30 Hektar, so groß soll der Solarpark an den Bertholdshöfen im Zentralbereich zwischen Villingen und Schwenningen nun werden. Das bestätigt Oliver Bauer, Pressesprecher der Stadtwerke, auf Nachfrage. Die Flächen dafür befinden sich zum Großteil im Besitz der Stadt und des Spitalfonds.

„Ursprünglich wurde hier ein Suchraum mit einer potenziellen Fläche für eine Maximalleistung von 70 Megawattpeak (MWp) in Betracht gezogen. In diesem Gebiet gibt es Brut- und Vogelschutzgebiete, die berücksichtigt werden müssen und wir werden entsprechende Ausgleichsflächen für den Artenschutz ermöglichen und schaffen.“

Rund 80 Hektar hätte man für die ersten Planungen der Photovoltaikanlage (PV) wohl benötigt.

Jetzt ist es knapp ein Drittel geworden. „Uns ist völlig bewusst, dass dies eine riesige Fläche ist und das Landschaftsbild im Bereich der Bertholdshöfe in den kommenden Jahren verändern wird“, so Bauer.

Aber, davon ist Bauer überzeugt, es ist nötig. „Wenn wir den Blick in die Zukunft richten und unser Ziel der Klimaneutralität nicht aus den Augen verlieren möchten, so braucht es in unserer Stadt auch eine PV-Freifläche in dieser Größenordnung.“

Die Gegner

Das sehen offenbar nicht alle so. Im Mai haben anliegende Landwirte der Bertholdshöfe die IG Erbhöfe gegründet – eine Interessensgemeinschaft, die sich für den Erhalt der Landschaft an den Bertholdshöfen einsetzt. Dafür haben sie eine Online-Petition ins Leben gerufen. Innerhalb von 16 Tagen erreichen sie damit das nötige Quorum von 1100 Unterstützern.

„Wir waren ein bisschen überrascht, dass schon nach 16 Tagen das Quorum erreicht war“, sagt Dietmar Wildi, Gemeinderat der CDU und Mitbegründer der IG Erbhöfe. Inzwischen haben über 1200 Menschen unterzeichnet. Sie wollen die Petition noch zwei Monate weiterlaufen lassen. Und danach Oberbürgermeister Jürgen Roth überreichen.

Dietmar Wildi
Dietmar Wildi | Bild: Hans-Jürgen Götz

Was sie sich davon versprechen? Wildi überlegt kurz. „Einsicht“, sagt er dann. Und fügt hinzu: „Umdenken und vielleicht einen alternativen Weg.“ Sie sind nicht gegen erneuerbare Energien, das betont die IG Erbhöfe immer wieder. Ihnen geht es vor allem um das Wo.

„Es gibt so viele Alternativen oder andere Ideen, die wesentlich günstiger, nachhaltiger und effizienter sind“, sagt Wildi. „Es wäre sinnvoller, auf primär genutzte Flächen zu gehen, Parkplätze oder Dächer zum Beispiel, als auf eine Acker- oder landwirtschaftliche Nutzfläche.“

Die Stadt hält dagegen. Abgesehen davon, dass es erst einmal genügend Flächen geben müsste, so würden sich, erklärte die Pressestelle der Stadt bereits einmal auf Nachfrage des SÜDKURIER, „die Investitionen nahezu verdoppeln, wenn wir kleinteilig einzelne Dächer in der Stadt mit PV-Anlagen belegen“.

Ein Prozent der landwirtschaftlichen Fläche für Solar

250 Hektar ist die gesamte Fläche bei den Bertholdshöfen groß, die sich zwischen Zollhäusle und Kopsbühl erstreckt. Werden 30 Hektar mit PV-Modulen bebaut, entspricht das zwölf Prozent der Gesamtfläche. „88 Prozent des Naherholungsgebietes bleiben weiter bestehen“, so die Stadtwerke in einem Erklärvideo auf YouTube.

Von der bestehenden landwirtschaftlichen Nutzfläche werde, heißt es weiter, ein Prozent für die PV-Module beansprucht werden.

Auch die Modellflugzeuge am dortigen Modellflugzeugplatz könnten weiter landen und starten. Die Feldwege bleiben ebenfalls erhalten. Einzig die Sonnenblumenflächen werden weichen müssen. „Aber wir haben genug Flächen in der Stadt, wo diese auch herrlich wachsen könnten.“

Jedes Jahr ein Hingucker: Die Sonnenblumenfelder von Dietmar Wildi werden zugunsten des Solarparks weichen müssen.
Jedes Jahr ein Hingucker: Die Sonnenblumenfelder von Dietmar Wildi werden zugunsten des Solarparks weichen müssen. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Pressesprecher Oliver Bauer betont: „Wir investieren hier in die Zukunft unserer Stadt, die in einigen Jahrzehnten klimaneutral werden soll – das ist unser aller erklärtes Ziel.“

Kauf oder Enteignung ausgeschlossen

Insgesamt 21 Eigentümer gibt es in dem Bereich, die die SVS kontaktiert hat, so Bauer. „Selbstverständlich haben wir das persönliche Gespräch mit allen Beteiligten gesucht und sind in den Dialog getreten.“

Verträge sind aber noch keine unterschrieben worden, so Bauer. Und er betont: „Wir sprechen über ein Pachtmodell mit den Eigentümern. Eine Enteignung oder ein Kauf kann hier definitiv ausgeschlossen werden.“ Eigentümer erhalten bis zu 3500 Euro für ihre Flächen.

Zum weiteren Zeitplan will sich SVS-Sprecher Bauer momentan noch nicht weiter äußern. Er sagt nur: „Wir werden in einer der kommenden Gemeinderatssitzungen das Thema einbringen und die weiteren Schritte damit in die Wege leiten.“