Schon am Nachmittag des 8. Februar geht es los: Dann finden sich die ersten Feierfreudigen an diesem Schmotzigen in der Färberstraße ein. Gegen 16 Uhr bilden sich Gruppen vor den Bars und Wirtshäusern, es mischen sich unterschiedliche Musikrichtungen, die auf die Straße dringen. Auch Türsteher haben schon Stellung bezogen.

Parallel dazu feiert eine große Gruppe junger Menschen um eine Musikanlage auf der Rietstraße, um sich in Stimmung für den Abend zu bringen.

Am Abend kommen die Feierfreudigen

Auch die Ordnungshüter zeigen wie in den vergangenen Jahren Präsenz. Gegen 18 Uhr muss die Polizeibehörde der Stadt eine kleinere Streitigkeit zwischen zwei Männern klären, sonst ist es weitgehend friedlich und fröhlich.

Die Polizei dagegen ist zu Beginn des Abends noch nicht groß sichtbar. Die Beamten sind dann aber den ganzen Abend im Kneipenviertel unterwegs, zum Teil als Zweierstreifen, zum Teil als Gruppe von sechs Beamten.

Auch die Polizeibehörde der Stadt Villingen-Schwenningen ist in der Färberstraße präsent.
Auch die Polizeibehörde der Stadt Villingen-Schwenningen ist in der Färberstraße präsent. | Bild: Stein, Moritz

Polizei setzt wieder Videoüberwachung ein

Die Polizei hat das Geschehen in der Färberstraße vom Revier in der Waldstraße aus per Videokameras ständig im Blick. Das Verfahren hat sich aus Sicht der Polizei seit Jahren bewährt, um ein schnelles Eingreifen zu ermöglichen und für ein sicheres Feiern zu sorgen.

Im Kontrollraum stehen vier Bildschirme, auf denen die Beamten das Geschehen verfolgen können. Das Videobild wird per Funk in Echtzeit übertragen und ist hochauflösend: Mit der Maus kann man an das Geschehen für Details nötigenfalls sehr nah heranzoomen.

Per Liveübertragung überwacht die Polizei das Treiben in Färberstraße, wie solche Schilder deutlich machen – und zwar jeweils von ...
Per Liveübertragung überwacht die Polizei das Treiben in Färberstraße, wie solche Schilder deutlich machen – und zwar jeweils von 18 bis 5 Uhr bis Fasnachtsdienstag. | Bild: Stein, Moritz

Für die Polizei ist die Videoüberwachung ein wichtiges Hilfsmittel gerade bei einer zunehmend alkoholisierten Stimmung, um Situationen besser klären zu können.

Geheim ist das Ganze nicht – im Gegenteil: Auf Schildern in der Färberstraße wird darauf hingewiesen, dass die Ordnungshüter das Geschehen kontinuierlich im Blick haben.

Live-Übertragung von der Partymeile: Die Polizei überwacht die Färberstraße in VS-Villingen vom Kontrollraum im Revier in der Waldstraße ...
Live-Übertragung von der Partymeile: Die Polizei überwacht die Färberstraße in VS-Villingen vom Kontrollraum im Revier in der Waldstraße aus. | Bild: Stein, Moritz

In der Vergangenheit kam es in der Färberstraße immer wieder zu Gewaltdelikten, gerade an der Fasnet. So wurde im vergangenen Jahr zum Beispiel ein Mann durch eine Gruppe krankenhausreif geschlagen und auch in den Jahren davor gab es immer wieder Zwischenfälle.

Laut Polizei ist eine Videoüberwachung auch nur an Orten möglich, an denen es eine gewisse Anzahl und eine gewisse Schwere an Straftaten gebe. Die Überwachung in der Färberstraße läuft in der Fasnet jeden Abend bis einschließlich Dienstag.

Überraschend ruhig auf den Straßen

Im Laufe des Abends füllt sich am Schmotzigen die Färberstraße ein wenig mehr. Von einer Gruppe heißt es dennoch, dass es erstaunlich leer sei.

Tatsächlich stehen vor den Lokalen jeweils Menschentrauben, doch ein dichtes Gedränge in der Straße bleibt aus.

Von den klassischen Hästrägern sind an dem Abend nur wenige zu sehen. Stattdessen macht ein junger Mann im Pandakostüm einen Salto, ein anderer wenig später im Matrosenkostüm einen Handstand. Die Spannweite der Kostüme reicht von Jogginganzug aus den späten Achtzigerjahren bis hin zu einigen Herren im Nonnen-Outfit.

