Ein herrenloser Rembrandt wird gefunden – doch keiner vermisst ihn, keiner will ihn zurückhaben. Unglaublich? In der Doppelstadt hat sich dies vor einigen Monaten fast so zugetragen. Für ein Startgebot von 200 Euro kann sich jetzt jedermann das Ölgemälde ins heimische Wohnzimmer hängen. Doch gemach: Bei dem ungewöhnlichen Fundstück handelt es sich selbstverständlich nur um eine Kopie.
Das Bild mit dem Titel „Das Mädchen am Fenster“ ist das wohl ungewöhnlichste Stück, das bei der Fundsachenversteigerung der Stadt Villingen-Schwenningen unter den Hammer kommen wird. 63 Posten sind es insgesamt, die ab 1. Mai, Punkt 18 Uhr, für zehn Tage zur Versteigerung anstehen. Zum zweiten Mal nach 2024 läuft die Auktion komplett online.

Nicole Gammon, stellvertretende Leiterin des Bürgerservice und mit verantwortlich für die Versteigerung, wundert sich immer wieder, was so alles bei den Fundbüros in V und S abgegeben und nie vermisst wird. „Wir würden oft gerne wissen, was da wohl für Geschichten dahinter stecken“, bestätigt sie.
Fakt ist jedenfalls: Was nach einem halben Jahr nicht abgeholt wird, landet in der jährlichen Versteigerung. Nach der Premiere im vergangenen Jahr findet diese erneut ausschließlich online statt.
Bis das Mädchen mit dem melancholischen Blick auf dem Ölgemälde jedoch ein Teil der Versteigerung wurde, hatte es einen langen Weg hinter sich. Zunächst war es nämlich bei der Polizei gelandet. „Es wurde dort von einer Frau abgegeben, die widersprüchliche Angaben machte“, erzählt Nicole Gammon.

Die Beamten wurden stutzig, schauten genauer hin – doch eine Straftat steckte offenbar keine hinter dem Bild, stellte sich am Ende heraus. Dass das Gemälde nicht das Original ist, das im Jahr 1645 von dem berühmten holländischen Barockmaler Rembrandt van Rijn geschaffen wurde, sondern bloß eine Kopie, stellte sich ebenfalls schnell heraus. Und so kam es irgendwann ins Fundbüro der Stadt.
Ähnlich lief es mit einem gelben Bolzenschneider, den ein Kind beim Spielen in der Nähe von Nordstetten entdeckt hatte. Auch er kommt bei der Onlineversteigerung unter den Hammer. „Auch dieser wurde zuerst der Polizei übergeben und geprüft, ob er mit einer Straftat in Verbindung steht“, berichtet Nicole Gammon. Die Antwort lautete am Ende Nein, das Startgebot liegt nun bei 30 Euro.
Der größte Posten – und die größte Attraktion – bei der Fundsachenversteigerung sind aber einmal mehr die Fahrräder. Vom eher schrottigen Drahtesel bis zum schicken Bike ist hier alles Mögliche dabei, weiß die stellvertretende Bürgerservice-Leiterin. Auch vier E-Bikes, die offenkundig keiner vermisst, sowie mehrere Elektroroller sind zu haben. „Fahrräder gehen immer gut weg, das ist immer der Höhepunkt“, weiß Gammon.
Handys, einige Uhren sowie eine Auswahl an Schmuck stehen ebenfalls zum Verkauf, ebenso eine komplette Münzsammlung. Diese kam über eine Bank zur Stadt, erzählt Nicole Gammon. „Dort wurde sie relativ lange aufbewahrt, aber keiner hat sich gemeldet.“
Auswahl an kuriosen Paketen
Manche Dinge gibt es auch nur im Paket zu ersteigern. Ein paar Beispiele gefällig? Da wäre etwa die Sammlung von 15 Sonnen- und 17 Lesebrillen, das Schirm-Paket mit 23 Exemplaren oder ein Technikpaket unter anderem mit original verpackten Kopfhörern.