Einkaufen, obwohl die Geschäfte pandemiebedingt geschlossen sein müssen – seit 11. Januar dürfen Einzelhändler ihre Ware zumindest wieder per Abholservice anbieten. Der SÜDKURIER hat bei einigen Einzelhändlern in der Villinger Innenstadt nachgefragt, ob die Kunden das Angebot wahrnehmen. Und ob man damit neue Kunden gewinnen und finanzielle Verluste auffangen kann.

Grießhaber Schmuck in der Villinger Rietstraße.
Grießhaber Schmuck in der Villinger Rietstraße. | Bild: Matthias Jundt
  • Juwelier Grießhaber: Für Stefan Kleyling, einem der Geschäftsführer des Juwelier Grießhaber, kommt es wesentlich auf die Präsentation nach außen hin an: „Für uns ist die Schaufenstergestaltung sehr wichtig.“ Kunden mit einem Bedarf, etwa für einen speziellen Anlass, würden die Produkte im Schaufenster sehen und telefonisch bestellen. „Wir haben feste Abholzeiten von montags bis samstags jeweils vormittags oder nach Vereinbarung. Wir übergeben den Kunden dann die Ware quasi im Türbogen“, sagt Kleyling. Fast noch wichtiger als der Verkauf sei jedoch die Möglichkeit, den Kunden den gewohnten Service anbieten zu können. Der Uhrmachermeister sagt: „Kunden reichen uns beispielsweise eine Uhr mit kaputtem Armband herein und können es einige Tage später wieder abholen.“ Auch Gegenstände, die die Kunden noch vor dem Lockdown zur Reparatur abgegeben hätten, könnten sie jetzt wieder abholen. Wie Kleyling sagt, fehlt der persönliche Kontakt zu den Kunden doch sehr. „Es wäre an der Zeit, dass man einzelne Kunden ins Geschäft lassen kann.“
  • Buchhandlung Osiander: In der Buchhandlung Osiander bietet Click & Collect zumindest die Möglichkeit, den Kontakt zu den Kunden wieder aufrecht zu erhalten. „Es könnte noch aktiver genutzt werden, aber es wird angenommen“, sagt Filialleiterin Ulrike Eppel. Neue Kunden würde man dadurch allerdings nicht gewinnen. „Wir haben hauptsächlich Stammkunden und viele Villinger, die sich unheimlich freuen, dass man wieder für sie da sein kann und sie konkrete Beratung bekommen, wenn sie beispielsweise die passende Lektüre für eine bestimmte Altersgruppe suchen“, so Eppel weiter. Finanziell wirkt sich Click & Collect allerdings nur als „Mini-Tropfen auf den heißen Stein aus“. Eppel: „Nicht im Ansatz kann man damit finanzielle Verluste auffangen. Weil alles ganz schnell gehen muss und die Kunden nur ihre bestellte Ware abholen. Das ist so wie shoppen gehen und sich Anregungen vor Ort holen.“
Das Maßatelier Massnahme steht im Kontakt mit dem Landratsamt. Das Ziel ist, wieder arbeiten zu können.
Das Maßatelier Massnahme steht im Kontakt mit dem Landratsamt. Das Ziel ist, wieder arbeiten zu können. | Bild: Matthias Jundt
  • Maßatelier Maßnahme: Für das Maßatelier „Maßnahme“ ist das Konzept Click & Collect keine wirkliche Alternative. „Wir sind dazu verdammt, still zu stehen“, sagt Marco Totzek, der das Franchise-Konzept seit rund zwei Jahren in Villingen betreibt. Sein Atelier zählt zu den körpernahmen Dienstleistern: „Wir müssen nun mal ran an den Kunden, um Maß zu nehmen für Hochzeits- oder Businessanzüge.“ Dabei ließen sich in seinem Atelier die Vorsichtsmaßnahmen gut umsetzen. Er wünschte sich Regelungen für kleine Betriebe. Totzek: „Wir haben ja jeweils nur einen Kunden im Geschäft.“ Er sei deshalb in Kontakt mit dem Ordnungsamt und dem Landratsamt, bislang allerdings ohne Erfolg.
Für Morys Hofbuchhandlung lassen sich die finanziellen Einbußen durch den Lockdown in keinster Weise auffangen.
Für Morys Hofbuchhandlung lassen sich die finanziellen Einbußen durch den Lockdown in keinster Weise auffangen. | Bild: Matthias Jundt
  • Morys Hofbuchhandlung: Jürgen Schaumann von Morys Hofbuchhandlung, bewertet Click & Collect als Möglichkeit, den Kontakt zu den Kunden zu halten: „Es wird gut angenommen.“ Der Großteil der Kunden nutzt die telefonische Erreichbarkeit. „Da findet dann auch eine kleine telefonische Beratung statt“, so Schaumann weiter. Neue Kunden gewinne man dadurch aber eher weniger: „Es sind die Kunden, die einem treu geblieben sind, die zur Stadt und zum Einzelhandel halten.“ Die finanziellen Einbußen lassen sich „in keinster Weise auffangen“. Die Möglichkeit sei ein Service am Kunden und um den Kontakt zu ihm zu halten.
  • Soundservice VS: Bei Gunnar Frey vom Plattenladen Soundservice läuft dagegen Clic & Collect sehr bescheiden. „Die Ernüchterung kam bereits nach wenigen Tagen. Mehr als ein warmes Mittagessen springt da nicht raus“, sagt der Anbieter von Platten für jeglichen Musikgeschmack. Wie er sagt, retten ihn in diesen Monaten eher seine Beratungen per Video-Whatsapp und die Facebook-Livestreams, in denen er seine Tonträger vorstellt. Wichtig sei für ihn, die Stammkundschaft zu pflegen: „Und die treuen Fans wollen einen ja auch unterstützen.“