pilzhuts. Dort sitzen die sogenannten Sporen. Während diese beim Steinpilz olivgrün gefärbt sind, sind sie beim Gallenröhrling schmutzig rosa, erklärt Riehle.

Jedoch ist dieser Tipp nur bei reifen Sporen hilfreich. Ist das nicht der Fall, sind beide Pilze an der Unterseite weiß gefärbt, so der Experte.

Edgar Riehle zeigt Reporterin Elisa Gorontzy einen Parasolpilz.
Edgar Riehle zeigt Reporterin Elisa Gorontzy einen Parasolpilz. | Bild: Vivienne Joos

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist der Geschmack. „Das empfehle ich allerdings explizit nur bei diesen beiden Arten“, warnt Riehle.

Der Gallenröhrling ist zwar nicht giftig, aber sehr bitter und damit klar unterscheidbar vom Steinpilz. Das merkt man schnell, wenn man eine kleine Kostprobe nimmt. Jedoch gibt es auch hier einen Haken: Manche Menschen können den Bitterstoff des Pilzes nicht schmecken – auch wenn es nur wenige Prozent sind, sagt der Experte.

In wieweit können Apps helfen, Pilze zu bestimmen?

Auch ein sehr modernes Hilfsmittel kommt immer häufiger zum Einsatz: Mithilfe einer Handykamera können Pilzsammler über einschlägige Apps Pilze identifizieren lassen. Dazu muss der Pilz aus verschiedenen Winkeln in die Kamera gehalten werden.

Die App liefert dann Informationen über die Pilzart, zum Beispiel die geographische Verbreitung, Genießbarkeit und Tipps zur Erkennung der Art. Doch es gibt einen wichtigen Haken.

Apps können ein guter Einstieg in die Welt der Pilze sein, sagt Riehle. Dennoch sollten sich Sammler nie vollständig darauf verlassen, was die App sagt. Der Experte betont eindringlich, dass unbekannte Pilze niemals verspeist werden sollten.

Vergiftungen, teils sogar mit Todesfolge, kommen leider immer wieder vor, erzählt er. Im Zweifelsfall solle daher immer eine Fachperson kontaktiert werden, bevor man ein Exemplar isst, das man nicht sicher identifizieren konnte. „Das Gesündeste am Pilzsuchen ist immer noch das Laufen im Wald“, sagt Riehle lachend.

Der sogenannte Halimasch zersetzt totes Holz, kann aber auch lebende Bäume zum Absterben bringen.
Der sogenannte Halimasch zersetzt totes Holz, kann aber auch lebende Bäume zum Absterben bringen. | Bild: Vivienne Joos

Wie werden Pilze richtig eingesammelt?

Wenn es zum Pilzsammeln geht, sollten die gesammelten Exemplare stets in einem Korb gesammelt werden -keinesfalls in Plastiktüten, rät Riehle. Dort staut sich nämlich schnell Feuchtigkeit und die Pilze werden ungenießbar, gar gesundheitsschädlich, erklärt er.

Möchte man einen Pilz zu Speisezwecken pflücken, sollte er mit einem scharfen Messer abgeschnitten werden. Auf diese Weise wird das Myzel, das filigrane Netzwerk der Pilze unter der Erde, geschont. Um eine Pilzart kennenzulernen, sollte der Pilz herausgedreht werden, da sich am Stiel einige Bestimmungsmerkmale befinden.

Was hat der Experte noch gefunden?

Ein leuchtend roter Pilzhut ragt aus dem Waldboden. „Das ist ein sogenannter Spei-Täubling“, erkennt Riehle. Der Pilz macht seinem Namen alle Ehre: Er ist aufgrund seiner extremen Schärfe ungenießbar, aber nicht giftig.

Pilz-Exkursion Video: Elisa Gorontzy

Wann gibt es wieder Exkursionen durch den Wald?

Pilze essen ist für Pilzsachverständigen Riehle eher eine Nebensache, wie er feststellt. „Es geht mir darum, die Pilze und ihr Wesen an sich kennenzulernen“, erklärt er. Das vermittle er auch den Teilnehmern seiner Exkursionen. Ebenso wichtig ist ihm die Aufklärung über die Bedeutung der Pilze für die Natur. „Nur wer die Natur kennt, kann sie schützen“, sagt Riehle.

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Er findet es schade, häufig zertretene oder herausgerissene Pilze zu finden. Dabei erfüllen sie verschiedene wichtige Funktionen im Wald. „Sie bilden ein komplexes Netz im Waldboden und versorgen unter anderem Bäume mit Nährstoffen“, sagt der Experte.