Villingen-Schwenningen Auch nach 80 Jahren sind die Schrecken des Atomwaffenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki nicht vergessen. Mit dem gemeinsamen Glockenläuten des katholischen Münsters und der evangelischen Johanneskirche begann das Gedenken an die Ereignisse im August 1945. Die Mitglieder des Regionalen Friedensbündnisses Villingen-Schwenningen hatten die Veranstaltung vor dem Franziskaner Museum organisiert. Yuko Koyama und Aya Koyama umrahmten die Gedenkstunde mit Musik aus Japan. Bei der Begrüßung der rund 60 Teilnehmer warnte Christa Lörcher vor der Akzeptanz des Einsatzes von Atomwaffen. „Diplomatie statt Waffen“ sei eine sehr vernünftige Forderung, die mit vielen Bemühungen und teilweisen Erfolgen umgesetzt werde. Mit dem Bericht von Hideto Sotobayashi beschrieb Almut Meyer die Erinnerungen eines Zeitzeugen. Am 6. August 1945 war der 15-Jährige in der Schule, als die Bombe auf Hiroshima fiel. Obwohl auch die Überlebenden jahrelang an den Folgen der Ereignisse und Spätschaden litten, wurden sie in Japan lange geächtet.
Der Villinger Allgemeinarzt Helmut Lohrer gehört zum Vorstand der deutschen Sektion der internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) und ist Mitbegründer von Ican – einer Kampagne zum Verbot von Atomwaffen. In seinem beeindruckenden Schwerpunktvortrag analysierte Lohrer die Auswirkungen des Einsatzes von Atomwaffen durch die USA im August 1945 und beschrieb die Schwierigkeiten, aus diesen Ereignissen zu lernen. Die Existenz von mehr als 12.000 Atomwaffen werde mit „nuklearer Abschreckung“ begründet. Parallel dazu gebe es eine Renaissance von Zivilschutzprogrammen, die Menschen die Illusion vermitteln, einen Atomkrieg überleben zu können. „Der einzige wirkliche Schutz vor einem Atomkrieg ist, ihn zu verhindern.“
Der Friedensaktivist hofft auf den Atomwaffenverbotsantrag, der 2017 von einer Mehrheit der UN-Mitgliedsstaaten beschlossen wurde. Weder Deutschland noch die Atomwaffenstaaten hätten diesen Vertrag bis jetzt unterzeichnet. In Zeiten, in denen Aufrüstung als „Zeitenwende“ gefeiert werde, dürfe man nicht resignieren. „Die Mühe, aus der Geschichte zu lernen, ist überlebenswichtig“, erklärte Lohrer.
Was Bürgermeister mit dem Frieden zu tun haben, beschrieb Christa Lörcher in ihrem Beitrag über die Initiative Mayors for Peace. Die 2005 von den Bürgermeistern von Hiroshima und Nagasaki gegründete Initiative umfasse jetzt 8472 Städte in 166 Ländern. Seit 2005 gehöre auch Villingen-Schwenningen zu dem weltweiten Friedensnetz. Arno Weber verwies auf Friedensnobelpreise, die bisher Menschen und Organisationen erhielten, die sich für Frieden einsetzen. Der Furtwanger Hochschullehrer hofft, dass ein „Nie wieder“ für immer ein „Nie wieder“ bleibt.