Im Jahr 2025 feiert die Gemeinde Ühlingen-Birkendorf ihr 50-jähriges Bestehen – ein Anlass, der zum Rückblick auf bewegende Momente der Gemeindegeschichte einlädt. Besonders in Erinnerung geblieben ist der 25. Geburtstag, der im Jahr 2000 mit mehreren Veranstaltungen begangen wurde. Neben zahlreichen kulturellen Ereignissen fand eine außergewöhnliche Ausstellung mit dem Titel „Zauber des Orients“ im Kloster Riedern am Wald statt.

Wie kommt ein Zauber des Orients nach Ühlingen-Birkendorf?

Die Ausstellung kam durch Bruno Kaiser aus Birkendorf zustande, der in Bonn politisch tätig war. Als Mitarbeiter des parlamentarischen Geschäftsführers der Unions-Fraktion, Joachim Hörster, spielte Kaiser eine wichtige Rolle im Kontakt zwischen deutschen und arabischen Parlamentariern.

Ein Mitglied der Omar Delegation bietet den Vernissage-Gästen der Ausstellung „Zauber des Orients“ im Kloster Riedern Tee und Gebäck an. ...
Ein Mitglied der Omar Delegation bietet den Vernissage-Gästen der Ausstellung „Zauber des Orients“ im Kloster Riedern Tee und Gebäck an. Links Ausstellungsbesucherin Ursula Steinhart. | Bild: Werner Steinhart

Joachim Hörster selbst war Vorsitzender der Deutsch-Arabischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag und setzte sich für den Dialog zwischen den Ländern ein. Bruno Kaiser war darüber hinaus Präsident der Deutsch-Omanischen Gesellschaft, der eine Oman-Konferenz im Deutschen Bundestag initiierte, an der Bundestagspräsident Norbert Lammert und die ehemalige Bundestagsabgeordnete Gabriele Schmidt aus Riedern am Wald teilnahmen.

Bruno Kaiser pflegte im Laufe der Zeit freundschaftliche Beziehungen zu vier omanischen Botschaftern, die er jeweils nach Birkendorf einlud. Für den jagdbegeisterten Botschafter Sheikh Saud Al Nabhani konnte Kaiser einen Jagdausflug im Revier seines Onkels ermöglichen. Die Omanis wurden von den Bürgermeistern Manfred Zentner und nach 1996 von Thomas Fechtig zu Austauschen eingeladen, bei denen unter anderem die Gemeinde vorgestellt wurde. Es entstanden freundschaftliche Kontakte.

Eine Omanreise mit dem ehemaligen Bürgermeister Manfred Zentner wurde für die sechsköpfige Gruppe aus Ühlingen-Birkendorf 1994 zu einem ...
Eine Omanreise mit dem ehemaligen Bürgermeister Manfred Zentner wurde für die sechsköpfige Gruppe aus Ühlingen-Birkendorf 1994 zu einem unvergesslichen Erlebnis. Besuch der Reisegruppe auf einem Markt in Oman. In der Mitte stehend Brunhilde Eichkorn, links der ehemalige Bürgermeister von Ühlingen-Birkendorf Manfred Zentner. | Bild: Privatalbum Brunhilde Eichkorn

Die Ehepaare Eichkorn, Stulz und Zentner besuchten den Botschafter 1993 in dessen Residenz in Bonn und unternahmen 1994 gemeinsam eine beeindruckende Reise in den Oman. Brunhilde Eichkorn erinnert sich gerne an die gastfreundlichen Menschen, prächtige Paläste, gute Straßen und dichten Verkehr.

Über den dichten Verkehr staunten 1994 die Reisenden aus Ühlingen-Birkendorf im Oman.
Über den dichten Verkehr staunten 1994 die Reisenden aus Ühlingen-Birkendorf im Oman. | Bild: Privatalbum Brunhilde Eichkorn

Wie ist die besondere Idee entstanden?

Mit Ahmed Al Hinai, dem damaligen omanischen Botschafter in Deutschland, entwickelte sich auch privat eine Freundschaft, die über das rein Berufliche hinausging. Al Hinai war leidenschaftlicher Fotograf, dessen Werke in Bonn in einer Ausstellung durch Farbenpracht, Lichtkomposition und einfühlsame Porträts arabischer Kulturen beeindruckten.

