Die führenden örtlichen Narrenvereine haben einmütig beschlossen, die organisierte Fastnacht im nächsten Jahr abzusagen. Hintergrund ist natürlich die gegenwärtige Corona-Pandemie mit den grassierenden Infektionszahlen. Die Entscheidung fiel am Montagabend bei einer gemeinsamen Vorstandsitzung der Zuggesellschaft Villingen mit der Narrenzunft Schwenningen.

In einer gemeinsamen Presserklärung stellen die in der Zuggesellschaft organisierten Vereine sowie die Schwenninger Zunft fest, dass sie sich einig sind, „dass nach dem heutigen Kenntnisstand keine organisierten Fasnetsveranstaltungen stattfinden können“. Hierzu zählten sämtliche organisierte Veranstaltungen, wie zum Beispiel Brunnenschmücken, Hexentaufe, Schlüsselübergabe, Fasnetsuche oder Katerbefreiung in Villingen, das Narrenbaumstellen, Schlüsselübergabe, OB-Verhaftung oder die Hexenverbrennung in Schwenningen „und selbstverständlich sämtliche Umzüge oder vergleichbare Veranstaltungen“.

Appell an die Vernunft

Auch die Veranstaltungen in geschlossenen Räumen, wie etwa die Bälle, Besenwirtschaften und Fasnetstüble seien „nach derzeitigem Stand nicht
durchführbar“. Die Zuggesellschaft appelliert auch an die Vernunft der privaten Stüblebetreiber und an die Vereine in den Ortschaften, Veranstaltung dieser Art für die Fasnet auszusetzen.

Weiter heißt es in der Mitteilung: „Die Fasnet an sich, können und wollen wir nicht absagen. Selbstverständlich können Narren während der ‚Hohen Tage‘ im Häs auf die Straße gehen. Allerdings nur auf privater Basis und im Rahmen der an dem Tag geltenden Corona-Bestimmungen.“ Auf offizielle Besuche von Narrengruppen bei Institutionen oder Einrichtungen sollte ebenso wie auf Besuche im Häs in Kneipen verzichtet und größere Menschenansammlungen gemieden werden.

Die Zuggesellschaft Villingen e.V., so heißt es weiter, habe sich trotz der Einschränkungen entschieden, ein Abzeichen für die Fasnet 2021 in reduzierter Auflage und mit besonderem Motiv anzubieten. Das Abzeichen werde in wenigen Wochen erhältlich sein.

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Noch nicht aufgegeben hat die Zuggesellschaft indes die Absicht, einen virtuellen Fastnachtsball ohne Live-Publikum auf die Beine zu stellen. Dahinter steckt, wie bereits berichtet, die Idee, ein närrisches Programm per Video zu erstellen, das dann am Abend des 5. und eventuell auch am 6. Februar von Fastnachtsfreunden zuhause heruntergeladen werden kann. Das Programm dieses „Gemeinsamen Fastnetballs 2021“ wollen die ballveranstaltenden Vereine von Villingen und Schwenningen gemeinsam erarbeiten. Die Planungen laufen bereits auf Hochtouren. Zu gegebener Zeit werde es dazu weitere Informationen geben.

Mit 1991 nicht vergleichbar

Anselm Säger, Zunftmeister der Historischen Narrozunft und stellvertretender Vorsitzender der Zuggesellschaft, betont auf Nachfrage, dass die Zuggesellschaft natürlich nicht die Fastnacht verbieten könne, sondern nur die offiziellen Veranstaltungen absagen. „Wir appellieren aber an die Vernunft jedes Einzelnen, die Corona-Regeln einzuhalten“, sagt er. Bekanntlich hätten sich viele Narren 1991 geschworen, nach der abgesagten Golfkriegsfastnacht solche Bevormundungen der Obrigkeit nicht mehr zu dulden. Säger blickt inzwischen mit Skepsis auf diesen Schwur. „Man hätte damals nie nie sagen dürfen“, findet er heute. Denn an eine weltweite Pandemie habe seinerzeit niemand gedacht. Die Situation sei mit der heutigen nicht vergleichbar. „Das war damals eine politische Geschichte, doch heute geht es um den Schutz der Gesundheit der Bevölkerung.“

Gleicher Meinung ist auch Dominik Schaaf, der Vorsitzende der Katzenmusik. 1991 sei es um die Frage gegangen, ob man Fasnet feiern sollte, wenn anderswo Krieg geführt werde. Heute gehe es nicht um eine abstrakte ethische Frage, sondern um die praktische Verantwortung, „wenn ich an Fastnacht auf die Straße gehe, dann kann ich jemand gefährden“. Der Verzicht auf die Fastnachtsveranstaltungen, so betont Schaaf, habe keiner der Vereinsvorstände „mit freudigem Herzen“ getroffen. „Ich kann von mir sagen, dass mir das Herz blutet“, betont der Katzen-Chef. „Ich habe mir nicht mal im Traum ausgemalt, dass ich eines Tages eine solche Entscheidung mittragen muss.“ Aber die Vereine hätten hier eine Vorbildfunktion.

Großes Katzenjubiläum 2022

„Ich hoffe jetzt, dass wir nur ein Jahr verzichten müssen, und dann 2022 unser großes Jubiläum feiern können“, blickt Dominik Schaaf nach vorne. Denn 2022 wird die Katzenmusik 150 Jahre alt. Und dieses besondere Jubiläum als ältester Narrenverein der Stadt soll standesgemäß gefeiert werden: mit großem Narrentreffen und weiteren Highlights. Die Vorbereitungen laufen bereits. Motivierend findet es Schaaf aber, wenn 2021 zumindest der geplante gemeinsame närrische Videoball zustande käme. „Wichtig ist für uns Narren doch, dass man überhaupt was macht und das Lächeln nicht verliert“, sagt er. Denn klar sei: Die Zeit zwischen Dreikönig und Aschermittwoch ohne Fastnacht „wird sehr hart“.

„Wir stützen das alles. Das ist aus der aktuellen Lage heraus alles vernünftig“, urteilt auch Meik Gildner, der Chef der Hexenzunft. Wichtig ist ihm, „dass wir es alle gemeinsam tun“. Es gehe um den Schutz der Gesundheit und des Gemeinwohls.