„Die Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sind wieder die Dubel der Zeit“, wettert Tino Berthold, der Gesamtelternvorsitzende in Villingen-Schwenningen, gegen die Auswüchse der Schulbürokratie.
Grundschüler „die Dubel“
Es ist zugegeben verzwickt. Die Grundschulen in VS und im Landkreis haben die regelmäßigen Coronatests zweimal die Woche, die zum Besuch des Schulunterrichts nötig sind, in die Hände der Eltern gelegt. Und diese waren damit zufrieden. Zweimal die Woche werden die Kinder zu Hause von Papa oder Mama getestet und die Kinder mit einer unterschriebenen Bestätigung, das ordnungsgemäß getestet wurde, in die Schule geschickt.
Anders bei den älteren Schülern in den weiterführendenden Schulen ab der fünften Klasse: Dort wird die ordnungsgemäße Durchführung der Selbsttests in der Schule unter Aufsicht eines Lehrers durchgeführt.
Gleiche Tests, verschiedene Rechte
Es handelt sich bei den Tests zu Hause und in der Schule um die gleichen Antigen-Schnelltests. Doch seit Montag dieser Woche, als die Grundschüler nach Wochen des Lockdowns angesichts sinkender Infektionszahlen wieder alle in die Schule dürfen, und die Schüler der weiterführenden Schule immerhin zur Hälfte, zeigte sich, das gleiche Tests nicht automatisch gleiche Rechte bedeuten: Mit den Corona-Schnelltests, die unter Aufsicht der Lehrer in der Schule stattfinden, bekommen die Schüler eine Bescheinigung ausgestellt, dass sie coronanegativ sind. Diese Bescheinigung hat eine Gültigkeit von 60 Stunden. Und damit wird sie richtig wertvoll. Denn diese amtliche Bescheinigung dürfen die Schüler auch privat nutzen: Etwa fürs Freibad, den Zoo, das Restaurant, zum Sport, Musikunterricht oder wo immer sonst ein Testnachweis benötigt wird.
Die Grundschüler aber, die zuhause von ihren Eltern getestet werden, bekommen diese Bescheinigung nicht. Die Unterschrift der Eltern ermächtigt die Kinder nur zum Besuch des Unterrichts. Für andere Aktivitäten benötigen sie einen weiteren Tests einer anerkannten Schnellteststelle. Das wiederum bringt die Eltern der Grundschüler in Rage. Sie wollen ihre Kinder ebenfalls für 60 Stunden freitesten und verstehen nicht, warum die Schulen ihre Unterschrift, dass die Tests zu Hause ordnungsgemäß gemacht wurden, nicht anerkennt.
„Die Schulen dürfen eine solche Bestätigung nicht ausstellen, wenn ein Test nicht unter Aufsicht einer sachkundigen Person stattfindet“, bestätigt Sabine Rösner, die Leitende Direktorin des Schulamtes Donaueschingen, eine entsprechende Anordnung des Kultusministeriums. Die Bestätigung könnten sich sonst alle Eltern im Internet runterladen und dann selbst unterschreiben. Soll heißen: Hier sieht das Ministerium wahrscheinlich nicht unbegründet flächendeckende Missbrauchsgefahr.
Eltern verärgert
Dass Misstrauen ärgert wiederum manche Eltern. Denn in der Praxis kann dies bedeuten, dass sie ihre Schützlinge nicht nur zweimal die Woche für die Schule testen müssen, sondern darüber hinaus auch für Sport, Musik und weitere Aktivitäten. Den Schülern bleibt daher die Wahl, zu Hause zu bleiben oder sich ständig dem nicht sehr angenehmen Nasentest zu unterziehen.
Bei Elternbeirat Tino Berthold häufen sich daher die Beschwerden von Eltern. Er findet, dass auch den Grundschülern Testmöglichkeiten in der Schule angeboten werden müssten. Auch wenn dies für die Grundschulen ein immenser Aufwand wäre.
Mit Unbehagen blickt er auch auf die Sommerferien. Müssen dann Eltern, wenn sie Unternehmungen in Freizeiteinrichtungen planen, jedes Mal ihre Kinder zum Testen bringen? Es könne nicht sein, dass die Grundschüler weiterhin die Verlierer der Pandemie bleiben. Sein Vorschlag: Bei einem Inzidenzwert von null bis 50 sollten Kinder nur noch einen Test pro Woche machen müssen. „Ich kann die Kinder nicht ein Jahr wegsperren. Ihr Leben muss noch kindgerecht sein dürfen“, findet Berthold.
Schulen von oben überrumpelt
Übrigens: Das Kultusministerium hat die amtlichen Bescheinigungen, mit denen sich die Kinder der Sekundarstufe für 60 Stunden freitesten können, erst am vergangenen Freitagabend mit den entsprechenden Richtlinien an die Schulen verschickt. Was dazu führte, dass mehrere weiterführende Schulen in VS sich organisatorisch noch gar nicht in der Lage sahen, die Bescheinigungen gleich an die Schüler auszustellen. „Wir müssen uns erst noch logistisch dafür aufstellen“, bestätigte beispielsweise Simone Duelli-Messmer, Rektorin des Hoptbühl-Gymnasiums. Voraussichtlich ab Mittwoch werde dann an ihrer Schule die Ausstellung der Bescheinigungen ordnungsgemäß laufen, vermutet sie.