Nach mehreren Infektionswellen und bislang sechs toten Heimbewohnern im Altenheim St. Lioba hat sich die Corona-Situation in den örtlichen Pflegeheimen wieder beruhigt. Doch wie geht es in der gefährlichen Situation jetzt weiter? Darüber und über die aktuelle Lage und über Weihnachten hat der SÜDKURIER mit Heimverantwortlichen gesprochen. Verpflichtende Corona-Schnelltests, wie von der Politik angekündigt, sind für Einrichtungen ein guter Weg, um das das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen und möglichst weitere Tote zu vermeiden.

So sieht ein Schnelltest aus.
So sieht ein Schnelltest aus. | Bild: Hans-Juergen Goetz
  • Vier Wohngruppen isoliert: 87 Bewohner und zirka 100 Mitarbeiter hat das Heilig-Geist-Spital in Villingen. Kürzlich waren dort drei Mitarbeiter und neun Bewohner positiv auf Corona getestet worden. „Noch bis zum 22. Dezember sind deswegen vier Wohngruppen komplett gesperrt“, sagt Spitalfonds-Geschäftsführer Günter Reichert im SÜDKURIER-Gespräch. Den Bewohnern gehe es zum Glück gut, manche haben leichtes Fieber, sonst aber einen milden Verlauf. Erste Mitarbeiter dürfen schon wieder aus der Quarantäne zurückkehren, wie es weitergeht, müsse man schauen.
Spitalfonds-Geschäftsführer Günter Reichert.
Spitalfonds-Geschäftsführer Günter Reichert. | Bild: Spitalfonds Villingen
  • Schnelltests nichts Neues: Eine Strategie, um das Infektionsgeschehen im Heim in den Griff zu bekommen, sind laut Reichert Schnelltests, die nun im gesamten Bundesland verpflichtend sind: „Wir lassen solche Tests schon seit Wochen von geschultem Personal durchführen. Für uns ist die neue Strategie nichts Neues“, sagt Reichert weiter. Für die Feiertage hat seine Einrichtung knapp 100 Schnelltests vorrätig. Der Geschäftsführer sagt: „Auch wenn die Tests keine hundert prozentige Sicherheit bieten, sie haben bei uns womöglich schon Schlimmeres verhindert.“ Pro Test gebe es einen Aufwand von zirka zehn Minuten. Ein Schnelltest kostet etwa zehn Euro, wer mehr auf einmal kauft, spare sich Geld. Reichert: „Wir zahlen die Tests zunächst selbst und erhalten dann neun Euro von der Krankenkasse zurück.“
  • Besuch mit Vernunft: Auch sonst ist das Heilig-Geist-Spital gut ausgestattet. Handschuhe, Schutzmasken und alles weitere sei für zwei Monate vorrätig. Das ist auch die Vorgabe der Heimaufsicht für alle Einrichtungen. Im Gespräch lobt Reichert auch die Zusammenarbeit mit dem Kreis und der Stadt. Für Weihnachten rät der Geschäftsführern Angehörigen, Besuche „mit Vernunft“ durchzuführen, also immer mit Maske und Abstand.
Michael Stöffelmeier. Er ist der Vorstandsvorsitzende des Caritas-Verbands im Schwarzwald-Baar-Kreis.
Michael Stöffelmeier. Er ist der Vorstandsvorsitzende des Caritas-Verbands im Schwarzwald-Baar-Kreis. | Bild: Caritas Schwarzwald
  • 48 Infizierte in St. Lioba: „Die Lage ist derzeit Gott sei Dank relativ gut“, sagt Michael Stöffelmeier. Er ist der Vorstandsvorsitzende des Caritas-Verbands im Schwarzwald-Baar-Kreis, zu dem auch das Altenheim St. Lioba gehört. Dabei sah es vor einiger Zeit noch anders aus: „Weil sich das Infektionsgeschehen nicht mehr auf Stationen begrenzen ließ, hatten wir die Einrichtung bis zum 14. Dezember komplett geschlossen. Es kamen keine Angehörigen rein“, so Stöffelmeier. In St. Lioba wurden von den 115 Bewohnern bislang 27 positiv auf Corona getestet. Elf davon sind genesen, sechs bislang verstorben – der letzte Mensch am 1. Dezember. Alle noch nicht Genesenen befinden sich noch in Isolation. „Von unseren 162 Mitarbeitern sind bislang 21 infiziert worden, sieben gelten als wieder gesund“, so der Vorstandsvorsitzende weiter.
