Eine nostalgische Perspektive mit ganz viel Sehnsucht nach Tradition – das war das Credo des Villinger Malers Albert Säger. „Nette zeitgenössische Postkartenästhetik“, nennt es Peter Graßmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Franziskanermuseum ganz salopp.
Das Museum rückt jetzt die Werke des Malers, der etwas in Vergessenheit geraten ist, in einer Sonderausstellung anlässlich des 100. Todestages in den Fokus der Öffentlichkeit. Mehr als 300 Exponate sind ab Sommer zu sehen.
Keine modernen Elemente
Automobile, Strommasten, die Betriebsamkeit rund um den Bahnhof, die Schnelllebigkeit auf dem Höhepunkt der Industrialisierung – all diese modernen Elemente sucht man vergebens in den Bildwelten Albert Sägers.
Der Künstler wurde am 30. Januar 1866 geboren und starb am 28. November 1924. Menschen dienen in Sägers Bildern lediglich zur Staffage.
Anstelle einer expressionistischen Zeitkritik – immerhin befinden wir uns in der Zeit des Ersten Weltkrieges – ist in den historisierenden Bildern ein Rückbezug zum Biedermeier auszumachen.
Sehnsucht nach Tradition
Peter Graßmann hat nun mit Museumsleiterin Anita Auer und der Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Claudia Geiser, das Jahresprogramms des Museums vorgestellt. Der Höhepunkt ist im Sommer die Sonderausstellung „Sehr schön gmolt... – Die Welt des Albert Säger“.

Etwas in Vergessenheit geraten
Wenngleich Säger als Künstler ein Stück weit in Vergessenheit geriet, hat der Spross einer Familie von Malern in seiner Heimatstadt Spuren hinterlassen und prägt ganz selbstverständlich das Villinger Stadtbild noch heute.
Die mittlerweile überarbeitete Fassadenmalerei am eigenen Wohnhaus in der Rietstraße 30, wo sich heute das Café Dammert befindet, und in direkter Nachbarschaft das Wandbild der Kreuzaufrichtung am Riettor: Sie sind durchaus unterschiedliche Malereien, die aber alle die Handschrift Albert Sägers aufweisen.
Ein beliebtes Fotomotiv in Villingen

Ein beliebtes Fotomotiv ist auch Sägers Gestaltung der Fassade des Café Raben in der Oberen Straße. Albert Säger selbst konnte sich beim Flanieren durch die Stadt nicht nur an seinen Fassadenmalereien erfreuen.

Er selbst konnte auch sein Bier inmitten seiner pittoresken Szenen aus dem historischen Villingen genießen. Seit dem Jahr 1901 bis Ende der 50er Jahre hingen die sieben großformatigen Bilder im damaligen Gasthof Meyerhof in der Niederen Straße. 1958 gelangten die Werke in die Altertümersammlung des Museums.

Im Depot vergilbt und verstaubt
Dort sind sie mehr als 50 Jahre im Depot vergilbt und verstaubt und blieben der Öffentlichkeit verborgen.
Darunter sind die Bilder aus dem Jahr 1901 – wie die Bürgerwehrsoldaten, das Turnier auf dem Münsterplatz aus Sägers Zyklus über Ereignisse der Villinger Stadtgeschichte.
Auch der imposante Einzug Kaiser Maximilians ist nun nach aufwändiger Restaurierung in der Zehntscheuer der Historischen Narrozunft wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
Kurzerhand die Jahrhunderte durchgemischt
Säger hat in die mittelalterliche Szenerie viel Fantasie einfließen lassen, die Jahrhunderte durchmischt und wohl auch das Konterfei von Zeitgenossen ins Bild geschmuggelt.
Doch die Motive beruhen durchaus auf historischen Begebenheiten, wie auch in seinen zahlreichen Gemälden und Zeichnungen, die in der Sonderausstellung gezeigt werden.
Mehr als 300 Exponate sind zu sehen
Rund 300 Exponate, davon über 90 Prozent Leihgaben, lassen die Besucher in die Bildwelt des Albert Sägers eintauchen. Szenen aus Villingen und dem Umland – oft mit rückwärtsgewandtem, verklärendem und nostalgischen Blick.
Peter Graßmann: „Seine Bilder wirken meist sehr ruhig und bedächtig und stellen kaum etwas Hektisches dar“. In seinen Werken greift der Maler als Motive typische Gebäude der Stadt auf, die markanten Türme und Stadttore, geschönte Architektur, aber auch idyllische Natur, stets bedacht darauf, das Schöne der Stadt zum Ausdruck zu bringen.
Viele Werke aus dem Atelier
An seinem vielfach zu deutendem Schaffen lässt sich exemplarisch aufzeigen, wie ein Künstler Vorlagen aus der Fotografie oder der Malerei zu eigenen Werken umgestaltete und so im Spannungsfeld zwischen Geschichte und Moderne seinen Platz fand.
Zu sehen gibt es neben den Werken aus dem Atelier Albert Sägers noch viele Vor- und Nachbilder.
Johann Nepomuk Ummenhofer stand Pate

Ein Künstler, der für Sägers Marktplatzszene unübersehbar Pate stand, war zum Beispiel Johann Nepomuk Ummenhofer mit seiner 1839 entstandenen biedermeierlichen Ansicht der „Oberen Straße“.
Albert Säger hat aber auch andere Künstler beeinflusst, seinen Stiefsohn Waldemar Flaig allemal, aber auch den Künstler Richard Ackermann.
Zumindest in der Motivwahl gibt es eine Verbindung zu Säger, aber während Sägers Blick oft nostalgisch verklärt war, bewegen sich Flaig und Ackermann expressionistisch auf der Höhe der Zeit.
Hier lesen Sie, was dieses Jahr in der Ausstellung der Jaag-Puppen alles zu sehen ist.