So entstand die Idee, diese Ausstellung anlässlich des Jubiläums in Ühlingen-Birkendorf zu zeigen. Bürgermeister Thomas Fechtig schlug das Kloster Riedern als Ausstellungsort vor, das den idealen Rahmen dazu bot. Hausherr Pfarrer Thomas Fritz stand dem Projekt positiv gegenüber und organisierte mit der Gemeinde die Vernissage, um die Schönheit und Vielfalt der fernen Region zu zeigen. Im Orgateam waren neben Pfarrer Fritz und Bürgermeister Fechtig, Reiner Hoferer vom Landratsamt und Bruno Kaiser.

Bild 4: Gute Verbindungen von Ühlingen-Birkendorf zum Oman gab es bereits vor 25 Jahren - erinnern Sie sich noch?
Bild: Schönlein, Ute

Schirmherr der Ausstellung war der ehemalige Landtagspräsident Peter Straub. Seine Exzellenz Ahmed Al Hinai war bereits der dritte Botschafter aus dem Oman, der Beziehungen zur Gemeinde pflegte.

Was hat der Orient mit der Gemeinde zu tun?

Verwundert fragten sich einige: „Was hat der Orient mit der Gemeindereform zu tun?“ Thomas Fechtig hatte darauf die Antwort: Wie der Orient war einst die Vier-Täler-Gemeinde von Gegensätzen geprägt, die auch nach 25 Jahren Gemeindereform noch vorhanden waren. Damals war das Ausgemeindungs-Bestreben von Berau/Brenden noch nicht beiseitegelegt.

Landtagspräsident Peter Straub (links) und der Botschafter des Sultanats Oman, Ahmed Al Hinai, betrachten die Bilder der Ausstellung ...
Landtagspräsident Peter Straub (links) und der Botschafter des Sultanats Oman, Ahmed Al Hinai, betrachten die Bilder der Ausstellung über den Oman. | Bild: Werner Steinhart

Fechtigs Intention war, die Integration der Ortsteile zu fördern, ohne, dass diese Vertrautes aufgeben müssen. Man wolle zeigen, wie verschiedene Kulturen aufeinander zugehen, was symbolisch für die Zukunft der gesamten Gemeinde Ühlingen-Birkendorfs gelte. Das 25-Jährige feierte man daher damals auch mit verschiedenen kulturellen Glanzpunkten.

Die Ausstellung: Ein Fest für die Sinne

So wurden unter dem Titel „Zauber des Orients“ Fotografien von Ahmed Al Hinai im Kloster Riedern präsentiert. Die Bilder waren erstmals in Süddeutschland zu sehen. Nicht nur farbenprächtige Fotografien aus Oman, sondern auch die musikalische Umrahmung durch Sopranistin Petra Szilagyi und Pianistin Karin Jaeckel, sowie orientalisch-kulinarische Spezialitäten und Getränken machten die Vernissage zu einem Fest der Sinne. Die Bilder zeigten die Schönheit orientalischer Landschaften, architektonische Meisterwerke und lebensnahe Szenen aus dem Alltag der Menschen, der von Tradition und Moderne geprägt ist. Die Schau wurde zum Gesprächsthema und trug dazu bei, das Interesse an der Kultur des Oman und der arabischen Welt zu wecken.

Links der omanische Diplomat Hafidh Al Rawahy, der Ansprechpartner bei der Vorbereitung der Ausstellung in Ühlingen-Birkendorf war. ...
Links der omanische Diplomat Hafidh Al Rawahy, der Ansprechpartner bei der Vorbereitung der Ausstellung in Ühlingen-Birkendorf war. Rechts Botschafter Ahmed Al Hinai. | Bild: Privat Bruno Kaiser

Das Jubiläum der Gemeinde erhielt durch die Ausstellung eine besondere Note: Neben den traditionellen Festen und Veranstaltungen bot „Zauber des Orients“ eine Plattform für den kulturellen Austausch.

Das Kloster Riedern als Ort der Begegnung

Die Wahl des Klosters Riedern als Ausstellungsstätte erwies sich als Glücksfall. Der geschichtsträchtige Bau bot nicht nur Platz für die künstlerische Präsentation, sondern schuf mit seinem besonderen Ambiente eine Atmosphäre der Einkehr und des Staunens. Viele Ausstellungsbesucher erinnerten sich noch Jahre später an die gelungene Verbindung zwischen der spirituellen Aura des Klosters und der faszinierenden Welt des Orients.