Überall liegen Klopferfläschchen

Ständig ist irgendwo das Klirren von Glas zu hören. Viele Klopferfläschchen liegen auf dem Boden und um die Mülltonnen sammeln leere und halbvolle Flaschen und Gläser.

Doch auch auf den Fenstersimsen der Erdgeschosse und auf der offenen Straße befinden die Überreste des Vorglühens. Für manch einen auch eine Stolperfalle.

Klinikum rechnet eher am Fasnachtsmontag mit Andrang

Jedoch scheint sich trotz des vielen Glases und der Scherben niemand zu verletzen. Sandra Adams vom Schwarzwald-Baar-Klinikum berichtet, dass es keinen Ansturm auf das Krankenhaus gibt. Damit rechne man eher am Montag.

Vor der Bar Down Under bildet sich am Schmotizgen bereits um 19 Uhr eine Schlange von wartenden Gästen. Drinnen ist es schon rappelvoll.
Vor der Bar Down Under bildet sich am Schmotizgen bereits um 19 Uhr eine Schlange von wartenden Gästen. Drinnen ist es schon rappelvoll. | Bild: Stein, Moritz

Viel Andrang in den Lokalen

In den Lokalen selbst ist es dafür deutlich voller. Vor dem Down Under hat sich bereits früh eine Schlange gebildet, beim S‘Hüttle müssen die Gäste schon vor 19 Uhr warten, bis Plätze frei werden.

Im Gasthaus Ott herrschen dichtes Gedränge und ausgelassene Stimmung auf der Tanzfläche. Das Gasthaus ist ebenfalls verkleidet. Mit einem Hamburger Wappen, der Zeichnung weiblicher Schenkel und einem Schild gibt sich das Lokal als das „Zur Ritze“ auf St. Pauli aus.

Es wird gefeiert und gesunden

Im Gasthaus erreicht die Stimmung mit dem Villinger Schunkellied ihren Höhepunkt. Beinahe ausnahmslos haken sich die Gäste im Alter zwischen 18 und 35 Jahren ein und singen die Worte „Z‘Villinge i de Narrestadt“ inbrünstig mit. Immer wieder singen Menschen aus dem Publikum dem DJ ins Mikro: „Narri Narro.“

Auch die Imbisse sind gut besucht und vor den Läden stehen die Menschen mit Döner oder sitzen mit Pizza auf dem Boden.

Andere, die gerade in die Färberstraße eingebogen sind, nutzen einen Einkaufswagen als Karussell. Während ein oder zwei Menschen in dem Wagen liegen, dreht sich ein anderer mit dem Wagen um die eigene Achse und ruft immer wieder: „Das Karussell von Villingen!“ Das sorgt auch bei den Umstehenden für Lacher.

Die Stimmung in der Färbergasse am Schmotzige Dunstig. Video: Stein, Moritz

Zwei Einsätze für die Ordnungshüter

Gegen 22 Uhr kommt es in einer der Bars zu einer handfesten Auseinandersetzung, wie Nicole Minge von der Polizei berichtet. Ein 26-jähriger Mann soll einem 25-Jährigen ins Gesicht geschlagen haben. Beide Männer sollen zu dem Zeitpunkt alkoholisiert gewesen sein. Der Auslöser für den Streit ist jedoch nicht bekannt, die Polizei ermittelt wegen Körperverletzung.

Abgesehen kommt die Polizei nur ein weiteres Mal in dieser Nacht zum Einsatz. Erneut wird eine Körperverletzung angezeigt, berichtet Nicole Minge. Ob es sich hier aber wirklich um eine Straftat handelt, ist nicht klar. „Da gibt es bei der Aussage ein paar Unstimmigkeiten“, erklärt Minge.

Polizei bilanziert eine recht friedliche Nacht

Insgesamt ist die Polizei mit dem Abend zufrieden: „Es war tatsächlich eine recht friedliche Nacht“, erklärt die Polizeisprecherin.

Auch gegen Mitternacht herrscht in der Färberstraße immer noch ein ähnliches Bild vor den Lokalen. Trotz zwischenzeitigem Regen stehen einige Leute draußen. Doch einige machen sich bereits auf den Heimweg.

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