  • Mitarbeiter zum Testen eingestellt: Dass die Lage derzeit gut ist, habe man auch den Schnelltests zu verdanken, so Stöffelmeier. Diese werden seit einiger Zeit immer wieder durchgeführt. Ein regelmäßiges Durchtesten aller Mitarbeiter habe es aber bislang noch nicht gegeben. Das passierte nur, wenn sich jemand unsicher war. Sogar ein neuer Mitarbeiter wurde speziell für die Durchführung der Tests eingestellt. Diese Person wird ab dem 15. Dezember dann auch die Besucher testen, Denn: „Besuche sind nur erlaubt, wenn die Angehörigen entweder einen negativen Corona-Test vorweisen können. Oder aber, sie lassen sich bei uns kostenlos testen, bevor sie das Heim betreten.“
  • Hygiene-Appell: Stöffelmeier sagt: „Wir glauben, dass wir das Infektionsgeschehen mit den Tests schnell in den Griff bekommen.“ Er hat sogar die Hoffnung, dass die Bewohner seltener die unangenehmen Tests machen müssen, wenn Besucher konsequent getestet werden. Für Weihnachten rät der Vorstandsvorsitzende der Caritas im Kreis allen, sich an die Hygieneregeln zu halten. Derzeit arbeite das Heim daran, Weihnachtsgottesdienste aus der hauseigenen Kapelle akustisch für die Bewohner übertragen zu können.
Mit diesem Bild wollten die Mitarbeiter des Pflegeheims Welvert im Frühjahr andere Menschen auf die Situation in den Heimen aufmerksam ...
Mit diesem Bild wollten die Mitarbeiter des Pflegeheims Welvert im Frühjahr andere Menschen auf die Situation in den Heimen aufmerksam machen. | Bild: Seniorenzentrum Welvert
  • Keine Heimbewohner infiziert: Die Lage im Seniorenzentrum, das von „Der Zieglerschen“ betrieben wird, ist nach Angaben von Nicola Philipp von der Unternehmenskommunikation aktuell gut. „Es gab und gibt keine Infektion unter den Bewohnern. Vier von 83 Mitarbeiterin sind im Moment in Quarantäne“, heißt es auf SÜDKURIER-Anfrage.
  • Politik soll helfen: Die von der Landesregierung zur Pflicht gemachten regelmäßigen Schnelltests in Altenheimen befürwortet die Heimleitung grundsätzlich, aber: „Wir sind auf die Unterstützung der Politik und der Kommunen angewiesen, um die dafür notwendigen personellen Ressourcen vorhalten zu können“, so Philipp weiter. Denn: Wie die Durchführung so vieler Test realisierbar sein soll, sei bislang unbeantwortet. Das Unternehmen beklagt, dass die Politik die Verantwortung für die Durchführung in die Hände der Heime und Träger legt, obwohl die Arbeitsbelastung der Pflegekräfte schon vor Corona hoch war. Philipp: „Diese Problematik wird auch im gesellschaftlichen Diskurs zu wenig wahrgenommen.“
Innerhalb von zehn Minuten sollen die Ergebnisse des Schnelltests da sein.
Innerhalb von zehn Minuten sollen die Ergebnisse des Schnelltests da sein. | Bild: Hans-Juergen Goetz
  • Besuche nach Anmeldung: Zu Weihnachten sehe die Besuchsregel vor, dass pro Bewohner ein Besucher und nur nach Anmeldung und mit eigener FFP2-Maske kommen darf. Videotelefonate via einrichtungseigenen Tablets und Smartphones seien weiterhin jederzeit möglich.