Nach jahrelanger Zwangspause geht er in wenigen Wochen wieder an den Start: Der 16 Meter lange Elferratsstamm der Glonki-Gilde ist beim Großen Umzug am Fasnetsdienstag wieder mit von der Partie. Zu verdanken ist dies einem kuriosen Zufall.

Wenn der Gigant langsam an der Zuschauermenge vorbeirollte, war dies stets einer der Höhepunkte beim Umzug in Villingen. Der eindrucksvolle Wagen besteht aus riesigen Stämmen, darauf thront ganz oben der Elferrat mit Körben voller Leckereien fürs närrische Volk. Gezogen wird das Gefährt von vier kräftigen Rössern. Und genau hier liegt der Knackpunkt, der der Grund für die jahrelange Zwangspause war.

Tiere mit ganz besonderen Qualitäten

Der Landwirt nämlich, der mit seinen Pferden dafür verantwortlich zeichnete, konnte nicht mehr fahren. Die Gilde stand ohne Kutscher und Rösser da, nun war guter Rat teuer. Denn natürlich eignet sich nicht jedes Tier gleichermaßen für ehrenvolle Aufgabe vor dem längsten pferdegezogenen Fuhrwerk im gesamten Großen Umzug. Stark müssen die Tiere sein, nicht schreckhaft, sie müssen zudem Erfahrung im Holzrücken haben.

Auch für 2024 sah es zunächst düster aus

Sämtliche Pferde in der gesamten Region, die diese Kriterien erfüllen, waren jedoch bereits ausgebucht. Also fehlte der Elferratsstamm fortan am Fasnetsdienstag. „Wir waren eigentlich schon sicher, dass der Stamm auch dieses Jahr nicht fahren kann“, sagt Michael Ganter, Wagenbauchef der Glonkis. Bis Kommissar Zufall an einem Dezembertag eingriff.

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Ein Herr aus der Region Weingarten weilte zur Reha in der Region. Just an jenem Tag wurde er entlassen und ließ sich mit dem Taxi nach Hause kutschieren. An dessen Steuer wiederum saß ein Mitglied der Glonki-Gilde. Welch ein Glücksfall, wie sich bald herausstellen konnte. Die beiden Herren kamen ins Gespräch, es ging um dieses und um jenes – und irgendwann kam die Rede auch auf den mächtigen Stamm und das große Pferdeproblem der Glonkis.

Die stolzen Schwarzwälder von Züchter Werner Schultheiß werden am Fasnetsdienstag den riesigen Elferratsstamm der Glonki-Gilde ziehen.
Die stolzen Schwarzwälder von Züchter Werner Schultheiß werden am Fasnetsdienstag den riesigen Elferratsstamm der Glonki-Gilde ziehen. | Bild: Schultheiß, Werner

Wie sich nun herausstellte, hatte der Fahrgast einen Bekannten, der zur Lösung des Problems wurde: Pferdezüchter Werner Schultheiß aus Aach-Linz. In seinem Stall hat er prächtige Schwarzwälder Kaltblüter mit geprüft sanftem Wesen und viel Umzugserfahrung – die perfekte Neu-Besetzung für den Job vor dem Glonki-Langholzwagen.

Rösser und Kutscher mit ganz viel Erfahrung

Denn Schultheiß und seine Rösser sind alte Hasen in dem Metier. Seit 25 Jahren fährt der Züchter bei historischen Umzügen mit, seit zwei Jahrzehnten ist er bei der Überlinger Fasnet mit von der Partie. Am Fasnetsdienstag jedoch war der Terminkalender des Pferdefachmanns noch leer. „Wir kommen sehr gerne“, sagt Werner Schultheiß. Nach Villingen werden ihn seine beiden Töchter Selina und Svenja begleiten – beide erfahrene Kutscherinnen.

Warten auf die Genehmigung

Noch ist die finale Genehmigung der Stadt VS für den Stamm-Start zwar nicht da. Michael Ganter ist jedoch guter Hoffnung, dass das nur noch eine Frage der Zeit ist. „Das müsste erfahrungsgemäß klappen“, sagt er und freut sich schon auf den Moment, wenn der Gigant am Fasnetsdienstag startet.

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