Beim Hotel Restaurant Diegner geht es derzeit um die ganz großen Fragen. Bleibt das Haus bestehen oder muss das altehrwürdige Gebäude den Platz frei machen für ein neues Konzept?
Seit die Stadt Villingen-Schwenningen im Juni 2021 die Immobilie von der Familie Demmel gekauft hat, wird eines immer klarer: Die Zukunft der Adresse in der Parklandschaft über den Dächern der Stadt ist offen wie noch nie.
Die Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung fungiert seit 1. November 2021 als Eigentümerin des Hauses. Geschäftsführer Matthias Jendryschik führt für die städtische Gesellschaft aktuell viele Gespräche, um die Neuausrichtung der Immobilie möglichst prosperierend und zukunftssicher zu gestalten.
Wie dieses Ringen um eine gute Lösung ausgeht, ist derzeit völlig ungeklärt. Zwischenzeitlich debattierte Überlegungen wie etwa die Frage, hier einen Biergarten anzusiedeln, sind zur Zeit in den Hintergrund geraten.
Mehrere Interessenten
Bei Jendryschik ist das Thema in den Händen eines gebürtigen Villingers. „Ja, ich verhandle derzeit mit mehreren Interessenten“, sagt er auf Nachfrage dieser Redaktion. Auch Besichtigungen habe es schon gegeben, bestätigt er.
Nach Informationen des SÜDKURIER gibt es auch einen Interessenten, der das Bestandsgebäude abreißen und durch einen geeigneteren Neubau für eine Gastronomie ersetzen möchte.
Das Diegner unter der Spitzhacke? Das ist eine von mehreren Zukunftsideen für das Haus, das unter anderem auch durch seine einzigartige Lage über den Dächern der Stadt besticht.
Zwischen Emotion und Aufbruch
Martin Demmel wird es schwer ums Herz, wenn er durch die überwiegend weiß gehaltenen Räume führt. „Ich hänge da sehr daran“, sagt er. Andererseits: Er will sich auch nicht auf der Nase herumtanzen lassen.
Der Pachtvertrag der Familie läuft zum November 2023 aus. Eine der Optionen war und ist, dass die Demmels das Haus weiterführen. Der Sohn Jochen Demmel führt aber seine eigene Gastronomie mit dem Gasthof Waldeck in St. Georgen-Oberkirnach. Ob er das Haus in Villingen weiterführen will, ist offiziell derzeit unbeantwortet.

Martin Demmel weist zu dieser Frage auf die Herausforderungen der Branche hin, wenn er in die Zukunft schaut. „Wir in der Gastronomie finden immer schwerer Mitarbeiter“, sagt er zuerst. Wesentlich erschwert werde die Lage durch Energiepreise und Inflation.

Der 64-Jährige freut sich, dass er derzeit viele Kommunionsfeiern als Diegner-Wirt veranstalten darf. Er verschweigt aber auch nicht, dass es „viele Wochenenden ohne Buchungsanfragen gibt“. „Die schönen Familienfeiern im Restaurant können oder wollen sich viele nicht mehr leisten“, offenbart er.
„Wirklich was los ist bei vielen Wirten oft nur noch samstags“, schildert er weiter. Obendrein konzentriere sich der Betrieb auf viele spezielle Wochenenden. Leider müssten deshalb auch etliche Anfragen abschlägig beschieden werden, erklärt er.
Harter Schnitt ist möglich
Die Demmels haben viele Herzen in ihren Räumen aufgehängt. Martin Demmel kann aber auch anders. „Wenn wir nicht zu einer Lösung finden, dann ziehen wir eben aus“, formuliert er.
Er lässt durchblicken, dass aktuell mit dem Diegner kaum Geld zu verdienen sei. In seiner Familie gebe es deshalb auch Stimmen, die einen harten Schnitt befürworteten.

Noch eine Option: Theoretisch könnte die Stadt das Diegner auch selbst als Caterer betreiben. Dass dies grundsätzlich möglich ist, zeigt das städtische Hallenmanagement immer wieder mit Veranstaltungs-Bewirtungen, etwa im Theater am Ring.