Wie hat es die 30 Jahre alte Frau aus Leipferdingen in die tropische Welt 16 Flugstunden von ihrem Heimatort verschlagen?

Nach dem Abitur am Immanuel-Kant-Gymnasium in Tuttlingen hat Denise Speck in den Niederlanden studiert und dort den Bachelor- und den Master-Abschluss gemacht. Im Rahmen ihres Studiums führte sie dort ein Forschungsprojekt mit dem Titel „Digital Storytelling to Foster Sustainable Development“ durch.

Erzählweise zielt auf Emotionen und Aufmerksamkeit

Auf Deutsch heißt das: Digitales Storytelling zur Förderung nachhaltiger Entwicklung. Wobei man unter Storytelling eine Erzählweise versteht, die dem Publikum Informationen, Ideen und Werte so vermittelt werden, dass Emotionen geweckt, das Gedächtnis aktiviert und die Aufmerksamkeit der Zuhörer gewonnen wird.

Der eigentliche Kakao wird aus den Samen der Kakaofrucht gewonnen. Mehrere Verarbeitungsschritte sind notwendig, bis der Kakao als ...
Der eigentliche Kakao wird aus den Samen der Kakaofrucht gewonnen. Mehrere Verarbeitungsschritte sind notwendig, bis der Kakao als solcher fertig ist. | Bild: Denise Speck

Nach dem Studium erhielt Speck dann die Möglichkeit, als Storytelling-Beraterin für die Inter American Development Bank zu arbeiten und kam nach Trinidad und Tobago. Dort arbeitete sie im Rahmen der Original Trinitario Cocoa Education Foundation (OTC), einer gemeinnützigen Organisation, realisiert durch Ubergreen Organics, ein lokales Unternehmen, das sich für den nachhaltigen Anbau und Handel von Kakao einsetzt.

Aus einem geplanten sechsmonatigem Forschungsprojekt sind nun mehrere Jahre geworden. In dieser Zeit konnte sie die Erkenntnisse ihrer Forschungsarbeit in die Praxis umzusetzen.

Eine grundlegende Frage ist, wie können die Lebensbedingungen der Kakaobauern verbessert werden? Dazu gehören fairer Handel genauso wie die direkte Vermarktung von Produkten aus Kakao, nicht nur der Export der Bohnen allein.

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Denise Speck arbeitet mit verschiedenen Organisationen und Firmen zusammen. Weil sie sich auch dem Fotografieren und der Filmregie verschrieben hat, nutzt sie ihre Erfahrung, um Ausstellungen und Foren zu organisieren, um dadurch möglichst viel Aufmerksamkeit für den Kakaoanbau in Trinidad und der 30 Kilometer entfernten Insel Tobago zu wecken.

Zu ihren Geschäftspartnern gehören Betriebe, Nichtregierungsorganisationen oder auch internationale Entwicklungsbanken.

Nachhaltig angebaut wird in Trinidad und Tobago der Kakao. Er ist dort kein Massenprodukt und sichert Bauernfamilien ein Einkommen.
Nachhaltig angebaut wird in Trinidad und Tobago der Kakao. Er ist dort kein Massenprodukt und sichert Bauernfamilien ein Einkommen. | Bild: Denise Speck

Im Sommer ist sie für einige Wochen zuhause bei ihren Eltern in Leipferdingen, reist aber auch auf dem europäischen Kontinent herum. Etwa wie vor kurzem in Griechenland, als ihr Dokumentationsfilm „Trinitario – On the Edge“ vorgeführt wurde. Mit diesem Kurzdokumentationsfilm gewann sie internationale Preise, zuerst in Toronto, Kanada, und später in Patmos, Griechenland.

Weil ein solcher Film Geld kostet, hat sie international nach Sponsoren gesucht und gefunden. Ziel dieser Dokumentation ist nicht nur, die Vermarktung des besonderen Trinitario-Kakaos aus Trinidad zu fördern, sondern auch Bewusstsein für nachhaltiges Unternehmertum zu schaffen.

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Denise Speck verbindet dabei nachhaltiges Unternehmertum mit modernen Kommunikationsmethoden. Sie unterstützt Organisationen, authentische Geschichten zu erzählen, die Produzenten und Konsumenten näher zusammenzubringen um langfristig Wirkung zu entfalten.

Trinitario-Kakao ist zwar teurer als der Kakao aus Westafrika, doch gilt der Edelkakao als umweltverträglicher. Er wird meist in Permakultur-Gärten im kleinbäuerlichen Stil von Familienbetrieben angebaut und zeichnet sich durch ein besonders feines Aroma aus.

Auf Heimaturlaub in Leipferdingen ist derzeit Denise Speck. In wenigen Tagen fliegt sie wieder nach Trinidad, um an Projekten zur ...
Auf Heimaturlaub in Leipferdingen ist derzeit Denise Speck. In wenigen Tagen fliegt sie wieder nach Trinidad, um an Projekten zur Vermarktung des Kakaos weiter zu arbeiten. Mit einem Dokumentationskurzfilm, das Titelplakat hat sie in ihren Händen, hat sie bereits internationale Preise erhalten. | Bild: Paul Haug

Mit dem prämierten Film „Trinitario – On The Edge“ will sie nicht nur die Vermarktung des Edelkakaos stärken, sondern auch dazu beitragen, den traditionellen Trinitario-Kakao Anbau wiederzubeleben. Ihr Ziel ist es, mehr junge Menschen für den Anbau, die Verarbeitung und Produktion zu gewinnen und so ein Stück des kulturellen Lebens zu bewahren.

„Auch wenn man manchmal man das Gefühl hat, man dreht sich nur im Kreis, bringen Workshops und andere Initiativen immer wieder Schritte in die richtige Richtung, denn nachhaltiger Wandel passiert nicht von heute auf morgen“, so Denise Speck.

Film zieht Besucher in seinen Bann

Dem Filmteam, zu dem Co-Regisseur Oliver Milne gehörte, standen vier Kakaobauern als Protagonisten zur Seite, die mehrere Tage lang begleitet wurden.

Die Protagonisten erzählten ihre Geschichten aus ihrem Leben, ihrem Umfeld und dem Kakaoanbau. Bei den beiden Filmfestivals machte es Freude zu sehen, wie der Film die Besucher in den Bann zog und Verständnis für das nachhaltige Unternehmertum weckte.

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Dieses Bewusstsein müsse dann auch beim Konsumenten ankommen und bei ihm die Bereitschaft wecken, für Kakaoprodukte, insbesondere Edel-Schokolade aus Trinidad, etwas mehr zu bezahlen. „Den muss man einfach genießen“ , schwärmt die junge Unternehmerin.

Nächster Film über Maya-Frauen

In den nächsten Tagen geht es für sie wieder in die Karibik, dort warten weitere Projekte auf Denise Speck. Und vielleicht wieder Ehrungen? Sie hat auch noch einen Film über die Maya-Frauen in Belize gemacht, den sie bald bei einer Filmausstellung in Barbaros präsentieren wird.