Villingen-Schwenningen – Das hatte sich Stephan Rößler im Vorfeld wahrscheinlich auch nicht so gedacht, dass die Buchvorstellung „Dunst“ mit Arbeiten des Künstlers Holger Bunk, der im vergangenen Jahr die Städtische Galerie mit einer imposanten Einzelausstellung bespielte, sein letzter Auftritt in seiner Funktion als Galerieleiter werden würde.
Die Präsentation der neuesten überaus aufwendig gestalteten und hergestellten Publikation der Städtischen Galerie war zugleich die Abschiedsvorstellung von Stephan Rößler, der die Stadt nach rund vier Jahren erfolgreicher Arbeit als Leiter der Städtischen Galerie und der Schwenninger Museen verlässt und ab Mai das Kunstmuseum Reutlingen leiten wird.
Der Einladung zum Vortrag und zum „… letzten Glas im Stehen“ folgten viele Gäste, Kollegen und Weggefährten an einen Ort, der ganz bewusst gewählt wurde. Der Abend fand im Freiraum des Uhrenindustriemuseums statt, an jenem Ort, den Stephan Rößler als zentrale Fläche, als verbindendes räumliches Scharnier für das bis ins letzte Detail geplante Museumsquartier Bürk konzipiert hat. Dass der Raum für den intensiven Austausch, für Workshops, als Ort des Dialogs bestens funktioniert, wurde bereits mit der Ausstellung „Stadt(t)räume“ unter Beweis gestellt.
Der Traum vom identitätsstiftenden Raum, vom Museumsquartier, das Heimatmuseum, Uhrenindustriemuseum und Städtische Galerie unter einem Dach vereinen sollte, ist bekanntermaßen geplatzt. Das hinderte Stephan Rößler indes nicht, an seinem letzten Arbeitstag wie gewohnt als überzeugender Kommunikator die im renommierten Salon Verlag herausgegebene und über die Buchhandlung Walther König international in Museumsshops vertriebene Publikation vorzustellen.
Das auf 300 Exemplare limitierte großformatige Künstlerbuch besteht aus zwei Teilen: Zum einen finden sich auf 36 Seiten die titelgebende Serie „Dunst“, Blatt für Blatt, wie sie im vergangenen Jahr in der Galerie zu sehen war. Der zweite Teil besteht aus einer Ausstellungsdokumentation von dem bekannten Kunstfotographen Bernhard Kahrmann und einer wissenschaftlichen Einordnung der Kunstdrucke von Stephan Rößler. Durch die besondere Drucktechnik in dem seltenen Risographieverfahren wird jedes Exemplar zu einem Unikat, zu einem eigenen Kunstwerk.
Gespannt konnte man auf die in der Einladung angekündigte Überraschung sein. Stephan Rößler ist es gelungen, die komplette Serie „Dunst“ überaus kostengünstig zu erwerben. Er selbst sehe es als ein „Riesen-Geschenk“ des Künstlers, man kann es aber durchaus auch als ein Abschiedsgeschenk an die Galerie des scheidenden Galerieleiters sehen. „Reisende sollte man bekanntlich nicht aufhalten“, so Interims-Kulturamtsleiter Andreas Dobmeier. Er würde ihn aber doch so gerne aufhalten, weiterzureisen. Rößler habe bewiesen, wieviel man bewegen kann, mit Visionen, Kreativität und Tatkraft. Durch die zahlreichen Ausstellungen und unterschiedlichsten Aktionen habe er die Galerie nicht nur in der Region verankert, sondern ihr auch internationalen Stellenwert verschafft.
„Stephan Rößler, der das Betriebssystem Kunst beherrscht, brannte für das Projekt Bürk“. Dobmeier, der die Zusammenarbeit mit Rössler außerordentlich geschätzt hat, verabschiedet einen „hochmotivierten Teamplayer und herrlichen Kommunikator“, der das Museum stets als „dritten Ort“ – als Ermöglichungsraum und Diskussionsforum gesehen habe. Er verabschiedet einen Macher, der sein Tun immer auch als „Agieren unter größtmöglicher Unsicherheit“ gesehen hat.