Die Augen der Bundesrepublik sind nach den Koalitionsverhandlungen auf Berlin gerichtet – und auch auf Donaueschingen. Weshalb? Thorsten Frei, Ex-Oberbürgermeister der Quellstadt, heutiger CDU-Bundestagsabgeordneter und Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, gilt als enger Vertrauter des künftigen Kanzlers Friedrich Merz und ist nun vollends auf dem weltpolitischen Parkett angekommen.
Auch in den Koalitionsverhandlungen war er an vorderster Front dabei. Seit Wochen wird bundesweit darüber spekuliert, welcher Ministerposten für den Donaueschinger herausspringt.
So wichtig ist ihm Donaueschingen
Im Gespräch mit dem SÜDKURIER will Thorsten Frei zwar noch keine Details über seine politische Zukunft kundtun, doch eines ist unumstritten: Er wird eine wichtige Rolle in der neuen Bundesregierung einnehmen.

Ein Grund mehr, bei dem ehemaligen Rathauschef nachzufragen: Was verbindet ihn heute noch mit seiner alten Wirkungsstätte und dem Ort, wo er erste Regierungserfahrung sammelte – wenn auch in kleinerem Stil als nun in Berlin?
„Das ist unsere Heimat“
Frei lebt seit Beginn seiner OB-Amtszeit im Jahr 2004 mit seiner Familie in der Donauquellstadt und für ihn ist Donaueschingen ein Ruhepol. „Ich empfinde Donaueschingen als meine Heimat, auch wenn ich aufgrund meiner Arbeit tatsächlich den Großteil meiner Zeit in Berlin bin“, so Frei. „Meine Frau, meine drei Kinder und ich sind hier verwurzelt, da gibt es nichts daran zu rütteln.“

Umzug kam nie infrage
Zwar hat er auch in Berlin eine kleine Wohnung – „auf überschaubaren 35 Quadratmetern“ – doch ein Umzug in die Hauptstadt kam für die Familie nie infrage. „Ich habe hier im Wahlkreis das Direktmandat geholt, dementsprechend ist es mir auch wichtig, hier verortet zu sein, mit den Bürgern weiterhin ins Gespräch zu kommen und nah an den Wählern zu sein.“ Er pendelt zwischen Berlin und Donaueschingen, damit er seine Familie regelmäßig zu Gesicht bekommt. „Meist mit dem Flieger, da meine Zeit begrenzt ist.“
Rückblickend ist die Zeit als Oberbürgermeister in Donaueschingen für ihn so prägend, wie keine Zeit zuvor oder danach. „Alles, was ich in der Amtsstube des Donaueschinger Rathauses gelernt habe, war mir in meiner späteren Tätigkeit in Berlin zum Vorteil. Zum Beispiel, wie es ist, eine Verwaltung zu leiten. Die Grundmechanismen sind nämlich überall dieselben.“
Im Kleinen wie im Großen
Unter anderem in Donaueschingen und in seiner Zeit als Bad Säckinger Gemeinderat habe er gelernt, wie das Zusammenspiel mit den Fraktionen funktioniert. Und wie es gelingt, mit diversen Fraktionen und mit unterschiedlichen Interessensgemeinschaften zusammen und im gemeinsamen Diskurs Mehrheiten zu bilden.
„Meine Erkenntnis daraus war: Man kommt nur zu einem guten Ergebnis, wenn alle Rädchen ineinander greifen und man es schafft, eine positive Stimmung im Rathaus und in der Stadt zu schaffen.“
Sein Credo während seiner Amtszeit war: „Das Wohl der Stadt muss über Partikularinteressen stehen. Und das sind Erfahrungen, die man ein Stück weit auch auf die nationale Politik übertragen kann. Am Ende wird man nur erfolgreich sein, wenn man das Gesamte in den Mittelpunkt rückt.“ Die Kommunalpolitik habe ihn gelehrt, wie man auch in der Bundespolitik agiert.

Ein Weggefährte berichtet
Und obwohl der studierte Rechtsanwalt nun wohl bald zu einem höheren Amt berufen wird, blickt Frei mit Stolz auf seine Zeit als Donaueschinger Oberbürgermeister zurück. „Ich habe das Amt mit Haut und Haaren ausgeübt. Ich bin in der Aufgabe voll aufgegangen.“
Und egal, welchen Ministerposten Frei bekommt – eines ist klar: Die Donaueschinger sind jetzt stolz auf ihren Ex-Oberbürgermeister – wie auch Bernhard Kaiser bezeugt, der Thorsten Freis politische Karriere von Beginn an verfolgt und über seine neunjährige Amtsperiode hinweg begleitet hat. Kaiser war 36 Jahre lang als Bürgermeister eine Konstante im Donaueschinger Rathaus.
Viel Lob für Frei
„Ich erinnere mich noch genau, als im August 2004 ein 31-jähriger, sympathischer Mann in meiner Amtsstube saß und seine Bewerbungsunterlagen für den Posten des Oberbürgermeisters abgegeben hat“, lässt Kaiser Revue passieren. „Noch bevor er gewählt wurde und im Dienst war, saßen nächtelang beisammen und haben gemeinsam einen Haushaltsplan für ein damals schwieriges Jahr erstellt“, erinnert sich Kaiser.

Kaiser ist voll des Lobes für Frei. „Ich habe selten jemanden erlebt, der mit solch‘ einer Intelligenz, solchen rhetorischen Fähigkeiten und mit solch‘ einer Freude an der Arbeit und einer Geradlinigkeit unterwegs war, wie Thorsten Frei“, so Kaiser.
Kaiser selbst bewundert Frei für seinen Ehrgeiz und seine klare Zielsetzung, die sich stringent durch seine OB-Amtsjahre durchgezogen habe. „Er ist beispielsweise konsequent die Erneuerung der Donauhalle angegangen. Das hat er souverän gemeistert.“
Ein Ratschlag vom Kollegen
Kaiser selbst habe dem OB, als er neu ins Amt gewählt wurde, geraten: „Immer wieder nach hinten schauen, ob alle noch mit dabei sind.“
Frei sei dann stets mit einer klaren Marschrichtung unterwegs gewesen. „Da musste man dann schon schauen, dass man hinterherkommt, er hat eine hohe Geschwindigkeit an den Tag gelegt. Er war ein Macher durch und durch“, so Kaiser.
Die neun gemeinsamen Jahre im Rathaus seien für Kaiser zwar auch anstrengend gewesen, wie er sagt – jedoch möchte er keine Sekunde davon missen. „Denn die Zusammenarbeit mit Thorsten Frei war unglaublich bereichernd. Er hat Impulse in der Stadt gesetzt, die heute noch spürbar sind. Das muss man ihm hoch anrechnen.“