In den Schulen in Baden-Württemberg sollten in dieser Woche mit Schnelltests für Schüler angefangen werden. Allerdings hat die Ankündigung der Landesregierung einen Haken: In Villingen-Schwenningen sind bisher keine Schnelltests eingetroffen. „Wir warten seit 14 Tagen auf die Lieferung“, berichtet Rathaus-Sprecherin Oxana Brunner.
Jetzt bleibt spannend, bis wann die Tests eintreffen werden. Denn ab nächsten Montag ist ein negatives Testergebnis Voraussetzung dafür, dass Schüler am Präsenzunterricht teilnehmen dürfen, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis über 100 liegt. Und genau danach sieht es ja derzeit aus.
„Wir warten alle sehnsüchtig auf das Material“, berichtet Alexander Hermann, der Rektor der Bickebergschule in Villingen. Das Konzept für die Schüler-Selbsttests steht, ergänzende Hilfsmittel wie Desinfektionsflüssigkeit oder Handtücher wurden den Schulen geliefert. Nur bei den Schnelltests selbst ist das Land in Verzug. Sie sollten eigentlich spätestens in den Osterferien angeliefert werden.
Schulleiter enttäuscht
Für Schulleiter Hermann ist der Fehlstart der Schnelltests enttäuschend. Denn am Montag kamen nicht nur die Schüler der „Notbetreuung“ in die Schule, sondern auch rund 150 Schüler der Abschlussklassen, die im Gegensatz zu den anderen Klassen Präsenzunterricht haben. „Da wir nicht wissen, was die Schüler in den Osterferien gemacht haben, hätten wir mit den Schnelltests ein besseres Gefühl und mehr Sicherheit gehabt“, bedauert Hermann die fehlenden Tests. „Das wäre eine positive Sache geworden.“

Nächste Woche wird sich die Situation noch zuspitzen. Dann sollen nicht nur die Abschlussklassen und die Schüler der Notbetreuung in die Schule kommen. Auch die anderen Klassen sollen wieder den Präsenzunterricht in der Schule aufnehmen, wenn auch im Wochenwechsel: die eine Hälfte der Schüler bleibt eine Woche zu Hause im Fernunterricht, die andere Hälfte kommt in die Schule. In der Folgewoche wird dann gewechselt.
Testpflicht absehbar
Das bedeutet, dass damit vielmehr Schüler als zuletzt in die Schulen kommen. Das Land will daher freiwillige Tests zweimal die Woche für die Kinder und Jugendlichen anbieten. Liegt aber der Inzidenzwert in einem Landkreis über 100 Corona-Infizierte pro 100 000 Einwohner, werden die Regeln verschärft. Es greift dann die „indirekte Testpflicht“. Das heißt, Schüler müssen sich dann zweimal wöchentlich testen lassen, wenn sie am Präsenzunterricht in der Schule teilnehmen wollen. Wenn ihre Eltern diese Testungen ablehnen, dann müssen die Schüler zu Hause bleiben und bekommen Fernunterricht.
Keine Tests – kein Präsenzunterricht
„Ich würde zu 80 Prozent davon ausgehen, dass wir nächste Woche die indirekte Testpflicht haben“, vermutet Rektor Alexander Hermann mit Blick auf die aktuelle Entwicklung des Inzidenzwertes, der im Landkreis am Sonntag erstmals wieder über die Marke 100 geklettert ist. Sollten die Schnelltest-Kids also bis nächste Woche nicht geliefert sein, würde der Präsenzunterricht komplett ausfallen und alle Schüler müssten bis auf Weiteres zu Hause bleiben.
Elternprotest begrenzt
Hermann vermutet, dass sich der Widerstand bei Eltern gegen die Schnelltests in begrenztem Rahmen halten wird. Bislang hat er nur von einem Elternteil Ablehnung gegen das Testen vernommen. Allerdings, sagt er, seien viele Eltern noch nicht informiert. Sollte es aber zu der „indirekten Testpflicht“ kommen sollte, dürfte dies bei einigen Eltern, die skeptisch sind, zum Umdenken führen, mutmaßt der Rektor.
Kommt das Material am Dienstag?
Der Stadt Villingen-Schwenningen wurde eine Lieferung von 11 336 Schnelltests für ihre Schulen zugesagt, berichtet Rathaus-Sprecherin Oxana Brunner. Nächster Liefertermin, so sei der Stadt avisiert worden, soll am Dienstag dieser Woche sein. Dann muss das Material erst noch an die Schulen ausgeliefert werden. Diese werden also voraussichtlich frühestens am Mittwoch mit den Tests beginnen können, sofern die Terminzusage des Landes dieses Mal tatsächlich stimmt.
Gutes Gefühl für die Schule
Die Schnelltests werden von den Schülern selbst durchgeführt. „Die Lehrer legen hier keine Hand an,“ berichtet Thomas Schultis, der Rektor der Karl-Brachat-Realschule. Die Lehrer werden den Kindern erklären, wie sie die Schnelltests anwenden können. Dazu gibt es entsprechende Schulungsvideos der Hersteller. Wobei die Schulen bislang noch nicht einmal wissen, welches Produkt ihnen zugewiesen wird. „Wir wollen immer montags und mittwochs testen“, berichtet der Realschul-Rektor. Für die Schule seien die Tests wichtig für die Durchführung des Präsenzunterrichts, unterstreicht er. „Die Tests bringen ein gutes Gefühl für Schüler und Lehrer und werden die Situation beruhigen“, ist er überzeugt.

Besser in der Familie testen?
Vorbereitet auf die Schnelltestungen sei auch das Gymnasium am Hoptbühl, berichtet Rektorin Simone Duelli-Meßmer auf Nachfrage. Offen sei allerdings noch, wie die Lehrkräfte darauf reagieren, dass nun „medizinische Vorgänge in die Schule gelegt werden“. Die Schulleiterin äußert hier ihre Skepsis: „Mir wäre es lieber, die Schnelltestes würden in Verantwortung der Familien erfolgen, wie dies auch in Grundschulen und sonderpädagogischen Einrichtungen möglich ist“.
In der Tat hat das Land den Grund- und Sonderschulen hier Wahlfreiheit gelassen, ob die Kinder zu Hause oder in der Schule getestet werden. Die Bickebergschule habe sich dafür entscheiden, berichtet Rektor Alexander Hermann, dass die Tests von den Schülern gemeinsam in der ersten Schulstunde durchgeführt werden, um die ordnungsgemäße Durchführung sicherzustellen. Andere Schulen wie etwa die Warenbergschule haben noch entschieden und wollen die Frage diese Woche noch ausführlich im Lehrerkollegium und mit den Elternvertretern diskutierten.
Fragezeichen bei Kindergärten
Große Fragezeichen gibt es derzeit auch in den Kindergärten. Auch hier soll regelmäßig getestet werden, bei einem Inzidenzwert über 100 würde auch bei den Kleinen, die den Kindergarten besuchen, ab nächsten Montag, 19. April, eine Testpflicht greifen. Wie das Ganze praktisch aussehen soll, ist den Verantwortlichen derzeit unklar. „Bisher gibt es nur eine Ankündigung des Ministeriums, sonst nichts Konkretes“, berichtet Rathaussprecherin Brunner. Auch die Freien Kindergärten haben dafür offenbar noch kein Konzept. „Wir warten noch auf Informationen unserer Geschäftsleitung“, berichtet Jasmin Mauch, Leiterin des katholischen Kindergartens Maria Frieden in der Villinger Innenstadt.